Salvatorianerinnen stellen Weichen für die Zukunft
Dass in der katholischen Weltkirche Europa bzw. der Westen immer mehr an Bedeutung verlieren und zugleich die jungen Kirchen in Afrika und Asien an Gewicht gewinnen, wird auch in der Ordensgemeinschaft der Salvatorianerinnen deutlich. Sr. Brigitte Thalhammer berichtet in der aktuellen Ausgabe des Podcasts "Weiter denken, weiter gehen" der Salvatorianer über aktuelle Entwicklungen in ihrer Ordensgemeinschaft und darüber hinaus.
Thalhammer ist als Generalökonomin seit 2018 für die wirtschaftlichen Belange von 900 Salvatorianerinnen weltweit zuständig. Sie gehört damit dem höchsten Leitungsgremium des Ordens an. Beim jüngsten Generalkapitel im September wurde sie zudem noch zur Generalkonsultorin gewählt. Bevor sie nach Rom übersiedelte, leitete sie neun Jahre lang die Salvatorianerinnen in Österreich und Ungarn.
Die demografischen Veränderungen innerhalb der Salvatorianerinnen würden zu großen Herausforderungen führen. Es gehe um den bestmöglichen Umgang mit dem Rückgang der Mitgliederzahlen in Europa bei gleichzeitigem Wachstum in Afrika und Asien. Thalhammer sah darin sowohl Herausforderungen als auch Chancen und betonte die Bedeutung von interkulturellem Austausch und Lernen. "Wie leben wir unsere salvatorianische Universalität präsenter? Kann das nicht auch ein Zeichen der Zeit sein, dass junge Schwestern aus Afrika und Asien kommen und hier in Europa mit uns leben oder wir mit ihnen leben?"
Gleichzeitig sei es wichtig, dass die jungen Mitschwestern aus anderen Kontinenten, die in Europa ausgebildet werden, das Gelernte in ihren Heimatländern umsetzen, damit ein globaler Wissensaustausch entsteht.
Ein bedeutender Teil ihrer zukünftigen Arbeit in ihrer Funktion als Konsultorin wird die Begleitung des Europaprozesses sein, bei dem verschiedene europäische Einheiten bis 2027 zu einer einzigen Provinz zusammengeführt werden sollen, berichtete die Ordensfrau weiter. Dieser Prozess sei von einer organischen und behutsamen Herangehensweise geprägt, die auf die lange Tradition der Subsidiarität innerhalb der Salvatorianerinnen Rücksicht nimmt. "Natürlich bringt das Herausforderungen mit sich, weil wir auch ganz verschiedene Entwicklungen genommen haben", so Thalhammer: "Aber wir sind alle Salvatorianerinnen; uns verbindet ganz viel, und das spürt man bei einem Treffen immer wieder. Da ist ein Gleichklang und da ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl."
Verantwortung als Generalökonomin
Thalhammer beschrieb ihre Rolle als Generalökonomin als eine mit starkem Fokus auf Kontrolle. Die verschiedenen Einheiten, also Provinzen, Regionen, Häuser, seien selbstständig. "Wir versuchen Subsidiarität zu leben, aber jemand muss den Überblick haben, und der Überblick liegt eben im Generalat", so die Ordensfrau: "Es gehört uns nichts, es ist uns alles nur anvertraut, und mit dem müssen wir verantwortlich umgehen für die zukünftigen Generationen und der ganzen Umwelt gegenüber."
Die Generalökonomin räumte Spannungen ein, die mit der Kontrolle von Projekten in verschiedenen Kulturen einhergehen. Besonders in afrikanischen Ländern werde Kontrolle oft mit negativen historischen Erfahrungen assoziiert. "Die afrikanische Kultur ist eine Erzählkultur", schilderte die Salvatorianerin. "Wenn wir da Projekte machen, dann benötige ich am Ende Berichte, Abrechnungen, Bilder. Das hinüberzubringen ist nicht immer ganz einfach, weil zum Teil auch unterschwellig das Erbe der Vergangenheit mitschwingt, wo Europa als Kolonialmacht wahrgenommen wurde und tatsächlich auch Macht ausgeübt hat."
Umso wichtiger sei gegenseitiges Lernen und positive Beziehungen: "Kontrolle ist nichts Böses, sondern bedeutet eigentlich: Wir helfen einander zu wachsen." Dennoch: Alte Machtverhältnisse müssten kritisch hinterfragt und neue Formen der Zusammenarbeit entwickelt werden.
Synodale Zukunft der Kirche
Im Kontext der aktuellen kirchlichen Entwicklungen ging die Ordensfrau auch auf den Synodalen Prozess bzw. die jüngste Synode in Rom ein, die als Wegweiser für zukünftige kirchliche Strukturen und Entscheidungen dienen könnte. Thalhammer sah die Kirche in einem Spannungsverhältnis zwischen Tradition und notwendiger Erneuerung: "Wie gehen wir in Europa damit um, dass es in Zukunft vielleicht einmal eine Enzyklika gibt über Polygamie oder Hexerei? Bei uns sind das keine Themen, aber in Afrika schon. Wie lernen wir, damit umzugehen?" Skeptisch zeigt sie sich bei der Frage, ob es in naher Zukunft zu Frauen in Weiheämtern kommen wird, "und ich habe aufgegeben, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen".
Der Podcast der Salvatorianer "weiter denken - weiter gehen" ist auf www.salvatorianer.at/podcasts/ bzw. auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
Quelle: kathpress