Reaktionen zum Ende der Synode: Von "Wartepartie" bis Hoffnung
Die Reaktionen auf das Ende der Weltsynode reichen von einer positiven Bewertung des neuen Dialogstils der Kirche bis hin zu Enttäuschung über das "taktische Zögern" in der Frauenfrage. Mit dem Abschluss der Synode am 26. Oktober in Rom ging ein intensiver Beratungsprozess zu Partizipation, Machtstrukturen und der Rolle der Frauen in der katholischen Kirche zu Ende. Papst Franziskus übernahm das von der Synode erarbeitete Abschlussdokument direkt in sein Lehramt und unterstrich damit die wachsende Bedeutung synodaler Beratungen. Die Frage nach dem Diakonat der Frau bleibt jedoch weiterhin offen. Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff bezeichnet diese Thematik in der aktuellen Ausgabe der "Furche" (27. Oktober) als "Menetekel" für die katholische Kirche - mit "Potenzial zur Spaltung".
"In Rom fand keine Revolution statt, aber die rebellischen Töne lassen sich kaum überhören", schreibt der Professor für Fundamentaltheologie und Ökumene an der Universität Salzburg. So stelle die Studiengruppe zur sogenannten "Frauenfrage" das Verständnis von Frauen auf die Probe: "Frauen verlieren die Geduld mit dieser Kirche und ihrem Frauenbild."
Die Einbindung von Laien und stimmberechtigten Frauen in die Synodenberatungen bewertet Hoff hingegen als "echten Schritt" in der katholischen Partizipationskultur, wenngleich die offenen Fragen bestehen bleiben. Es sei ein "taktisches Zögern", um den "synodalen Zusammenhalt" zu bewahren - ein Balanceakt, der die Frauenfrage jedoch weiter unbeantwortet bestehen lässt.
Hoff stellt klar: "Wer autokratisch bestimmt, behält seine Macht, aber verliert Autorität." Die Weltsynode hinterlässt somit eine Kirche im Spannungsfeld von Erneuerung und Beharrlichkeit, in der besonders die Rolle der Frauen weiter für Diskussionen sorgt.
Synodenteilnehmerin Jeppesen-Spuhler: Frauen solidarisieren sich
Die Schweizer Synodenteilnehmerin Helena Jeppesen-Spuhler ortet im Interview mit "Vatican News" hingegen einen "neuen Stil", der den Stimmen aller Gläubigen - besonders der Frauen - mehr Gewicht verleiht. Positiv bewertet sie vor allem die "Widerstandskraft und Treue" der Frauen in der Synode und betont die besondere Solidarität, die sich unter den Teilnehmerinnen formiert habe: "Wir teilen die Erfahrung, dass wir in der Kirche oft in der zweiten oder letzten Reihe sitzen."
Auch wenn es noch keinen Durchbruch zum Frauendiakonat gebe, wertet Jeppesen-Spuhler positiv, dass der Prozess mitgestaltet und das Thema weiter untersucht werden kann. Zudem könnten die Vorschläge der Weltsynode die Entscheidungsstrukturen in der Kirche verbindlicher machen, was auch die Rolle der Frauen stärken würde. Für die Weltkirche seien dies "große Schritte", wenngleich es in einzelnen Regionen wie der Schweiz bereits Fortschritte gebe.
Kirchenrechtlerin: Synode führt Kirche zu mehr Dialog und Vielfalt
Die deutsche Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens sieht in der Weltsynode eine entscheidende Entwicklung für die Kirche hin zu einem "Prozess des Dialogs und Austauschs", in dem Papst Franziskus die Einheit und gleichzeitig die Diversität der Kirche bewahren möchte.
Wie Wijlens im Interview mit "Vatican News" erläutert, zeigt auch die Übernahme des Synodendokuments durch Franziskus, dass die Kirche nun nicht mehr nur als statische Institution agiere, sondern vielmehr als eine "Kirche im Prozess", in der der Kontext der Ortskirchen stärker berücksichtigt werde.
In Bezug auf die Frauenfrage sieht Wijlens ebenfalls Fortschritte. "Ich denke, dass sich die Frauenfrage definitiv bewegt hat", sagt sie. Die Einbindung von Laien, einschließlich Frauen, sei im Abschlussdokument explizit genannt, und die Synode ermutige dazu, bislang wenig genutzte Möglichkeiten des Kirchenrechts für Leitungsrollen von Frauen auszuschöpfen. Trotz teils herausfordernder Phasen sieht Wijlens die Synode insgesamt positiv: "Wir sind wie ein Schiff, das seinen Kurs gefunden hat."
Gemischtes Fazit von "Wir sind Kirche" und "Ending Clergy Abuse"
Zum Ende der Weltbischofssynode im Vatikan gab es bereits vor Bekanntwerden des Schlussdokuments am Samstagabend Stellungnahmen der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" und des Netzwerks "Ending Clergy Abuse" (ECA). "Wir sind Kirche" zieht laut einer Pressemitteilung ein "gemischtes Fazit zum Abschluss der "XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode" und forderte "echte und konkrete Synodalität auf allen kirchlichen Ebenen."
Mit dem synodalen Prozess mit Beteiligung der Kirchenbasis habe Papst Franziskus zwar "kirchengeschichtliche Wende vollzogen", die langfristig wirken und unumkehrbar sein werde, die "dogmatisch verfestigten kirchlichen Machtstruktur" seien jedoch nicht aufgelöst worden. Dies betreffe besonders den Ausschluss von Frauen von allen Weiheämtern. "Wir sind Kirche" fordert unter anderem, Missbrauchsaufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt überall zur "Chefsache" zu machen.
Ähnlich der "eckige Tisch", deutschsprachiger Teil des Netzwerks "Ending Clergy Abuse" (ECA): "Die Ergebnisse bleiben weit hinter dem zurück, was als Konsequenz aus dem andauernden weltweiten Missbrauchsskandal notwendig wäre." Zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit Machtmissbrauch, sexueller und geistlicher Gewalt und ihrer (auch strukturellen) Ursachen seien in der Synode nicht geklärt worden. Zudem würden Opfer nicht ins Zentrum gestellt, kritisierte der "eckige Tisch", wie "Vatican News" am Sonntag berichtete.
Die Synode hatte sich auch mit dem Thema verschiedener Formen des Missbrauchs in der katholischen Kirche befasst und zu Beginn ihrer Versammlung einen Bußakt vollzogen.
Quelle: kathpress