Was die Weltsynode beschlossen hat und fordert
Die Weltsynode hat größere Spielräume für lokale Entscheidungen in der katholischen Kirche gefordert. In einem am Samstag verabschiedeten Dokument fordern die Synodalen den Vatikan auf, Entscheidungen einzelner Länder und Kontinente zu respektieren. Das bisherige Verfahren für die Anerkennung von Beschlüssen lokaler Kirchenversammlungen müsse reformiert werden, heißt es in dem Text.
Nur bei Fragen, die dogmatischen oder moraltheologischen Charakter haben oder die Sakramente betreffen, solle künftig weiterhin ein römisches Gütesiegel erforderlich sein. In allen anderen Fällen könne eine stillschweigende Zustimmung durch Rom angenommen werden.
Respekt vor lokaler Vielfalt
Als Begründung dafür nennt die Versammlung den notwendigen Respekt vor der Vielfalt. Die christliche Botschaft könne nicht auf einzelne theologische, liturgische, pastorale oder disziplinäre Formen reduziert werden, so das Dokument.
Im Detail geht es bei der Forderung um sogenannte Partikularkonzile, auf denen die Ortskirchen eines Landes oder einer Weltregion theologische oder kirchenpolitische Fragen besprechen. Bisher müssen Beschlüsse dieser Versammlungen vom Vatikan "approbiert" werden. Erst danach treten diese Beschlüsse in der jeweiligen Region in Kraft. Bisher können sich die vatikanischen Behörden unbegrenzt Zeit lassen, bevor sie auf solche Beschlüsse reagieren. Die Weltsynode fordert nun eine kirchenrechtliche Fristsetzung für die vatikanische Überprüfung. Wird die Frist überschritten, würde der Beschluss ohne Weiteres in Kraft treten.
Mehr Mitsprache von Laien bei Bischofswahl gefordert
Weiters hat die Weltsynode die Mitsprache von Laien bei der Auswahl neuer Bischöfe befürwortet. Die Synodenversammlung hoffe, dass das Volk Gottes bei der Wahl der Bischöfe ein größeres Mitspracherecht bekomme, heißt es in dem am Samstag verabschiedeten Abschlussdokument der Weltsynode.
Weitere Schritte zum Frauendiakonat
Der Vatikan soll sich weiter mit dem Diakonat der Frau befassen. Das fordern die Teilnehmer der katholischen Weltsynode in ihrem am Samstagabend vorgelegten Abschlussdokument. In dem vom Papst bereits freigegebenen Papier schreiben sie: "Auch die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Dienst bleibt offen." In dieser Hinsicht seien weitere Überlegungen erforderlich. In dem Absatz zu dieser Thematik kritisierten die Synodalen eine nicht ausreichende Anerkennung von Frauen in verschiedenen Bereichen des kirchlichen Lebens. Der Passus, der am Abend neben 154 weiteren Punkten des Abschlussdokuments zur Abstimmung stand, erhielt mit 97 Gegenstimmen eine vergleichsweise knappe Mehrheit.
In dem Text appelliert die Versammlung, die etwa zu einem Achtel aus Frauen besteht, "alle Möglichkeiten, die das geltende Recht in Bezug auf die Rolle der Frau bereits vorsieht, voll auszuschöpfen, insbesondere dort, wo sie noch unerforscht sind". Es gebe keinen Grund, warum Frauen keine Führungsrollen in der Kirche übernehmen sollten. Frauen stellten die Mehrheit der Kirchenbesucher, seien in Kirchengemeinden aktiv, leiteten Schulen, Krankenhäuser und Heime. Zudem trügen sie zur theologischen Forschung bei und seien in verantwortlichen Positionen in kirchlichen Einrichtungen, Bistümern und im Vatikan vertreten.
Ein Umdenken forderten die Synodalen zudem bei der Glaubensvermittlung: Der Beitrag von weiblichen Heiligen sowie von Theologinnen und Mystikerinnen solle hier sichtbarer werden. Das gelte von Predigten bis hin zu offiziellen kirchlichen Dokumenten.
Streckenweise hatte die Frauenfrage die vierwöchigen Beratungen über Mitwirkungsmöglichkeiten in der katholischen Kirche dominiert. Der Papst selbst bezeichnete sie als "noch nicht reif", erteilte dem Frauendiakonat aber keine definitive Absage. Weitere Studien zu dem Thema sind in Arbeit.
Missbrauch verhindern
Die katholische Weltsynode hat beschlossen, dass die Kirche mehr für Missbrauchsprävention tun muss. "Es ist wichtig, dass die Kirche in der ganzen Welt eine Kultur der Prävention und des Schutzes fördert und die Gemeinden zu sichereren Orten für Minderjährige und verletzliche Menschen macht", heißt es im Abschlusstext der Synode, der am Samstagabend verabschiedet wurde. Die Missbrauchskrise habe "unsägliches und oft lang anhaltendes Leid über die Opfer und Überlebenden sowie über ihre Gemeinden gebracht", so der Text weiter.
Als Grund für Missbrauch in der Kirche nennt der Text Klerikalismus, der als Machtausübung zum eigenen Vorteil und als Verzerrung der kirchlichen Autorität verstanden werde.
Kirche muss sich um Opfer kümmern
Die rund 360 Synodalen forderten ferner, den "Überlebenden von sexuellem, spirituellem, wirtschaftlichem, institutionellem, Macht- und Gewissensmissbrauch durch Mitglieder des Klerus oder Personen mit kirchlichen Ämtern mit besonderer Sorgfalt und Sensibilität" zuzuhören. Die Kirche müsse zudem ihre eigenen Versäumnisse eingestehen und sich um die Opfer kümmern. Nur so könne Heilung, Reue, Gerechtigkeit und Versöhnung geschehen.
Quelle: Kathpress