Papst an Kirche und Regierungen: Vergessen wir nicht die Armen
Papst Franziskus hat am Welttag der Armen eindringlich zum Engagement für die Schwächsten der Gesellschaft aufgerufen. "Das sage ich der Kirche, das sage ich den Regierungen der Staaten und den internationalen Organisationen, das sage ich einem jeden von euch und allen: Bitte, vergessen wir nicht die Armen", so der Papst am Sonntag im Petersdom in Rom.
Das beginne schon beim Umgang mit der täglichen Armut in den Städten. Es gehe nicht darum, den Bedürftigen ein Almosen zuzuwerfen, sondern sie wirklich wahrzunehmen, so der Papst. "Berührst du die Hände der Menschen oder wirfst du die Münze hin, ohne die Hände zu berühren? Siehst du der Person, der du hilfst, in die Augen oder schaust du weg?", fragte Franziskus. Viel zu oft versuchten die Menschen, Arme und Bedürftige zu ignorieren, kritisierte er.
Nicht aus Bequemlichkeit wegschauen
Die Christen rief der Papst auf, sich nicht aus Bequemlichkeit oder Faulheit abzuwenden, weil sie dächten, dass "die Welt nun mal" so sei und sie nichts tun könnten. Damit werde der Glaube "auf eine harmlose Frömmigkeit reduziert, die die Mächte dieser Welt nicht stört und kein konkretes Engagement in der Nächstenliebe hervorbringt". Während ein Teil der Menschheit dazu verurteilt sei, im Elend zu bleiben, gebe sich ein anderer Teil dem "Götzendienst des Geldes und des Konsums hin".
Jeder könne etwas dagegen tun: durch seinen Lebensstil, einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt, das unermüdliche Streben nach Gerechtigkeit, das Teilen von Besitz mit allen, die ärmer sind, und auch durch soziales und politisches Engagement, betonte der Papst. Damit könne man die eigene Umgebung ein wenig besser machen und dazu beitragen, dass die Kirche zu einem Haus wird, das für alle offen ist, einem Ort der Barmherzigkeit Gottes.
"Die christliche Hoffnung braucht uns und unser Engagement, einen Glauben, der in der Liebe wirksam ist, und Christen, die sich nicht abwenden", so der Papst. Franziskus zitierte den deutschen Theologen Johann Baptist Metz (1928-2019), der schrieb, der christliche Glaube müsse in den Getauften eine "Mystik der offenen Augen" hervorbringen: "keine Spiritualität, die vor der Welt flieht, sondern im Gegenteil einen Glauben, der die Augen öffnet für die Leiden der Welt und das Unglück der Armen".
Soziale Kommunikationsmittel verstärken Unsicherheit
Weiter ermutigte Franziskus, sich nicht von einer grassierenden Angst angesichts von Hunger, Krieg und dem Tod Unschuldiger lähmen zu lassen. "Diese ist ein weit verbreitetes Gefühl in unserer Zeit, in der die Sozialen Kommunikationsmittel Probleme und Verletzungen noch verstärken, was die Welt noch unsicherer und die Zukunft noch ungewisser macht", sagte das Kirchenoberhaupt. Dabei wolle Jesus selbst den "in der Angst unserer Herzen und unserer Zeit eine unerschütterliche Hoffnung" geben, betonte Franziskus.
Papst segnet Schlüssel neuer Häuser für Obdachlose
Der Papst äußerte sich im Gottesdienst anlässlich des 8. Welttags der Armen. Anschließend aß der 87-Jährige in der vatikanischen Audienzhalle mit 1.300 bedürftigen Menschen zu Mittag.
Franziskus hatte den Welttag der Armen 2017 eingeführt, um den Blick auf die zahlreichen Formen von Armut heute zu lenken. Diesmal gehe es besonders um die Armut in den Städten sowie die "neuen Armen", die durch die Kriege entstehen, so der Papst in der diesjährigen Botschaft.
Unmittelbar vor Beginn des Gottesdienstes segnete der Papst im Petersdom 13 symbolische Schlüssel für Häuser, die in 13 Ländern für obdachlose Familien entstehen. Die Segnung soll die Nähe der Kirche zu den Bedürftigen betonen, wie das Portal "Vatican News" mitteilte. Das Projekt "13 Häuser" ist eine Initiative des christlichen Netzwerks "Vinzentinische Familie", das in 160 Ländern aktiv ist.
Es geht demnach auf die Tradition des heiligen Vinzenz von Paul zurück, der 1643 in Paris mit Hilfe einer königlichen Schenkung 13 Häuser für Straßenkinder eröffnete. Die Gebäude boten nicht nur Schutz, sondern auch Bildung und lebenspraktische Fähigkeiten, sagte Koordinator Mark McGreevey "Vatican News". Das Projekt solle weltweit etwa 10.000 Menschen helfen. Die Häuser entstehen unter anderem in Syrien, Australien, Tansania und Großbritannien.
Quelle: kathpress