Gedenken an Missionspater Kiesling: "Gigant der Menschlichkeit"
Bei gleich zwei Gottesdiensten in Wien und Amstetten ist am Sonntag an den am 22. Oktober verstorbenen Afrika-Missionar Pater Johann Kiesling erinnert worden. Der Salesianer, der am 28. Oktober in seinem Einsatzland Kongo begraben worden ist, wurde von seinem österreichischen Ordensprovinzial P. Siegfried Kettner als "Gigant der Menschlichkeit" bezeichnet. Kettner leitete die Sonntagmesse in Wien-Stadlau, wo Kiesling als Vertriebenen-Kind in der Nachkriegszeit einst Heimat gefunden hatte und den Salesianern Don Boscos erstmals begegnet war.
Kiesling sei als "Spätberufener" auf sehr konsequente Weise Jesus nachgefolgt, sagte der Ordensprovinzial in seiner Predigt: Er habe den Ruf verspürt, nicht nur Ordensmann und Priester, sondern auch Missionar in Afrika zu werden, was ihm erst als 48-Jähriger ermöglicht wurde. Dennoch habe er dann mehr als vier Jahrzehnte Großartiges geleistet, "mit fast unverschämtem Vertrauen, dass ihm dabei geholfen wird". Viel Unterstützung habe er bei seinen "Betteltouren" in der österreichischen Heimat auch erfahren, "er war ein großer Spendensammler für andere: Immer ging es um die Ärmsten, die einen Brunnen oder ein Krankenhaus am dringendsten gebraucht haben, um Jugendliche und am Rand Stehende." Dabei sei P. Kiesling kein Sozialarbeiter, sondern ein "Mann Gottes" gewesen und bleibe so auch in Erinnerung, sagte Provinzial Kettner.
Als "Selbstlosigkeit in Person" wurde P. Kiesling zudem vom Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, P. Karl Wallner, genannt. Der Zisterziensermönch, der dem Kongo-Missionar im Vorjahr im Wiener Stephansdom den damals erstmals vergebenen Preis "Emil" für sein Lebenswerk überreicht hatte, erinnerte bei der Gedenkfeier in Stadlau an ein damaliges Interview. Auf die Frage, was der Missions-Award für ihn bedeute, habe P. Hans "nur über die Leute im Kongo gesprochen, für die er arbeitet und die der Grund sind, dass er wie ein Esel sein Leben für sie einsetzt", erinnerte Wallner. Diese selbstlose Haltung sei "so Jesus-förmig, dass ich fast sicher bin, dass wir ihn bereits zu Allerheiligen mitgefeiert haben", so der Dogmatikprofessor.
Eine weitere Gedenkfeier fand am Sonntag in Amstetten statt, wo ebenfalls an Kieslings Heimatbesuche erinnert wurde. Öfters seien dabei Messfeiernden "fast in Panik geraden, weil er so überzeugend war: 'Was, Pater Kiesling ist heute hier? Ich habe viel zu wenig Geld mit, das ich ihm für seine Projekte geben kann!'", hieß es dabei. Viele Jahre lang hätten die Amstettner über die Don Bosco Mission Austria Pater Kiesling unterstützt, der es in seinem hohen Alter "schön gemütlich im Amstettner Seniorenheim des Ordens" haben hätte können. Stattdessen habe er bis zuletzt bei den Waisen- und Straßenkindern in einer der ärmsten Regionen Afrikas verbracht - "und das, obwohl er zig Mal an Malaria erkrankt ist". Sein letzter Wunsch sei gewesen, seine großartigen Projekte weiterzuführen, hieß es.
Schlosser, Lehrer, Priester und Brunnenbauer
Johann Kiesling wurde am 16. Juli 1934 in südmährischen Grafendorf geboren, verlor im Weltkrieg seinen Vater und kam mit den Vertreibungen infolge der Benes-Dekrete im Jahr 1945 nach Wien. Aufgrund einer Krankheit seiner Mutter wuchs er bei deren Schwestern auf und durchlief zunächst eine Ausbildung als Stahlbauschlosser. In Wien-Stadlau lernte er die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos kennen, trat dort 1959 als Spätberufener ein und legte 1960 die Erste Profess ab. 1966 zum Priester geweiht, arbeitete er als Religionslehrer und Erzieher in Landeck und Fulpmes in Tirol.
Kieslings innigster Wunsch, als Missionar in Afrika zu wirken, ging erst 1982 in Erfüllung, als er in die Demokratische Republik Kongo entsandt wurde. Seitdem lebte und arbeitete er in der Region rund um Lubumbashi im äußersten Osten des Landes, war dort weithin bekannt als Priester, Brunnenbauer und Organisator bei der Errichtung von Schulen, Waisenhäusern und Krankenstationen. Vor Ort erlernte er nicht nur Französisch, sondern auch mehrere der regionalen Landessprachen, wobei er bis zuletzt sich um den Erwerb noch weiterer Sprachen bemühte.
Den eigenen Berichten zufolge brachte Kiesling oft in stundenlangen Fahrten Schwerkranke und Schwangere aus den entlegensten Buschdörfern in die Krankenstationen und geriet mehrmals selbst in Gefahr, um den Menschen in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen beizustehen. Die Missionsstationen wurden während seiner Zeit im Kongo einige Male von Rebellen überfallen und geplündert, doch Kiesling kam stets mit dem Leben davon und begann wieder von Neuem. Kiesling feierte im Juli noch seinen 90er und starb am 22. Oktober an seinem Einsatzort Lubumbashi.
Spendenkonto Don Bosco Mission Austria: IBAN AT33 6000 0000 9001 3423, Online-Spenden: www.donboscomissionaustria.at
Quelle: Kathpress