Jungschar, Diakonie, Familienverband pochen auch Kinderrechte
Das Recht auf Gesundheit ist in Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonvention verankert. Darauf bezieht sich die Katholische Jungschar mit ihrer Forderung nach mehr Unterstützung für die psychische Gesundheit von Kindern. In einer Aussendung am Montag wies Österreichs größte Kinderorganisation auf großen Handlungsbedarf hin: "Studien zeigen, dass sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren drastisch verschlechtert hat."
Auch die evangelische Diakonie und der Katholische Familienverband (KFV) der Diözese St. Pölten nahmen den Internationalen Tag der Kinderrechte (20. November) zum Anlass für klare Positionierungen zugunsten des Kindeswohls. "Österreich braucht eine Koalition für Kindergesundheit", lautete der Appell von Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Dienstag. Und KFV-Vorsitzender Peter Pitzinger sieht das Wohl von Kleinkindern durch den wirtschaftlich bedingten Druck in Richtung außerhäusliche Betreuung bedroht.
Pandemie schwächt psychische Gesundheit
Laut einer OECD-Studie litten 2022 in Europa die Hälfte aller jungen Menschen an psychischen Problemen - "viele ohne Zugang zur erforderlichen Hilfe", wie Veronika Schippani-Stockinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar, bedauerte. Auch eine Studie der WHO aus dem Post-Corona-Jahr 2023 bestätige, dass bis zu einem Drittel der Kinder in Österreich psychisch belastet sind. Die Katholische Jungschar appellierte deshalb an die zukünftige Bundesregierung, "die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zur Priorität zu machen".
Konkret forderte Schippani-Stockinger, die Kontingente für Psychotherapie, Psychologie und psychiatrische Behandlungsplätze flächendeckend auszubauen und ausreichend Betreuungsplätze für Betroffene zu gewährleisten. Auch Prävention solle gestärkt werden, etwa durch Investitionen in außerschulische, kostenlose Freizeitmöglichkeiten und die Förderung von ehrenamtlichem Engagement, regte die Jungschar an. Durch den Ausbau von Gesundheitsbetreuung an Schulen solle die Förderung der psychischen Gesundheit auch fest in den Schulalltag integriert werden. Darüber hinaus forderte die Jungschar die rasche Umsetzung der Kindergrundsicherung, um soziale Ungleichheiten abzubauen.
Diesen Forderungen möchte sie mit vielfältigen Aktivitäten und Veranstaltungen in ganz Österreich rund um den 20. November Nachdruck verleihen. (Info: www.jungschar.at/kinderrechte)
Auch Diakonie appelliert an Politik
Die Diakonie pochte vor dem Hintergrund des Starts der Regierungsverhandlungen auf "dringende Änderungen in der Jugendhilfe und auf Unterstützung von Familien mit chronisch kranken Kindern". In ihrer Aussendung zum Welttag der Kinderrechte wies Direktorin Moser auf die mehr als 190.000 Kinder in Österreich hin, die eine chronische Krankheit wie Asthma, Rheuma, Diabetes, Krebs oder Depressionen haben. Damit verbundene Schmerzen, Nebenwirkungen von Medikamenten wie Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen, Einschränkungen durch Vorschriften bei Hygiene oder Ernährung seien "sehr herausfordernd für das Kind und für die Familie."
Für eine fachgerechte Unterstützung und Begleitung der Betroffenen müssten Lücken in Psycho-, Logo-, Physio- und Ergotherapie geschlossen werden, erklärte Moser. "Es gibt zu wenig kostenfreie Therapieplätze oder elendslange Wartezeiten." Mehr Augenmerk müsse auch auf "Jugendliche mit schwieriger Lebensgeschichte" gelegt werden. Diese bräuchten Begleitung über das 18. Lebensjahr hinaus, so die Diakonie: "Die Jugendhilfe auszubauen, muss in jedem neuen Regierungsprogramm stehen." Österreich sei hier im Europavergleich Nachzügler. Wichtig ist aus Sicht der Diakonie weiters, "dass es Kindergartenplätze für jedes Kind und später Assistenz an Schulen sowie Nachmittagsbetreuung gibt".
NÖ-Familienverband: Babys brauchen die Mutter
"Eine Mutter ist für das Baby nicht ersetzbar, eine Verkaufskraft im Supermarkt aber sehr wohl": Mit diesem Argument hat der Vorsitzende des NÖ-Familienverbandes, Peter Pitzinger, seine Skepsis gegenüber dem Ausbau der außerhäuslichen Betreuung für immer jüngere Kinder deponiert. In fast allen Gemeinden sei es nun möglich, "schon zweijährige Wickelkinder in den Kindergarten aufzunehmen", teilte Pitzinger in einer Aussendung am Dienstag mit. Seine rhetorische Nachfrage: "Entspricht das dem allgemeinen Kindeswohl oder geht es hier vor allem um die Interessen der Wirtschaft, die Arbeitskräfte braucht?"
Internationale Studien belegten, dass es die meisten Eltern am Ende des Lebens bedauern, "nicht mehr Zeit mit ihren (kleinen) Kindern verbracht zu haben". Pitzingers Appell: "Besinnen wir uns am Weltkindertag auf die Bedürfnisse vor allem von Kleinkindern, die Nestwärme brauchen, um ein Urvertrauen für das Leben aufzubauen." Für die Familienpolitik bedeute dies echte Wahlfreiheit für Eltern hinsichtlich der Erziehung und Entwicklung ihrer Kinder.
Quelle: kathpress