Stephansdom: An Franz Schuberts Todestag erklingt Deutsche Messe
Jährlich wird zu Franz Schuberts Todestag am 19. November im Stephansdom des Komponisten gedacht, dessen Kirchenmusik für viele zu den schönsten Elementen liturgischen Feierns zählt. Am Dienstagabend, 18 Uhr, erklingt die von Schubert zwei Jahre vor seinem Tod vertonte Deutschen Messe "Wohin soll mich wenden", die sich im Kirchengesang seit jeher größter Beliebtheit erfreut. Neben Franz Schubert (1797-1828) gilt in diesem Jahr auch Johann Philipp Neumann (1774-1849), der Textautor der sogenannten "Schubert-Messe", besondere Aufmerksamkeit. Anfang Oktober jährte sich Neumanns Todestag zum 175. Mal, am 27. Dezember wird seines 250. Geburtstags gedacht.
Ohne ihn würde es die "Schubert-Messe" nicht geben, wies Dommusiker Thomas Dolezal im Gespräch mit Kathpress hin. Neumann - im Hauptberuf wissenschaftlich arbeitender Physiker in Graz und später in Wien - war auch Schriftsteller und Bibliothekar. Zur Vertonung seiner "Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe", so der originale Titel der Deutschen Messe, wandte Neumann sich an Franz Schubert und bezahlte großzügig für dessen Vertonung. Es war nicht die erste Kooperation der beiden, erinnerte Dolezal: Schubert legte seiner Oper "Sakuntula" (1820/21) ein Libretto Neumanns zugrunde und verwendete die Melodie des Eingangschors der Oper, "Das holde Licht des Tages", Jahre später für das Eingangslied "Wohin soll ich mich wenden" der Deutschen Messe.
Beachtung verdient laut dem Dommusiker auch der ebenfalls aus Neumanns Feder stammende, vierstrophige Anhang "Das Gebet des Herrn" zur Deutschen Messe, das Schubert ebenfalls vertonte. Diese Paraphrase des "Vater unser" sei in der Gattung Deutsche Messe einzigartig und möglicherweise durch das Nahverhältnis sowohl des Texters als auch des Komponisten zur Pfarrkirche Lichtental in Wien-Alsergrund motiviert, so Dolezal. Dort gebe es Fresken, an deren Rändern die sieben Vater Unser-Bitten zum jeweiligen Einzelbild wiedergegeben sind.
Ihren Namen hat die Deutsche Messe wegen der Verwendung der deutschen Sprache - anders als die meisten geistlichen Werke der Zeit. Dies sowie die sehr freie, assoziative und romantisierende Übertragung und Interpretation des liturgischen Textes führten zur anfänglichen Ablehnung des Schubert-Opus durch das Wiener Erzbischöfliche Konsistorium. Bald jedoch erlangte die Deutsche Messe weite Popularität insbesondere in Österreich und in Süddeutschland. Einzelne Lieder daraus sind im Stammteil des Gotteslobs enthalten - außer "Wohin soll ich mich wenden" auch das Gloria "Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe" und das Sanctus "Heilig, heilig, heilig ist der Herr".
Die Dommusik kann sich bei der musikalischen Gestaltung der von Dechant P. Matthias Schlögl geleiteten Schubert-Gedenkmesse am Dienstag auf die mitwirkende Militärmusik Burgenland unter der Leitung von Oberst Johann Kausz stützen.
Quelle: kathpress