Burgenland: Bischof Zsifkovics gründet neue Martinsfamilie
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics wird am 11. November, dem Martinitag, eine neue kirchliche Gemeinschaft ins Leben rufen: die "Familie des Heiligen Martin". Das kündigt er in seinem aktuellen Kanzelwort zum Martinifest an. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landtagspräsident Robert Hergovich werden demnach die Schirmherrschaft übernehmen. Der Heilige Martin ist seit genau 100 Jahren Landespatron des Burgenlandes.
Die Martinsfamilie sei kein Orden, kein Verein, keine kirchliche Splittergruppe, "sondern eine Gemeinschaft aller Menschen guten Willens als Zeugen des heiligen Martin, im Einsatz für Gesellschaft und Kirche", so Bischof Zsifkovics. Die Martinsfamilie solle zuerst eine Gemeinschaft der Beter sein: "Die Verehrung des hl. Martin will belebt werden, er muss Fuß fassen. Er ist kein verstaubter Heiliger, der vor 1.700 Jahren in unserer Gegend geboren wurde und gewirkt hat. Er bleibt ein 'moderner' Heiliger, einer, der uns auch heute viel zu sagen hat."
Der Heilige Martin sei kein Sonderling gewesen, "er lebte Kirche und liebte sie, sein Wort hatte Kraft, sein Tun war überzeugend". Martin habe die Irrlehren in der Kirche erkannt, "er sah die Missstände seiner Zeit und stellte sich gegen das widerliche Handeln der Regierenden und des Klerus". Er habe Wunder gewirkt und Gemeinschaften und Klöster gegründet, so Zsifkovics: "Sein Leben bleibt aufregend. Vieles in seiner Zeit gleicht unserer Zeit."
"Die Kirche muss sich dreckig machen"
Eine Kirche, "die sich auf sich selbst zurückzieht, ist nicht die Kirche Christi", so der Eisenstädter Bischof weiter: "Die Kirche muss sich dreckig machen. Sie muss zum Leben vom Werden bis zum Sterben ermutigen, versöhnen und Frieden stiften. Sie muss mutig sein, auch widersprechen, dabei aber weitherzig bleiben, denn Leben ist mehr als Vorschriften und Pflicht." Vor allem müsse sie auch ein "Wegweiser zu Gott" sein. Papst Franziskus plädierte zum Abschluss der Weltsynode: "Nicht eine sitzende Kirche, sondern eine stehende Kirche. Keine stille, blinde oder statische Kirche, sondern eine missionarische, die mit dem Herrn auf den Straßen der Welt unterwegs ist."
Er lade alle Burgenländerinnen und Burgenländer ein, sich der neuen Gemeinschaft anzuschließen, so der Bischof: "Diese Gemeinschaft appelliert an das Gute im Menschen. Es geht um Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Ehrfurcht, Mut, Empathie, Freude und darum, dass wir einander die Hände reichen und füreinander das Herz öffnen."
Der Bischof nennt auch einige konkrete Tätigkeitsfelder: "Kranken- und Spitalsbesuche, das Mittragen in Altenheimen und Pflegestützpunkten, Kinderbetreuung, das aufrichtende Wort, das Gespräch über den Zaun und nicht über die Menschen, die Sorge für sie, die Mitverantwortung für Ort, Gesellschaft, Land und Kirche, das Teilen mit den Ärmeren und vieles mehr."
Es werde in dieser Gemeinschaft regionale Verantwortliche geben, das Wiederentdecken des monatlichen Martinstages an jedem 11. des Monats, rege Treffen, ein gutes Miteinander. Die Gemeinschaft solle zudem auch für die Menschen in den angrenzenden Ländern offen sein, "die mit uns durch den heiligen Martin verbunden sind".
Festmesse im Eisenstädter Dom
Bischof Zsifkovics steht am 11. November um 9 Uhr dem Festgottesdienst im Eisenstädter Dom zum Martinifest vor. Im Anschluss an die Festmesse wird auf dem Domplatz das traditionelle Martinskipferl geteilt, begleitet von einem festlichen Platzkonzert der Militärmusik. Für alle, die nicht persönlich am Gottesdienst teilnehmen können, gibt es die Möglichkeit, das Fest über einen Livestream (www.martinus.at/live) mitzufeiern.
Um 17 Uhr führt wieder der traditionelle Laternenumzug der Kinder vom Schloss Esterhazy über die Hauptstraße in den Martinsdom, wo eine kleine Kindermartinsfeier stattfindet, bei der Bischof Zsifkovics die Kinder segnen wird. Für alle Kinder gibt es im Anschluss an die Feier eine kleine Martinsgabe.
Die Feierlichkeiten rund um den Heiligen Martin starten bereits am Sonntag, 10. November, um 8.55 Uhr mit dem Gottesdienst aus der Pfarrkirche in Markt St. Martin, der live auf ServusTV ausgestrahlt wird. Bischofsvikar P. Lorenz Voith feiert die heilige Messe gemeinsam mit Pfarrmoderator Basil Ikechukwu Obiekii und den Gläubigen vor Ort bzw. vor den Bildschirmen zu Hause. Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst von der Band "Musica Sancti Martini" unter der Leitung von Doris Horvath sowie dem Chor der Pfarre Markt St. Martin unter der Leitung von Regina Schmit.
Burgenländischer Landespatron
Martin von Tours (um 316-397) wurde auf Betreiben der Burgenländischen Landesregierung, die sich mit dieser Bitte an den Vatikan richtete, mit römischem Dekret vom 10. Dezember 1924 zum Landespatron des Burgenlandes erhoben. Geboren ist der Heilige in Szombathely/Steinamanger, eine der Mutterdiözesen von Eisenstadt. Die Diözese Eisenstadt wurde 1960 gegründet - der Heilige ist seither auch Diözesanpatron.
Quelle: kathpress