Kampagne gegen Gewalt an Frauen: Zahlreiche Diözesen beteiligt
Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen in den nächsten Tagen etliche kirchliche Einrichtungen und Laieninitiativen. Die Gesellschaft müsse umdenken und Betroffene besser schützen, heißt es etwa aus der Diözese Linz in einem Statement der Frauenkommission, der Katholischen Frauenbewegung und der Katholischen Männerbewegung. Die Organisationen erklärten sich im Vorfeld der Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen", die jährlich vom "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" (25. November) bis zum Tag der Menschenrechte (10. Dezember) stattfindet. In Tirol wird aus diesem Anlass zu einem "politischen Abendgebet", in der Erzdiözese Wien zu einem Podiumsgespräch über Gewalt gegen Frauen und in der Diözese Gurk-Klagenfurt zu einem Protestmarsch geladen.
Jedem Menschen stehe das Recht auf ein gewaltfreies Leben zu, doch gehöre Gewalt an Frauen in der Realität zu den häufigsten Menschenrechtsverletzungen weltweit, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Linzer Initiativen. In Österreich liege im Blick auf Gewalt an Frauen vieles im Argen. Besonders erschreckend sei die hohe Zahl an Femiziden - im Jahr 2024 waren es bislang mindestens 24 Morde und 39 Mordversuche an Frauen, begangen überwiegend von Männern aus dem nahen Umfeld -, doch darüber hinaus gebe es auch unzählige Fälle von Belästigung, Abwertung, Diskriminierung und Bedrohung. "Gewalt an Frauen ist ein Männerproblem - und die Scham dafür muss endlich die Seite wechseln", so Unterzeichner.
Der Satz "Die Scham muss die Seite wechseln!" (französisch: "La honte doit changer de camp!") ist in den vergangenen Wochen zum "Schlachtruf" im Kampf gegen Gewalt an Frauen und gegen Gleichgültigkeit gegenüber diesem Thema geworden. Er geht zurück auf den schockierenden Fall von Gisele Pelicot, die über Jahre von ihrem Ehemann betäubt, sexuell missbraucht und übers Internet über 50 anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten worden war, wobei die Gräueltaten auch fotografiert und gefilmt wurden. Die Täter - meist unauffällige "Durchschnittstypen" - stehen vor Gericht, wobei die 72-jährige Französin den Prozess in aller Öffentlichkeit abhalten wollte.
Gegen verhängnisvolles Wegsehen
Mehrere Faktoren werden von den kirchlichen Organisationen als Mitverursacher für Gewalt an Frauen genannt: Frauen würden eher als passive Objekte angesehen und Männer als handelnde Subjekte; Buben werde nicht beigebracht, wie sie mit Hilflosigkeit, Wut und Traurigkeit konstruktiv umgehen können, wodurch ihnen somit auch später Gewalt eher als Ventil zur Verfügung stehe; Mädchen und Frauen würde weiters seitens der Polizei und vor Gericht kein Glauben geschenkt, und die Schuld immer auch bei den Opfern gesucht. Schließlich toleriere die Gesellschaft auch abwertende Sprache und kontrollierendes Verhalten von Männern gegenüber Frauen. "Gewalt geschieht, solange niemand hinsieht und niemand es anspricht", heißt es in der Linzer Aussendung.
In Linz wird zum Welttag am 25. November um 12 Uhr vom städtischen Frauenbüro am Hauptplatz eine Fahne gehisst. Um 13 Uhr stellen Frauen vom "Bündnis 8. März" - einem überparteilichen Zusammenschluss mit Kirchenbeteiligung - auf der Nibelungenbrücke die Anzahl der diesjährigen Femizide dar, ehe um 17 Uhr eine Ausstellung von Anna Pech über strukturelle Zusammenhänge zwischen häuslicher Gewalt, Online-Misogynie und Victim Blaming im Haus der Frau eröffnet wird.
"War jo net so schlimm"
Auch in anderen Diözesen gerät das Thema der Gewalt an Frauen in den nächsten Tagen besonders in den Blick, darunter in der Erzdiözese Wien im Rahmen eines Podiumsgesprächs des Katholischen Bildungswerks am 11. Dezember um 18.30 Uhr, veranstaltet im Bildungszentrum St. Bernhard in Wiener Neustadt. Unter dem Titel "War jo net so schlimm!" diskutieren die Frauen- und Männerberaterin Dorit Haslehner, Rainald Tippow von der Pfarrcaritas Wien, Michael Kaindl vom Verein "Neustart" und der Psychologe und Männerberater Romeo Bissuti. Schon am 22. November findet um 15 Uhr die Häkel-Aktion "umGARNen" zum selben Thema statt.
In Innsbruck gibt es am Vorabend des Gedenktages (24. November) um 19.30 Uhr ein politisches Abendgebet in der Spitalskirche. Federführend beteiligt ist auch hier die Katholische Frauenbewegung sowie das diözesane Frauenreferat, die anlässlich der Aktionstage Material für die Thematisierung der Gewalt gegen Frauen in Pfarren bereitstellen: Ideen für Gottesdienste und Fürbitten, Plakate für Schaukästen, orange Fahnen sowie Kurzfilme zum Thema und Folien zur Bestrahlung der Kirche können im Büro angefragt werden, um das Anliegen in der Gemeinde sichtbar zu machen, hieß es vorab. Bei Letzterem geht es um die UN-Kampagne "Orange the World" zum selben Anlass, an der sich jedes Jahr etliche heimische Kirchen durch orange Bestrahlung beteiligen.
Einen Protestmarsch gegen geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen und Mädchen führt am Donnerstag, 28. November ab 15 Uhr ab dem Klagenfurter Stadttheater durch die Innenstadt der Kärntner Landeshauptstadt. Einladende sind die Katholische Frauenbewegung, die Frauenplattform Klagenfurt, das Frauenreferat des Landes Kärnten und das Frauenbüro der Stadt Klagenfurt. "Die Frauenhäuser sind überfüllt, die Beratungsstellen für Frauen, Familien, aber auch für Männer sind ausgelastet. Gewalt in all ihren Formen - ob physisch, psychisch oder strukturell - stellt eine Bedrohung für die Sicherheit, die Gesundheit und das Leben aller Menschen, besonders aber von Frauen und Mädchen dar", so die Veranstalter.
Reihe von Welt- und Gedenktagen
Die Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" umfasst eine Reihe von internationalen Gedenktagen, darunter neben dem 25. November, der sich auf den Mord der drei Schwestern und Menschenrechtlerinnen Patria, Minerva und María Teresa Mirabal durch Diktator Rafael Trujillo in der Dominikanischen Republik bezieht, auch die Welttage der Menschen mit Behinderungen (3. Dezember), des Ehrenamtes (5. Dezember), der Frauenrechtsaktivistinnen (9. Dezember), der Menschenrechte (10. Dezember) und dazwischen am 1. Dezember den Welt-Aids-Tag.
Quelle: kathpress