Kirchlicher Klimaexperte bei COP29: Verhandlungen verlaufen zäh
Eine Woche nach Beginn der UN-Klimakonferenz COP29 in Baku sind die Verhandlungen "sicher nicht so weit, wie sie sein sollten", um den globalen Klimaschutz auf finanziell tragfähige Beine zu stellen. Darauf hat Martin Krenn, Mitarbeiter der Koordinierungsstelle (KOO) der österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission und Sprecher der Allianz für Klimagerechtigkeit, am Montag im Gespräch mit Kathpress hingewiesen. Der kirchliche Klimaexperte ist - wie schon bei vorangegangenen UN-Konferenzen - als Teilnehmer vor Ort und teilt die Kritik an der unzureichend vorbereiteten Entscheidungsgrundlage für die in der zweiten Woche dazustoßenden Politikerinnen und Politiker.
Über die neuesten Entwicklungen berichtete Krenn, der Protest gegen das Vorhaben einer Gruppe von Entwicklungsländern rund um China, Saudi-Arabien, Indien und Bolivien, just jenes Arbeitsprogramm, das mehr Klimaschutz und Emissionsreduktionen vorsieht, auf kommendes Jahr zu verschieben, sei erfolgreich gewesen: Dem sollen sich nun Ministerpaare - mit jeweils einer Person aus dem Globalen Norden und dem Süden - und andere Fachleute im Rahmen der aktuellen COP29 widmen und um Kompromisse ringen.
Der Wert derartiger Tagungen auf UN-Ebene dürfe nicht unterschätzt werden, so der langjährige Experte. Dabei kämen auch Länder wie die USA und China ins Gespräch, die sonst vor allem als Kontrahenten auf der weltpolitischen Bühne agierten. Rasches Handeln ist nach Überzeugung des KOO-Experten angesagt, denn das Zeitfenster, in dem eine klimapolitische Wende überhaupt noch erreichbar ist, sei begrenzt. Und die geopolitische Situation mit vielen an die Macht gekommenen Regierungen, denen ökonomisches Wachstum viel wichtiger ist als ökologische Umkehr, sei nicht hilfreich für die Sicherung einer für die ganze Menschheitsfamilie lebenswerte Zukunft.
Dennoch sollte z.B. die Wahl des Klimaleugners Donald Trump ins Weiße Haus auch nicht überbewertet werden, so Krenn: In etlichen Ländern sei erkannt worden, dass erneuerbare Energie mittlerweile die billigste Form der Versorgung sei. China investiere massiv in deren Ausbau. "Die Transformation ist am Laufen", sagte Krenn - auch wenn sich seit dem Beginn der Weltklimakonferenzen vor 30 Jahren die für Erderwärmung sorgenden Emissionen nicht reduziert hätten. Neue Energiegewinnung aus Sonne, Wind oder Gezeiten seien die Zukunft, nicht aber von "Mythen" umrankte Versprechungen rund um neue Technologien wie Wasserstoff oder erneuerbare Gase.
Dem bei der COP29 präsenten Heiligen Stuhl zollte der kirchliche Klimaexperte Anerkennung für dessen Betonung der Bildung bei dem Thema. In Politik und Öffentlichkeit müsse sich viel mehr als bisher die Erkenntnis durchsetzen, dass die globale Transformation in Richtung Klimasicherheit nicht in erster Linie mit schmerzhaftem Verzicht, sondern mit einem Zugewinn an Lebensqualität verbunden sei.
Entscheidende Fragen noch offen
Bei dem von 11. bis 24. November in der aserbaidschanischen Hauptstadt stattfindenden UN-Klimagipfel geht es nach den Worten Krenns darum, dass die internationale Finanzierung weltweiter Klimaschutzmaßnahmen auf neue, sichere Beine gestellt werden muss. Bei den entscheidenden Fragen sei man allerdings noch kaum vorangekommen: Wie viel Geld soll ausgeschüttet werden? An wen? Wer zahlt? Und was darf überhaupt als Klimaschutzfinanzierung angerechnet werden? Für Krenn ist klar, dass Ländern, in denen 50 Prozent des Staatshaushaltes in Schuldentilgung fließen, nicht weitere Lasten aufgebürdet werden dürfen.
Bereits vor 15 Jahren sei festgelegt worden, dass die für den Großteil der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlichen reichen Industrienationen die finanzschwachen Entwicklungsländer ab dem Jahr 2020 mit 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr unterstützen müssen. Mit dem Pariser Abkommen von 2015 sei diese Unterstützung bis 2025 verlängert und vereinbart worden, dass es ab 2026 ein neues, höheres Unterstützungsziel geben soll. "Seit drei Jahren verhandeln die Staaten der Welt um dieses neue Ziel", das nun in Baku auf der Agenda steht.
Quelle: kathpress