Theologen zur Weltsynode: Demokratie-Schub für Schiff auf Trockendock
Die vor knapp einer Woche in Rom zu Ende gegangene Weltsynode ist weiterhin Gegenstand theologischer Einordnungen und Kommentierungen. So wählte der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner in einem Gastbeitrag im "Kurier" (2. November) für die Kirche das Bild eines "Riesensegelschiffs der himmlischen Rederei", welches von Papst Franziskus für die Synodendauer von drei Jahren gleichsam "aufs Trockendock" gelegt wurde, um notwendige Kurskorrekturen vorzunehmen. Geklärt werden sollte dabei u.a., "ob und wie Frauen in einem ersten Schritt wenigstens in den untersten Offiziersrang kommen können", führte Zulehner seine Metapher fort.
Die Zeit in diesem Trockendock sei nun vorbei: "Das Riesenschiff der Weltkirche ist wieder auf dem Weltmeer unterwegs. Die Beschlüsse müssen im Bordbuch namens Kirchenrecht festgeschrieben werden, damit sie auch halten, wenn der inzwischen bereits älter gewordene Steuermann das Ruder aus der Hand gibt." Es dürfe dabei nicht geschehen, dass ein neuer Steuermann versucht, "ins alte Fahrwasser" zurückzukehren. Ohne eine kirchenrechtliche Festschreibung der Kurskorrektur sei dies nämlich "nach dem alten Bordbuch immer noch möglich", mahnte der Theologe.
Gelingt die Demokratisierung der Kirche?
Auf die Frage nach der Demokratiefähigkeit der Kirche hin hat die Salzburger Moraltheologin Prof. Angelika Walser die Weltsynode abgeklopft. Die binnenkirchlichen Diskussionen um das Prinzip der Synodalität bezeugten laut Walser "die Wieder- und Neuentdeckung demokratischer Elemente in der eigenen Lehre", schrieb Walser in einem Gastbeitrag in den "Salzburger Nachrichten" (2. November).
Tatsächlich zeige ein Blick in die Kirchengeschichte ein zwiespältiges Bild: Es stünden sich Bekenntnisse zur Demokratie wie etwa jene in "Gaudium et spes" (Zweites Vatikanisches Konzil, 1965), in "Dignitatis humanae" oder in anderen Lehrschreiben auf der einen Seite und das kirchenpolitische Agieren und Solidarisieren vor allem mit den Monarchien auf der anderen Seite gegenüber. Und selbst das Konzil kenne neben "Gaudium et spes" mit der Kirchenkonstitution "Lumen Gentium" ein Dokument, das die Kirche - im Gegensatz zur weltlichen Demokratie - als eine "mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft" verstehe.
Ob sich die Kirche in Folge der Synode daher "endgültig solch demokratischen Momenten in der eigenen Tradition öffnen und sich auf Basis ihres Selbstverständnisses als Volks Gottes vom klerikal-hierarchischen Zentralismus verabschieden", sei eine offene, wenngleich für das "institutionelle Überleben" der Kirche zumindest in Europa wesentliche Frage.
Quelle: Kathpress