Graz: Erste citypastorale Einrichtung Österreichs feierte Jubiläum
Das "Kircheneck" in der Grazer Herrengasse - Österreichs erste citypastorale Einrichtung - besteht seit 25 Jahren. Die dort gelebte Art der Mission - nämlich "unaufdringlich auf die Menschen zuzugehen, sie so anzunehmen, wie sie sind und den Glauben zu bezeugen, wenn danach gefragt wird" - könne als Vorbild für Pfarren und Seelsorgeräume dienen, würdigte der steirische Generalvikar Erich Linhardt die Einrichtung und das Team rund um Kircheneck-Leiter Robert Hautz. Auch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) würdigte in einem Grußwort die "wertvollen Aktivitäten": "Schön zu wissen, dass ihr damit vielen Orientierung und Halt gebt. Das ist in diesen Zeiten sehr wichtig."
Das Kircheneck wurde 1999 vom damaligen Stadtpfarrer Heinrich Schnuderl initiiert und mit der ersten Leiterin Maria Hartmann als Informations- und Servicestelle der heute von Dompfarrer Ewald Pristavec geleiteten Stadtkirche Graz aufgebaut, blickte Hautz am Montag auf die Anfänge zurück. Er informierte über die dreitägigen Jubiläumsveranstaltungen mit einem Festakt im Stadtpfarrsaal. Dabei betonte der Leiter das "Hören" als grundlegendes Element im Kircheneck: "Echtes Zuhören ist gelebte Nächstenliebe. Dem Anderen in seiner Andersartigkeit Raum zu geben, ist das große Ziel." Das führe immer wieder zu "Begegnung, die dem Menschen guttut und heilsam ist".
5.300 Kontakte pro Jahr
Genannt wurden 5.300 Kontakte pro Jahr im Kircheneck, davon ca. 1.000 oft tiefgehende Gespräche. Zunehmend gefragt seien auch Initiativen, die Festrednerin Marlies Prettenthaler-Heckel, Theologin und Leiterin des Hauses der Stille südlich von Graz, erwähnte: "Ihr ladet auf kreative Weise zu Grundhaltungen christlicher Spiritualität ein: zum Danken mit dem Dankesbaum, zum vertrauensvollen Bitten an das Christkind mit der roten Krippe, zum Segnen unter dem roten Segenstor. Ihr macht aufmerksam auf unsere Geschöpflichkeit mit dem Aschenkreuz to go und auf das Genießen von Literatur und Musik bei den Brunnenlesungen."
All das steht für Prettenthaler-Heckel für einen Einsatz, der Jesu Frage an den blinden Bartimäus nahekomme und Menschen "ermächtigt": "Was soll ich dir tun?" Das Kircheneck-Team feiere "25 Jahre absichtslose Zuhört-Kompetenz" und eröffne Dialoge in der "Hoffnung, dass Gott im Gespräch dabei ist", so die Festrednerin.
Auch Schriftsteller Anton Christian Glatz, Mitinitiator der Brunnenlesungen und der "Thomasgespräche" im Kircheneck, gratulierte der Kirchenleitung. In diesem offenen und einladenden Ort der katholischen Kirche fühle sich auch er als langjähriger Ausgetretener willkommen. Formate, in denen unterschiedliche Meinungen und Weltanschauungen wertschätzend zur Sprache kommen, seien besonders wertvoll.
Quelle: kathpress