Tück: Trumps Berufung auf Gott verlangt entsprechende Politik
Wer sich wie der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump auf den christlichen Gott beruft, muss die Glaubensüberzeugung anerkennen: "Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild" und etwa auch in seiner Migrationspolitik berücksichtigen. Das ist eine von vier "theologiepolitischen Lektionen", die sich für den Wiener Theologen Prof. Jan-Heiner Tück aus der US-Wahl ergeben. Aus dieser ging vor einer Woche ja ein Sieger hervor, der sich mit Aussagen wie "Gott hat mein Leben nicht ohne Grund verschont" immer wieder auf Gott beruft. "Wird das Sendungsbewusstsein, das in der Parole 'Make America great again' mitschwingt, messianisch aufgeladen, droht die Vokabel 'Gott' zum Verstärker der eigenen Agenda missbraucht zu werden", warnte Tück in einem Beitrag für das Portal katholisch.de.
Eine der "theologiepolitischen Lektionen" für alle Politiker, die sich auf Gott beziehen, ist nach den Worten des Professors für Systematische Theologie an der Uni Wien die sich daraus ergebende Unterscheidung: "Der Mensch ist nicht Gott - und in dieser Einsicht steckt die Lektion zur Selbstbegrenzung und kritischen Selbstbesinnung."
Mit der Berufung auf Gott, den Schöpfer, sei zweitens Verantwortung für dessen Schöpfung verbunden. "Die Sorge um das gemeinsame Haus der Erde, die durch den Klimawandel politisch Vorrang hat, würde durch den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen konterkariert", übte Tück Kritik an einer der ersten umweltpolitischen Ankündigungen Trumps.
Lügen einzusetzen ist ein No-Go
Die Hinwendung zum Heiligen bedeute weiters die Abkehr von Idolen. Der von den konservativen Gläubigen in den USA regelmäßig beschworene Dekalog verbiete es, "die Wahrheit zu verbiegen und Lügen einzusetzen, um Affekte zu schüren". Tück verwies auf König Salomo im Alten Testament, der sich ein "hörendes Herz" gewünscht habe, als "ein Vorbild politischer Besonnenheit".
Und konkrete politische Folgen ergeben sich für den Theologen auch aus der christlichen Anthropologie, der Gottebenbildlichkeit jedes Menschen. Tück räumte ein, dass die globalen Migrationsbewegungen auch die US-Politik vor große Herausforderungen stellten. Die Absicht zur Regulierung der Migration dürfe aber nicht zu einer "Dehumanisierung der Migranten" führen. Wer Migranten herabsetzt oder rassistisch diffamiert, behandle sie nicht als Personen "und versündigt sich gegen Gott", betonte Tück.
Trump habe viele Anhänger auch unter Christen. "Es wäre zu wünschen, dass diese ihren Präsidenten an die Lektionen erinnern", mahnte Tück. So könnte die Berufung auf Gott "politische Selbstüberschätzung verhindern, ökologische Verantwortung stützen, kommunikative Besonnenheit fördern und zu einer humanen Migrationspolitik anleiten".
Originalbeitrag auf katholisch.de
Quelle: Kathpress