Schwertner an Politik: "Kein Sparen auf dem Rücken der Ärmsten"
Der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner hat an die künftige Bundesregierung appelliert, die Bekämpfung der Armut zur absoluten Priorität zu machen. Jede Sparmaßnahme sollte dahingehend überprüft werden, wie sie die Ärmsten der Gesellschaft trifft, seien es Alleinerziehende, Mindestpensionistinnen und Mindestpensionisten oder kinderreiche Familien, so Schwertner am Mittwoch im Interview mit "KroneTV".
Viele Hilfen, die es in den letzten Monaten gab, würden auslaufen, warnte der Caritasdirektor. Ein Beispiel: "Die Strompreisbremse endet mit Jahresende. Für eine Familie mit zwei Kindern bedeute das Mehrkosten von zirka 535 Euro pro Jahr." Je nach Familiengröße könnten diese Kosten bis zu 725 Euro pro Jahr gehen. "Das ist dramatisch, weil gleichzeitig auch der Energieschutzschirm für besonders für armutsbetroffene Menschen und Familien ausläuft." Es sei zu befürchten, dass sich bald wieder sehr viel mehr Menschen bei den österreichweit 71 Sozialberatungsstellen der Caritas einfinden würden.
Dass es zukünftig Sparpakete und entsprechende Schuldenregulieren brauche, sei vollkommen klar und außer Streit gestellt. "Aber Menschen, die schon jetzt kein Loch im Gürtel mehr haben, um ihn enger zu schnallen, die können ihn auch nicht enger schnallen."
Die neue Regierung müsse den Menschen Mut und Hoffnung geben, und dazu brauche es etwa eine bedarfsorientierte Mindestsicherung, eine Kindergrundsicherung oder umfassende Maßnahmen im Bereich der Pflege. Schwertner erneuerte in diesem Zusammenhang auch die Caritas-Forderung nach einem eigenen Staatssekretariat für Pflege, Betreuung und gegen Einsamkeit.
Es gäbe aber auch viele vermögende Menschen in Österreich, so Schwertner. Damit wolle er nicht einer Vermögenssteuer das Wort reden, aber: "Manchmal hat man das Gefühl, es wird am unteren Ende der Gesellschaft sehr genau alles kontrolliert, ob auch jeder Euro richtig eingesetzt wird. Am oberen Ende der Gesellschaft ist das nicht der Fall. Es ist genug für alle da, aber nicht für jedermanns Gier. Und wenn ich an einen Benko denke, dann denke ich mir, ich würde mir auch dort volle Aufklärung, volle Aufmerksamkeit wünschen, um entsprechend zu schauen, wie hier auch mit öffentlichen Mitteln und mit Steuermitteln umgegangen wurde."
Eindringlich warnte der Caritasdirektor auch davor, die Hilfe für Menschen in Not im In- und Ausland gegeneinander auszuspielen. So gehe aktuell die Hilfe für die Ukraine zurück. Das Land und seine Not leidende Bevölkerung stünden aber vor dem schlimmsten Winter seit Beginn des Krieges. Es brauche mehr Hilfe vonseiten der EU aber auch von Österreich. Lobend hob der Caritasdirektor das jüngste gemeinsame Solidaritätspaket der Caritas und der Österreichischen Bischofskonferenz hervor. Mitarbeitende der ukrainischen Caritas können in Österreich vor jeweils zwei Wochen ein wenig Erholung finden und neue Kraft tanken für ihre Arbeit im Kriegsgebiet.
Quelle: kathpress