Kirchenreformbewegungen: Synodenbeschlüsse in Österreich umsetzen
Die Kirchenreformbewegungen in Österreich sehen sich durch die Ergebnisse der jüngsten Weltsynode in ihren langjährigen Reformbestrebungen bestätigt. Wichtig sei es, nach dem Abschluss der Synode nun "endlich ins Tun zu kommen" und im Abschlussdokument gewiesene Wege "mutig zu gehen", betonte der Obmann der Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, am Samstag am Rande der "Kirchenvolkskonferenz" in Wien gegenüber Kathpress. Die Möglichkeit einer stärkeren Beteiligung von Laien und speziell von Frauen an Leitungsaufgaben und auch die eröffnete Möglichkeit einer stärkeren Beteiligung bei Bischofsbestellungen sei "ein aufgelegter Elfmeter" für die Kirchen, den es nun zu verwandeln gelte, so Schüller in Richtung der Bischöfe. Mehr Mut sei dabei von ihnen gefordert.
Es gebe an der pfarrlichen Basis immer noch ein großes, nicht ausgeschöpftes Potenzial an engagierten Laiinnen und Laien, die es auf diesem Weg mitzunehmen gelte. Leider werde bisher der Dialog seitens der Kirchenleitung vielfach verwehrt, kritisierte Schüller. Engagierte Laien würden meist als "Lückenbüßer" für eine wegbrechende pastorale Struktur gesehen. Diesen Laien - überwiegend Frauen - nur mehr Verantwortung zu geben, ohne ihnen auch durch Zugang etwa zum Diakonat zu eröffnen, sei "unwürdig".
Schüller äußerte sich am Rande der "Kirchenvolkskonferenz", zu der die Kirchenreformbewegungen "Wir sind Kirche", Pfarrerinitiative, Laieninitiative und "Priester ohne Amt" am Samstag ins Wiener ÖJAB-Haus geladen hatte. Rund 50 Personen waren der Einladung gefolgt, darunter auch der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder. Die Konferenz stand unter dem Titel "Zukunft der Gemeinden. Gemeinden mit Zukunft" und sollte dem Austausch der Reformbewegungen dienen, so die Initiatoren.
Pock: "Ich leide darunter, dass nichts weitergeht"
Der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock zeigte am Beispiel des Abschlussdokuments der Weltsynode auf, dass es nun an den Ortskirchen und Bischöfen liege, "mutig voranzuschreiten" und weitere Reformen auf den Weg zu bringen. Es sei zweifellos wichtig, das Aufeinander-Hören einzuüben, nun sei aber die Zeit der Entscheidungen gekommen, zeigte sich der Theologe in seinem Vortrag überzeugt. "Es ist ja auch nicht so, als hätten wir über viele der Fragen, die nun auf dem Tisch liegen, nicht schon lange diskutiert" - nun sei "die Zeit gekommen, über Veränderungen im Weiheamt nicht nur nachzudenken, sondern etwas zu entscheiden. Ich leide darunter, dass hier nichts weitergeht", so Pock.
Ähnliches gelte für die Beteiligung von Laien an kirchlichen Leitungsfunktionen: Das Abschlussdokument fordere dazu auf, die Kompetenz von Laien in allen Formen kirchlicher Leitung und Entscheidungsfindung zu fördern und zu nutzen - "aber was ist da der Prozess? Was heißt das konkret?" Hier würde er sich mehr Mut seitens der Bischöfe wünschen: "Nicht wir müssen mutig sein, sondern ihr, liebe Bischöfe. Seid mutig und entscheidet".
Zuversichtlich zeigte sich Pock im Blick auf die Zukunft der Gemeinden: Diese würden "pluraler" sein und "unterschiedliche Leitungsformen" hervorbringen, bei denen auch die Frauen eine wichtige Rolle spielten. "Rein kosmetische Veränderungen genügen jedenfalls nicht - dafür sind die Veränderungen in Gesellschaft und Kirche zu groß." Wenn die Kirche "nur weiterwurstelt wie bisher", so sei ihr "Weg in die kleine Herde" vorgezeichnet, mahnte der Theologe.
"Trompete von Jericho" an Monika Schmid
Am Vorabend hatten die Bewegungen den Preis "Trompete von Jericho" an die frühere Seelsorgerin und Gemeindeleiterin der katholischen Kirche St. Martin in Effretikon/Schweiz, Monika Schmid, verliehen. Durch die Verleihung der Auszeichnung an Schmid wolle man deren Engagement gegen Klerikalismus würdigen und aufzeigen: "Die Zukunft der Kirche verträgt sich nicht mit Klerikalismus", wird Rolf Sauer, Vorstandsmitglied der Laieninitiative, in einem Bericht von "kath.ch" zitiert.
Schmid war bereits 2012 für ihr Engagement rund um den Missbrauchsskandal in der Kirche mit dem "Herbert Haag-Preis für Freiheit in der Kirche" ausgezeichnet worden. Die Theologin war u.a. Sprecherin der Reihe "Wort am Sonntag" im Schweizer Fernsehen. Aus dem kirchlichen Dienst schied die bekannte Theologin u.a. aus, als sie offen bekannte, in ihrer Gemeinde nicht nur Wortgottesdienste, sondern Eucharistie zu feiern.
Quelle: kathpress