Mit Kindern über Tod und Trauer sprechen - aber wie?
Was tun, wenn Oma oder Opa stirbt? Oder wenn das geliebte Haustier plötzlich schwer krank wird? Solche Situationen wecken bei Eltern teils Überforderungen und bei Kindern große Fragen. "Kinder haben ein Recht darauf, über den Tod und die damit verbundenen Gefühle wie Trauer, Angst und Verlust zu sprechen", meint dazu Veronika Schippani-Stockinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreich gegenüber Kathpress. So sei es die Aufgabe von Erwachsenen, Kindern zu unterstützen, eine hoffnungsvolle Perspektive zu entwickeln, ohne ihre Erfahrungen und Empfindungen zu bagatellisieren. Dabei könnten auch die kirchlichen Feste Allerheiligen und Allerseelen eine Gelegenheit bieten, um offen und altersgerecht über Sterben und Tod zu sprechen.
"In Verlustsituationen ist es besonders wichtig, Kindern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, da der Tod diese oft ins Wanken bringt", betont die Jungschar. Der Umgang mit dem Tod erfordere daher Sensibilität, die der Entwicklungsstufe des Kindes angepasst sein sollte. "Meist funktioniert das durch aufmerksames Zuhören und sie mittels Fragen anzuregen, ihre eigenen Vorstellungen zu äußern", lautet der konkrete Tipp.
Auch wenn Kinder oft Neugier am Thema Tod zeigen, können sie bei persönlichen Verlusten starke emotionale Reaktionen entwickeln. Dabei wechseln sie schneller als Erwachsene zwischen verschiedenen Gefühlslagen. Offenheit und Ehrlichkeit im Gespräch über den Tod sind laut der Jungschar daher wesentlich, um allen Emotionen - von Trauer und Wut hin zu Rückzug - Raum zu geben.
Tod und Trauer bei Erwachsenen oft tabuisiert
Für eine kindgerechte Erklärung komplexer Todesursachen, wie Krankheit, empfiehlt die Jungschar den Leitsatz: "Nicht alles, was wahr ist, muss gesagt werden, aber alles, was gesagt wird, muss wahr sein." Da Kinder oft direkte Fragen über Tod oder Todesursachen stellen, sollten Erwachsene auf ihre Fragen und Bedürfnisse eingehen - jedoch ohne Überforderung. Denn: "Da Kleinkinder ihre Eltern oft als allwissend betrachten, sind Fragen über den Tod und damit verbundene Ängste nicht untypisch." In einer Kultur, in der der Tod tabuisiert sei, würden Eltern jedoch seltener damit konfrontiert.
Die katholische Kinderorganisation ermutigt Eltern dazu, einzusehen, dass Kinder fähig sind, kreative Denkansätze zu entwickeln und außergewöhnliche Lösungen rund um das Rätsel des Todes zu finden. Auch die christliche Perspektive, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, kann hilfreich sein: Die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod - ohne es als gesichertes Wissen darzustellen oder das Leid zu bagatellisieren - kann Kindern Halt und Zuversicht geben.
Rituale anpassen
Zu Allerheiligen und Allerseelen steht traditionell der Besuch der Gräber verstorbener Verwandter im Vordergrund. Kinder werden dabei oft nur als passive Beobachter mitgenommen, und allgemeine Aussagen wie "Da besuchen wir Oma/Opa" oder "Das ist Tradition" helfen ihnen wenig, das Ritual zu verstehen, kritisiert die Jungschar.
Um den Friedhofsbesuch kindgerechter zu gestalten, empfiehlt die Jungschar eine Vorbereitung in den Tagen vor den Festen. Gemeinsame Aktivitäten wie das Lesen von Kindergeschichten, Basteln oder das Anschauen von Videos können Kinder spielerisch an das Thema heranführen. Auch besondere Erlebnisse, wie ein Friedhofsbesuch in der Dunkelheit, können durch die Atmosphäre der vielen Kerzen tröstlich wirken.
"Kinder sollten die Möglichkeit haben, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse in Bezug auf Tod und Trauer auszudrücken und aktiv an der Tradition teilzuhaben, anstatt nur passive Beobachter zu sein," so Schippani-Stockinger. Voraussetzung seien aber Rituale in einem angemessenen Rahmen. Die Katholische Jungschar bietet auf ihrer Website Materialien und Anregungen, um Eltern, Pädagoginnen und Gruppenleiterinnen bei der kindgerechten Vermittlung von Tod und Trauer zu unterstützen (Link: www.jungschar.at/jahreskreis/allerheiligen).
Quelle: kathpress