Red Wednesday: Kirche und Staat sensibilisieren für Religionsfreiheit
Um auf das Menschenrecht auf Religionsfreiheit und die weltweit zunehmende Christenverfolgung aufmerksam zu machen, hat das Hilfswerk "Kirche in Not" den "Red Wednesday" ins Leben gerufen. Am 20. November werden weltweit hunderte Kathedralen, Kirchen, Klöster, Monumente und öffentliche Gebäude von innen oder außen rot angestrahlt. In Österreich nehmen heuer mehr als 210 Kirchen, Klöster und weitere kirchliche Einrichtungen teil. Rot beleuchtet werden in Österreich etwa die Dome in Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wien. Auch das Bundeskanzleramt in Wien setzt ein "rotes Zeichen" für den Schutz verfolgter religiöser Minderheiten.
Die verstärkten Bemühungen der Regierung um den Schutz religiöser Minderheiten werden auch an der seit Mai 2024 bestehenden "Stabsstelle Internationaler Schutz verfolgter religiöser Minderheiten" sichtbar. Religions- und Glaubensfreiheit sei ein fundamentales Menschenrecht, "das eng mit der Freiheit und Würde jedes Menschen verbunden ist", so Stabstellenleiter Daniel Soudek gegenüber Kathpress.
Der Schutz der Religionsfreiheit sei ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Weltweit würden aber Angriffe auf religiöse Minderheiten zunehmen, insbesondere auf christliche Gemeinschaften, aber auch auf viele andere, warnte Soudek und begründete damit zugleich die Notwendigkeit der Arbeit der Stabstelle, die im Bundeskanzleramt angesiedelt ist.
Die Stabstelle hat heuer erstmals den "International Religious Freedom Award" vergeben. Der Preis ist eine Kategorie innerhalb des "Intercultural Achievement Awards" des österreichischen Außenministeriums. Mit dem "Religious Freedom Award" sollen Akteure bzw. Organisationen ausgezeichnet werden, die sich für Religionsfreiheit bzw. für den Schutz verfolgter oder diskriminierter religiöser Minderheiten einsetzen. Erster Preisträger war im Oktober das Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" (ICO). Bei dem von der ICO eingereichten Projekt geht es um christliche Schulen im Libanon, in denen christliche und muslimische libanesische Kinder gemeinsam unterrichtet werden und aufwachsen. Dazu kommen auch einige syrische Flüchtlingskinder.
Missio-Nationaldirektor warnt vor Wegschauen
P. Karl Wallner, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich, hat anlässlich des Red Wednesdays davor gewarnt, die Problematik zu verdrängen: "Das Wegschauen vor der aktuellen gefährlichen Lage so vieler Christinnen und Christen ist gefährlich und kann für unsere verfolgten Schwestern und Brüder tödlich sein", so Wallner in einer Aussendung am Montag. Auch die Missio-Nationaldirektion in der Wiener Innenstadt erstrahlt am Mittwochabend, 20. November, in rotem Licht.
Anlässlich des "Red Wednesday" laden Missio Österreich, Kirche in Not und die Beobachtungsstelle für verfolgte Christinnen und Christen in Europa (OIDAC) bereits am Dienstagabend (18 Uhr) zu einer Podiumsdiskussion in die Missio-Nationaldirektion (1010, Seilerstätte 12/1). Anja Hoffmann, Executive Director von "OIDAC", Tobias Pechmann, Nationaldirektor von Kirche in Not und Christoph Lehermayr, Chefredakteur des Missio-Magazins "allewelt" diskutieren über den weltweiten Zuwachs an verfolgten Christinnen und Christen und was seitens der Politik und Gesellschaft noch vorangebracht werden müsse, um Christinnen und Christen zu schützen.
Gottesdienst im Stephansdom
Im Stephansdom steht Dompfarrer Toni Faber am 20. November um 12 Uhr einem Gottesdienst vor, bei dem besonders der Verfolgten gedacht wird. Um 19 Uhr findet in der Wiener Michaelerkirche ein ökumenischer Gebetsabend mit Vertretern unterschiedlicher christlicher Gemeinschaften statt. Mit dabei sind u.a. der Wiener Weihbischof Franz Scharl, der armenisch-apostolische Bischof und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich Tiran Petrosyan, der Vorsitzende des Rates der Freikirchen in Österreich, Pastor Franz Gollatz, der griechisch-orthodoxe Erzpriester Ioannis Nikolitsis, der syrisch-orthodoxe Chorespiskopos Emanuel Aydin, der anglikanische Reverend Patrick Curran, Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner sowie Open-Doors-Geschäftsführer Kurt Igler.
200 Millionen Christen betroffen
Mehr als 200 Millionen Christen würden in rund 50 Staaten verfolgt, bedroht oder diskriminiert, hieß es. "Diese große Resonanz aus ganz Österreich ist ein wichtiges Signal der Solidarität für die unzähligen Christen, die unter Diskriminierung und Verfolgung leiden und an die häufig niemand denkt", so Tobias Pechmann, Nationaldirektor von "Kirche in Not" in Österreich: "Dass das Menschenrecht auf Religionsfreiheit für so viele Menschen mit Füßen getreten wird, dass viele Christen ermordet werden, weil sie an Gott glauben, ist schrecklich und leidvolles Unrecht. Der 'Red Wednesday' gibt ihnen eine Stimme." - Die Zahl der Teilnehmer an der Aktion in Österreich hat seit 2019 (20 Kirchen) mit heuer über 220 mehr als verzehnfacht.
Ihren Ursprung hat die "Red Wednesday"-Initiative in Brasilien. Dort ließ das lokale "Kirchen in Not"-Büro 2015 die weltberühmte Statue "Cristo Redentor" (Christus, der Erlöser) in Rio de Janeiro rot beleuchten, um gegen die Christenverfolgung im Irak zu protestieren. Im Jahr darauf folgte das italienische Büro mit der Beleuchtung des Trevi-Brunnens in Rom. Seitdem sind viele andere Länder diesem Beispiel gefolgt und die Initiative wurde von mehreren christlichen Konfessionen in vielen anderen Regionen unterstützt. "Kirche in Not" unterstützt jedes Jahr über 5.000 Projekte in rund 130 Ländern und hilft Christen, die unterdrückt werden oder nicht über die nötigen Mittel verfügen, ihren Glauben zu leben.
(Infos: www.red-wednesday.at)
Quelle: kathpress