Abtprimas Schröder: Benediktiner zugleich "stabil und elastisch"
Genauso wie sich die gesellschaftliche Realität laufend ändert, gibt es auch im klösterlichen Leben einen ständigen Wandel - trotz der bleibenden Grundsäulen des Selbstverständnisses. Darauf hat Abtprimas Jeremias Schröder beim diese Woche im Stift Göttweig tagenden Generalkapitel der österreichischen Benediktinerkongregation hingewiesen. "Als Gegenüber zu unserer benediktinischen Stabilität ist uns auch die Fähigkeit zur Elasticité geschenkt", erklärte der erst vor wenigen Wochen beim Äbtekongress in Rom gewählte oberste Vertreter des weltweiten Benediktinerordens, laut einer Aussendung der Österreichischen Ordenskonferenz vom Donnerstag.
"Elastisch" müssten Ordensleute heute insbesondere in ihren Gemeinschaftsformen sein, so eine der Botschaften des Abtprimas. In früheren Jahrzehnten waren vor allem in Österreich die großen Klöster und Stifte tonangebend, doch in den meisten Gemeinschaften habe die Mönchszahl zuletzt weltweit kontinuierlich abgenommen. Zugleich steige die Zahl der Klöster jedoch stetig, wodurch sich kleinere Gemeinschaften vor Ort bildeten. Diese Situation sei, historisch gesehen, nicht neu im benediktinischen Universum: Gerade im Mittelalter habe es unzählige kleine und kleinste Gemeinschaften gegeben, die oft von ihren Gründungsklöstern abhängig waren.
Von sehr kleinen Gemeinschaften berichtete Schröder auch aus eigener Erfahrung: aus dem Tiroler Kloster St. Georgenberg, wo der Abtprimas zuletzt als Administrator wirkte und einen "Weg der Transformation einer geschrumpften Gemeinschaft zu einer kleinen, lebendigen und aufbruchsbereiten Gemeinschaft am neuen Ort" gegangen sei. Ähnlich lebten heute auch in der Propstei St. Gerold in Vorarlberg nur zwei Mitbrüder; das Kloster werde jedoch trotzdem als lebendiger klösterlicher Ort wahrgenommen.
Kleine Gemeinschaften brächten Vor- und Nachteile zugleich, so der oberste Repräsentant des Benediktinerordens. Die Hierarchien seien flacher, mit mehr notwendiger Vernetzung und vielfältigeren Gestaltungsmöglichkeiten für Einzelne. Oft seien die Gemeinschaften "Werkstätten für neues Gestalten, Verändern und Formen" und unterlägen kaum der sonst allgegenwärtigen Wachstumsdynamik. Sie könnten gute Voraussetzungen für mehr "Beziehungsdynamik" bieten und damit verbunden für menschliche Reife. Eine mögliche Gefahr sei jedoch, dass "starke Persönlichkeiten" oft einen prägenden Einfluss ausüben.
Jeremias Schröder (59) stammt aus dem deutschen Unterallgäu. Nach der Matura trat er in die Benediktiner-Erzabtei St. Ottilien ein und wurde nach dem Theologie- und Philosophiestudium in Rom sowie dem Geschichtsstudium in Oxford 1992 zum Priester geweiht. Von 1994 bis 2000 arbeitete er als Sekretär des Erzabtes Notker Wolf. Als Wolf 2000 das Amt des Abtprimas in Rom übernahm, wurde Schröder sein Nachfolger als Erzabt von St. Ottilien und Präses der Missionsbenediktiner; 2012 wurde er dann deren Abtpräses. Mitte September wurde er schließlich selbst Abtprimas der Benediktinischen Konföderation, einem Zusammenschluss der Benediktinerklöster weltweit.
In der österreichischen Benediktinerkongregation sind die heimischen Klöster des Ordens kirchenrechtlich zusammengeschlossen. Äbte, Prioren, Delegierte und Projektpaten treffen sich seit Sonntag im Stift Göttweig zum Generalkapitel, um Beratungen abzuhalten. Am Donnerstag stand die Wahl eines neuen österreichischen Abtpräses an - eine Funktion, die derzeit der Michaelbeurer Abt Johannes Perkmann (56) innehat. (Info: www.benediktiner.at)
Quelle: kathpress