Elbs: In Vaduz "eher als Seelsorger gefordert, denn als Chef"
Ein positives Resümee seiner bisherigen Aufgabe als Administrator der Erzdiözese Vaduz hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs in den "Vorarlberger Nachrichten" (Montag) gezogen. Seit 20. September 2023 betreut er auf Ersuchen von Papst Franziskus die Erzdiözese Vaduz mit. Inzwischen ist mehr als ein Jahr vergangen. Wie es mit Vaduz weitergeht, scheint aber nach wie vor offen zu sein. Das Schwierigste an der Arbeit in Liechtenstein sei das Provisorium. "Du kannst Entscheidungen treffen, aber du solltest keine treffen, die den zukünftigen Bischof präjudizieren", erläuterte Elbs: "Insofern herrscht Stillstand, etwas, das ich nicht so gerne habe." Akutes Konfliktpotenzial ortete Elbs nicht. Er sei derzeit auch eher "als Seelsorger, denn als Chef" gefordert.
Die Kirche in Liechtenstein verändere sich, "die Menschen, die gesellschaftliche Situation verändern sich". Deshalb wäre es gut, sich miteinander pastorale Konzepte bzw. Zukunftsvisionen zu überlegen. Natürlich könnte er das machen, so Elbs, "aber es hat keinen Sinn, weil ich in einer Woche vielleicht schon nicht mehr Administrator bin. Das hemmt." Er mache deshalb "Seelsorge und Dinge, die unmittelbar akut sind und bei denen ich das Gefühl habe, sie verbessern das Verhältnis zwischen Kirche und staatlichen Instanzen".
Wie Elbs sagte, habe er die Erzdiözese Vaduz vor seinem Dienstantritt nicht näher gekannt und versucht, etwas Ruhe hineinzubringen, "einige Dinge zu ordnen, bis der neue Bischof kommt". Die Gemüter zu beruhigen sei durchaus gelungen, so Elbs, "sowohl der Politik als auch den Priestern gegenüber". Er sehe im Augenblick jedenfalls kein Konfliktpotenzial.
Elbs: "Es gibt natürlich riesige Themen für die Zukunft, etwa die Entflechtung von Kirche und Staat, die kommen muss. Die Regierung wollte jetzt noch das Religionsgemeinschaftengesetz beschließen. Ich habe gebeten, das nicht zu tun. Ich bin ja nur eine Übergangslösung. In diese Diskussion sollte der zukünftige Bischof einbezogen werden." Dem Ansinnen, die Entscheidung zu verschieben, sei der Landtag nähergetreten, würdigte Elbs.
Er sei von der Kirche in Liechtenstein mit großer Hilfsbereitschaft aufgenommen worden, so Elbs: "Liechtenstein ist ja eine Staatskirche. Da gibt es viele Verbindungen mit dem Fürstenhaus, der Regierung und den Gemeindevorstehern, weil sie Dienstgeber der Pfarrer und Kapläne sind. Auch die Kirchen gehören der politischen Gemeinde. Insofern braucht es ein gutes Einvernehmen mit den politischen Verantwortungsträgern." Auch die Priester seien "sehr korrekt. Inzwischen kenne ich alle, die in Liechtenstein arbeiten. Zu manchen hat sich ein gutes Verhältnis entwickelt, aber nicht zu allen."
Seine Hauptaufgabe sei jedenfalls die Beziehung zu öffentlichen Instanzen und zu den Priestern sowie die Seelsorge: "Ich gehe in Altenheime, mache Firmungen, halte Gottesdienste in der Kathedrale. Man ist eher als Seelsorger gefordert, denn als Chef."
Mögliche Lösungen
Dass es sich mit einer endgültigen Lösung für die katholische Kirche in Liechtenstein hinzieht, liege vermutlich daran, "dass es noch keine wie immer geartete Lösung gibt". Es handle sich kirchenpolitisch um eine spezielle Situation, "weil Liechtenstein vorher ein Dekanat von Chur war. Da gibt es natürlich Menschen, die zurück zu Chur möchten. Der Großteil ist aber schon der Meinung, dass es Sinn macht, die Eigenständigkeit beizubehalten."
Grundsätzlich gebe es drei Lösungen, so Elbs: Erstens zurück nach Chur, zweitens ein neuer Erzbischof und drittens die Mitbetreuung durch einen anderen Bischof, wobei in letzterem Fall Vaduz als Erzdiözese bestehen bliebe. Und Elbs fügte hinzu, dass er es für den Fall der dritten Lösung für sinnvoller halten würde, wenn Vaduz dann vom Bischof von Chur mitbetreut wird und nicht vom Bischof von Feldkirch.
Darauf angesprochen, dass er unter jenen Kandidaten ist, die als neuer Erzbischof von Wien gehandelt werden, meinte Elbs: "Die Gerüchte sind für die, die sie betreffen, nicht angenehm. Ich leiste mir jedoch die Freiheit, mich nicht damit zu beschäftigen." Alle Aufgaben, die er bis jetzt im Leben bekam, habe er sich nicht selbst ausgesucht, den Priesterberuf ausgenommen. Elbs: "Es gibt aus meiner Sicht zwar eine äußere Karriere, aber ebenso eine Karriere nach innen, und die ist mir wichtiger. In meinem Alter sollte man sich eher um die Karriere nach innen bemühen, innerlich wachsen. Das probiere ich, das andere schiebe ich weg."
Quelle: kathpress