Ex-Landeshauptmann Pühringer: "Die Ökumene ist eine Zukunftsfrage"
Der frühere oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer hat dieser Tage seinen 75. Geburtstag gefeiert. Im Interview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz (aktuelle Ausgabe; Mittwoch) hat er u.a. sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement in der Kirche begründet und eine Lanze für die Ökumene gebrochen. "Die Ökumene im Ganzen ist wichtig und eine Zukunftsfrage. Denn in Europa schrumpft die Kirche nicht nur, sie erfährt leider auch einen starken gesellschaftlichen Relevanzverlust", so Pühringer. Wenn die christlichen Kirchen bei wichtigen Themen nicht mit einer Stimme sprechen, hätten sie nicht das nötige Gewicht. Die Spaltung der Christenheit sei ohnehin ein Ärgernis, "das von unserem Gründer Jesus Christus sicher nicht gewollt ist".
Deshalb gelte: "Wir müssen uns großer Mühen unterziehen, um Schritt für Schritt wieder zueinander zu finden." In der Ökumene geht es nicht nur um die volle Vereinigung. Das "gegenseitige Ertragen" und das "friedliche Miteinander" seien ebenso wichtig. Pühringer: "Für mich ist Ökumene, Schritt für Schritt mehr Gemeinsamkeit herzustellen. Dazu möchte ich einen Beitrag leisten."
Von 1995 bis 2017 war Pühringer Landeshauptmann von Oberösterreich. Seit 2017 ist er Obmann der "Pro Oriente"-Sektion Linz und setzt sich in dieser Funktion für gute ökumenische Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen ein.
Mariendom ist "Kirche des Landes"
Pühringer ist ebenfalls seit 2017 Vorsitzender der "Initiative Pro Mariendom", die sich um den Erhalt des Linzer Domes schon viele Verdienste erworben hat. Pühringer zeigte sich im Interview zufrieden, dass schon sehr viel erreicht wurde, es bleibe freilich noch genug zu tun. Nun stünde die Restaurierung der Fenster bis 2031 im Zentrum der Bemühungen, so der Vorsitzende der "Initiative Pro Mariendom".
Pühringer: "Der Dom ist nicht nur Zentrum der katholischen Kirche im Land, sondern hat auch eine Aufgabe in der Ökumene." Ich wolle etwa an das gemeinsame Feiern am Domplatz im Jahr des Reformationsgedenkens 2017 erinnern. In diesem Sinne sei der Dom "Kirche des Landes". Als solche gelte es, ihn zu erhalten "und noch mehr in die Herzen der Christinnen und Christen des Landes zu tragen".
Pühringer ist auch Landesobmann des ÖVP-Seniorenbundes, dessen Vizepräsident er auf Bundesebene ist, und bis vor Kurzem war er auch Präsident des Österreichischen Volksliedwerks. Politisch ist er noch als Gemeinderat in Traun tätig. Der Einsatz für die Gemeinschaft sei nicht nur Arbeit, "sondern Berufung", so Pühringer: "Wer sich um die Anliegen der Seniorinnen und Senioren kümmert, arbeitet immerhin für beinahe ein Drittel der Bevölkerung."
"Bin in der Kirche sozialisiert worden"
Dass er sich in der Kirche engagiere, sei eine Rückkehr ins kirchliche Ehrenamt, "denn ich bin in der Kirche sozialisiert worden und habe in der Pfarre schon viele ehrenamtliche Funktionen innegehabt", so der Altlandeshauptmann und weiter wörtlich: "Mit sechs Jahren wurde ich Ministrant, später war ich Jungscharführer, Jugendführer, stellvertretender Dekanatsführer der Katholischen Arbeiterjugend. An der Diözesansynode habe ich als Synodenrat teilgenommen, war im Pfarrgemeinderat, Obmann des Kirchenchores und manches mehr." Die Trennung von Kirche und Politik halte er für richtig, "aber das läuft nicht auf Beziehungslosigkeit hinaus".
Auf den Krieg im Heiligen Land angesprochen sagte Pühringer: "Der Unfriede im Heiligen Land, die offensichtlich nicht zu klärenden Verhältnisse zwischen Israelis und Palästinensern, führen zu großem Leid für die Menschen vor Ort. Das schadet aber auch der Glaubwürdigkeit der Kirche, wenn Friede dort nicht gelingen will, von wo die Weihnachtsbotschaft 'Friede den Menschen auf Erden' ausgegangen ist." Er könne nur hoffen, "dass auch für die Menschen im Heiligen Land diese Botschaft bald wahr wird".
Pühringer kündigte an, dass im kommenden Mai Nikodemus Schnabel, Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem, auf Einladung von Pro Oriente in Linz über die Lage im Heiligen Land referieren wird.
Quelle: kathpress