Kirchenhilfswerke wollen bei COP29 auf besseren Klimaschutz drängen
Kirchliche Hilfswerke haben vor der Weltklimakonferenz COP29 eine beschleunigte Umsetzung und bessere Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen eingefordert und ihre Anwesenheit in Baku angekündigt. Der Weltdachverband katholischer Hilfsorganisationen CIDSE wird laut einer Mitteilung vom Donnerstag mit einer Delegation, an der auch die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) beteiligt ist, auf entschiedenere Bekämpfung der Klimakrise drängen. Gemeinsam mit Partnern aus dem Globalen Süden und Norden rief die CIDSE die Staats- und Regierungschefs zu Entscheidungen auf, die einen Wandel fördern - hin zum schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energien und zum Übergang zu erneuerbaren Energien, unterstützt durch transparente und bedarfsgerechte Klimafinanzierung.
Von der Konferenz, die vom 11. bis 22. November stattfindet, erhoffen die kirchlichen Hilfswerke, sie möge Rahmen sein für umfassende Ressourcen und Unterstützung, die allen Ländern die Möglichkeit geben, ambitionierte Klimaziele zu verfolgen. Dringlich sei aus Kirchensicht besonders eine ehrgeizige Zielsetzung für den New Collective Quantified Goal (NCQG) in der Klimafinanzierung, insbesondere zur Unterstützung des Fonds für Verluste und Schäden. Ebenso werden Länder zu ehrgeizigeren und überarbeiteten nationalen Klimazielen (NDCs) aufgerufen, die im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel stehen und bis Februar 2025 detaillierte Pläne zur Reduzierung der globalen Emissionen um 68 Prozent bis 2035 vorlegen sollen.
Klimaschutz braucht Finanzierung
Der CIDSE-Delegation gehören Expertinnen und Experten aus Mitgliedsorganisationen an, wie etwa aus dem deutschsprachigen Raum vom deutschen kirchlichen Hilfswerk Misereor, von der Schweizer Fastenaktion und von der österreichischen KOO. Deren Klimaexperte, Martin Krenn, hatte bereits in der Vorwoche in einem Online-Pressegespräch der "Allianz für Klimagerechtigkeit" eine neue, verlässliche globale Finanzierung für Klimaschutzmaßnahmen gefordert. Industrieländer wie Österreich müssten ihrer Verantwortung gerecht werden und einen fairen Beitrag leisten, da sie aufgrund ihrer hohen Emissionen eine besondere Verpflichtung hätten, so der Fachmann.
Die neue Klimafinanzierung erfordere nach Krenn "neue Steuern für die reichsten Umweltsünder" und eine Reform des globalen Finanzsystems. Die Festlegung eines höheren Finanzierungsziels solle dazu beitragen, Klimaschutz, Anpassungsmaßnahmen sowie den Umgang mit klimabedingten Verlusten nachhaltig zu sichern.
Pariser Vorgaben umsetzen
Bei der Weltklimakonferenz in Baku werden bis zu 50.000 Teilnehmer und Vertreter von 197 Staaten erwartet. Bis zum 22. November geht es in der Hauptstadt Aserbaidschans, das selbst stark vom Export von Erdöl und Erdgas abhängt, um die Umsetzung des Weltklimaabkommens von Paris. Das 2015 abgeschlossene Übereinkommen sieht vor, klimaschädliche Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf null zu reduzieren ("Net Zero") und das Ziel von 1,5 Grad zu erreichen. Stärker soll sich die Erde im Vergleich zum vorindustriellen Niveau nicht erwärmen, weil die Folgen sonst als nicht mehr beherrschbar gelten.
Aus Österreich wollte unter anderen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler nach Baku reisen sowie auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der jedoch derzeit aufgrund einer Erholung von einem medizinischen Eingriff von Bundeskanzler Karl Nehammer in seinen Amtsgeschäften vertreten wird. Beamte des Klima- und Außenministeriums sind ebenfalls Teil der offiziellen heimischen Delegation, zudem sind auch Experten aus verschiedenen Ministerien sowie externe Berater und NGO-Vertreter - unter ihnen auch die der kirchlichen Hilfsorganisationen - vor Ort dabei.
Inhaltlich geht es vor allem um die Klimafinanzierung. Das bisher geltende Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, mit denen die wohlhabenderen Staaten Entwicklungsländer unterstützen und das 2022 erstmals erreicht wurde, muss überarbeitet werden, da diese Verabredung 2025 ausläuft. Klar ist, dass mehr Geld erforderlich ist. Schätzungen gehen davon aus, dass eher 2,4 Billionen Dollar pro Jahr erforderlich sind.
Thema ist auch die Gestaltung der internationalen Kohlenstoffmärkte, auf denen Staaten Emissionsminderungen untereinander handeln können. Auch müssen die Vertragsstaaten bis Februar ihre aktualisierten nationalen Klimaschutzbeiträge mit den Zielen für 2035 einreichen. Auf der Tagesordnung steht auch das im vergangenen Jahr abgegebene Versprechen von fast 120 Staaten, bis 2030 die Kapazitäten erneuerbarer Energien zu verdreifachen (triple) und die Energieeffizienz zu verdoppeln (double). Hier geht es um die konkrete Umsetzung.
Interreligiöser Pavillion
Neben den Hauptverhandlungen findet bei der COP29 die zweite Ausgabe des "Faith Pavilion" statt, in dem 97 religiöse Organisationen aus elf Glaubensrichtungen vertreten sind. Das Pavillon-Programm umfasst über 40 Veranstaltungen und thematisiert unter anderem ethische und spirituelle Ansätze im Klimaschutz, nachhaltige Lebensweisen und klimafreundliche Gemeinschaftsprojekte. Erstmals wird das UN-Umweltprogramm (UNEP) wissenschaftliche Sitzungen im Faith Pavilion veranstalten, um die Brücke zwischen Wissenschaft und Religion zu stärken.
Quelle: kathpress