"Trompete von Jericho" an Schweizer Kirchenreformerin verliehen
Die katholischen Kirchenreformbewegungen haben die Schweizer Theologin und frühere Gemeindeleiterin Monika Schmid mit der "Trompete von Jericho" ausgezeichnet. Der Preis wurde Schmid am vergangenen Freitagabend in Wien überreicht. Er wird jährlich an Menschen Vergeben, "die gegen nicht mehr zeitgemäße kirchliche Regeln aufstehen", heißt es seitens der den Preis vergebenden Bewegungen "Wir sind Kirche", Pfarrerinitiative, Laieninitiative und "Priester ohne Amt". Schmid war bereits 2012 für ihr Engagement rund um den Missbrauchsskandal in der Kirche mit dem "Herbert Haag-Preis für Freiheit in der Kirche" ausgezeichnet worden.
Schmid hatte bis 2022 über 30 Jahre die Schweizer katholische Pfarrei St. Martin in Effretikon geleitet und war immer wieder u.a. mit Bischof Vitus Huonder (Chur) in Konflikt geraten. Als langjährige Sprecherin des "Wortes zum Sonntag" im Schweizer Fernsehen, wodurch sie zu einem der bekanntesten Gesichter der Kirche in der Schweiz wurde, erregte sie u.a. 2008 Aufsehen, als sie in der Sendung ihre Kirche kritisierte, pädophile Priester würden meist nur versetzt, während Priester in einer reifen Partnerschaft abgesetzt würden. Bischof Huonder entzog ihr daraufhin die Missio. Später wurde dies revidiert und Schmid leitete weiterhin bis 2022 die Gemeinde.
Zuletzt wurde ihr Abschiedsgottesdienst 2022 beanstandet, bei dem sie konzelebriert haben soll. Bischof Joseph Maria Bonnemain hatte nach Bekanntwerden den Vorwurf "liturgischen Missbrauchs" erhoben und eine Untersuchung angeordnet. Im September 2023 wurde das Verfahren abgeschlossen; Schmid sowie vier weitere betroffene Geistliche erhielten einen formellen Verweis. Ein "schwerwiegender liturgischer Verstoß" habe nicht nachgewiesen werden können, hieß es damals.
U.a. hatte der Wiener Liturgie-Experte Prof. Hans-Jürgen Feulner damals gegenüber "kath.ch" sein "Befremden" darüber geäußert, dass bei dem Gottesdienst unübliche und teils veränderte Formulierungen im Hochgebet benutzt wurden. Das Eucharistische Hochgebet sei zudem "allein dem Priester eigen - außer Eröffnungsdialog, Sanctus-Benedictus, Akklamation nach den Einsetzungsworten und Schluss-Amen" - die Konzelebration Schmids daher "ein schwerer Missbrauch".
Koller: "Referenz-Person" für Suchende und Unzufriedene
In seiner Laudatio würdigte der Schweizer Theologe, Journalist und Stiftungsrat-Angehörige des "Herbert Haag-Preises", Erwin Koller, Schmid als eine "spirituelle Meisterin" und als "eine Frau mit hoher liturgischer Begabung und einer tief priesterlichen Sorge um die Menschen". Sie sei eine "Referenz-Person für Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche, die über Glauben und Kirche nachdenken und mit den herrschenden Zuständen Mühe haben", so Koller.
In ihren Dankesworten räumte Schmid ein, von der Wucht der Vorwürfe und des Verfahrens überrascht gewesen zu sein: "Auch wenn viele Wege nach Rom führen, diese Kunde hat den schnellsten Weg erwischt. Was als Pfarreiereignis gedacht war, wurde plötzlich, durch Unachtsamkeit des Medienportals kath.ch, öffentlich. Ich wusste nicht so recht, wie mir geschah." In dieser Zeit sei bei ihr "vieles zerbrochen", so Schmid. "Wenn ich vorher immer noch an eine Veränderung in der Kirche geglaubt habe, ist mir dieser Glaube abhanden gekommen." Dennoch halte sie an ihrer Hoffnung auf Veränderung fest - "denn ich möchte nicht niederreißen, sondern dort, wo es möglich ist, aufbauen."
Die Verleihung eröffnete zugleich eine "Kirchenvolkskonferenz", die die Reformbewegungen am Samstag, 9. November, in Wien abhielten. Im Fokus der Konferenz standen die Ergebnisse jüngsten Weltsynode und die Frage nach den Folgen für die Zukunft der Gemeinden.
Quelle: kathpress