Hilfsorganisationen: Österreich braucht "Kinderrechtsstrategie"
Anlässlich des "Welttags der Kinderrechte" am 20. November rufen Caritas, "Jugend Eine Welt" und die Don Bosco Mission Austria dazu auf, wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der hohen Kinderarmut und der grassierenden Gewalt gegen Kinder weltweit zu setzen. Aktuell seien 473 Millionen Kinder direkt durch bewaffnete Konflikte und Kriege gefährdet; noch nie seien so viele Kinderrechtsverletzungen festzustellen gewesen wie derzeit - die Zahl der Tötungen und Verstümmelungen von Kindern sei um 35 Prozent angestiegen, verwies etwa die Caritas in einer Aussendung am Montag auf die dramatische Situation. Kinder würden immer häufiger bewusst zu Zielscheiben. Kriegs- und Konfliktparteien würden damit bewusst gegen internationales Recht verstoßen.
Alle Staaten seien daher aufgerufen, die Kinderrechte zu beachten und zu schützen. Dies gelte auch für Österreich: "Österreich braucht eine Kinderrechtsstrategie in der Außen- und Entwicklungspolitik, damit unsere Hilfe zielgerichtet erfolgt", so der Vizepräsident der Caritas Österreich, Alexander Bodmann, in der Aussendung. Zudem appellierte Bodmann an eine künftige österreichische Regierung, sich zum international vereinbarten 0,7-Prozent-Ziel für die Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe zu bekennen. "Diese Hilfe rettet Leben - darunter das Leben vieler Kinder. Und sie baut Ungleichheiten ab, verhindert Armut und Hunger und entschärft die Haupttreiber für Konflikte und Gewalt. Für ein Österreich, das Verantwortung in der Welt übernehmen will, ist diese Hilfe alternativlos."
Dramatische Beispiele für die prekäre Situation der Kinder bzw. die Missachtung von Kinderrechten stellten etwa die Situation in Gaza sowie im Sudan dar. Schließlich seien bis zu 70 Prozent der im Gaza-Krieg gemeldeten Todesopfer Frauen und Kinder. Auch sei die Ernährungssituation speziell für Kinder dramatisch. Im Sudan würden aktuell drei von vier Kindern - das entspricht 16,4 Millionen Kindern - unter akuter bis schwerer Unterernährung leiden. Es sei angesichts dessen "absolut unverständlich", warum es für die Humanitäre Hilfe für den Sudan eine Finanzierungslücke gebe und nur 1,5 Milliarden der notwendigen 2,7 Milliarden US-Dollar gesichert seien. Die Caritas sei sowohl im Sudan als auch in Gaza aktiv, um nach Möglichkeit direkte Humanitäre Hilfe zu leisten, so Bodmann.
"Jugend Eine Welt": Gemischte Bilanz
Eine gemischte Bilanz zum heurigen 35. Geburtstag der UN-Kinderrechtskonvention zog "Jugend Eine Welt" anlässlich des Welttages der Kinderrechte. Zwar sei die Konvention von 196 Staaten der Welt ratifiziert worden - auch sei insgesamt bei der Umsetzung der Kinderrechte in den 35 Jahren "einiges weitergegangen" - in jüngster Zeit hätten die Konflikte, Kriege und auch Pandemie, Inflation und andere Krisen zu deutlichen Rückschritten geführt, erklärte "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer Presseaussendung am Montag.
Auch Heiserer appellierte daher an die künftige Bundesregierung: "Maßnahmen gegen ausbeuterische Kinderarbeit und die Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes müssen explizit Teil des Regierungsprogramms werden, die künftige Regierung muss die europäische Richtlinie entschlossen und zeitnah in ein österreichisches Gesetz überführen." Am 24. November findet in Wien dazu mit der "Living Library" die nächste öffentliche Aktion der Hilfsorganisation statt: Expertinnen und Experten beantworten als "lebende Bücher" die Fragen von Interessierten (Info & Anmeldung unter www.jugendeinewelt.at/news-presse/termine).
"Jugend Eine Welt" setzt sich seit vielen Jahren gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Initiative "Kinderarbeit stoppen", der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA), Kindernothilfe Österreich, Solidar Austria (ÖGB), FAIRTRADE Österreich und Butterfly Rebels für ein strenges europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen.
Don Bosco Mission: Kinderrechte stärker schützen
Für einen stärkeren Schutz der Kinderrechte hat sich auch die Don Bosco Mission Austria ausgesprochen. "Kinderrechte sind Menschenrechte. Doch weltweit werden sie noch immer täglich verletzt. Es ist daher dringend notwendig, Kinderrechte politisch und gesellschaftlich stärker zu fördern", wird Br. Günter Mayer, Geschäftsführer der Don Bosco Mission Austria, anlässlich des Internationalen Tages der Kinderrechte am 20. November in einer Aussendung am Montag zitiert. In Österreich mag es selbstverständlich erscheinen, "doch auch hier gibt es Lücken im Schutz der Kinderrechte", so Mayer. "Gerade benachteiligte Kinder sind oft von Armut, psychischen Belastungen und Diskriminierung betroffen".
Kinderrechte müssten daher immer wieder ins Bewusstsein gehoben und die UN-Kinderrechtskonvention weltweit konsequent umgesetzt werden. "Alle Kinder müssen das Recht auf Bildung, Schutz und Förderung erhalten. Politische Entscheidungsträger und die Gesellschaft müssen stärker für die Rechte der Kinder sensibilisiert werden", betonte Mayer abschließend.
Quelle: kathpress