Caritas Salzburg: Frauen nach wie vor stark benachteiligt
"Armut ist weiblich": Mit ihrer diesjährigen Inlandshilfe-Sammlung lenkt die Caritas Salzburg den Blick auf "eine der gravierendsten Ungleichheiten unserer Gesellschaft". Direktor Johannes Dines beklagte in einer Aussendung am Mittwoch, dass Frauen in Salzburg und in ganz Österreich immer in vielerlei Hinsicht noch benachteiligt seien. Die gerade bei Alleinerziehenden und Pensionistinnen häufige Armut bedeute viel mehr als nur einen leeren Geldbeutel: Sie sei mit Ausgrenzung, Einsamkeit und Nicht-Teilnahme am sozialen Leben ebenso verbunden wie mit Gesundheitsproblemen, Abhängigkeiten oder dem Verharren in Gewaltbeziehungen, weil keine eigene Wohnung leistbar ist. "Die Not zieht sich durch das gesamte Leben, Hilfe und vor allem strukturelle Änderungen sind nötig", so Dines.
Die Caritas Salzburg trete dem mit vielen Mosaiksteinen der Hilfe entgegen. Dines erwähnte kurzfristig wirkende Unterstützung wie Notschlafstellen, mittelfristige wie Streetwork oder Übergangswohnmöglichkeiten und langfristige wie Sozialberatung oder Lerncafés. Gerade beim Wohnen sei in Salzburg "noch viel mehr Hilfe nötig", erklärte der Caritas-Direktor. Um diese vielfältigen Hilfsangebote auch künftig bereitstellen zu können, "sind wir angesichts zunehmender Not dringend auf Spenden angewiesen".
Torsten Bichler, Bereichsleiter Soziale Arbeit der Caritas Salzburg, formulierte sozialpolitische Forderungen für mehr Geschlechtergerechtigkeit: "Unser Sozialsystem ist auf ein männliches Erwerbsmodell ausgerichtet, ausgehend von einer durchgehenden Vollzeiterwerbstätigkeit." Die Caritas plädiere zum einen für eine gerechtere Verteilung und faire Bewertung der vor allem von Frauen geleisteten Sorgearbeit. Zum anderen brauche es existenzsichernde Maßnahmen in akuten Notlagen. Zur Prävention von Armut fordert die Caritas den Ausbau der der ganztägigen Kinderbetreuung und Schulformen, Reformen beim Karenz- und Kinderbetreuungsgeld, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine bessere Bezahlung in Care-Arbeitsbranchen.
"Gender-Gap" schon bei Kindern
In ihrer Aussendung machte die Caritas Salzburg unter Berufung auf Daten von "Youth Economy Report", Statistik Austria und EU SILC auf vielfältige Benachteiligungen von Frauen und auch schon von Mädchen aufmerksam. Der "Gender Gap" - also die Unterschiede zwischen Mädchen und Buben - würden bereits beim Taschengeld beginnen; letztere bekommen mehr. Obwohl mehr Frauen als Männer höhere Schulen oder Hochschulen abschließen, verdienen sie durchschnittlich um bis zu 36 Prozent weniger als Männer, unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht. Die Folge davon: geringere Sozialleistungen sowie Pensionen: Frauen steht in der Pension durchschnittlich 41 Prozent weniger Geld pro Monat zur Verfügung - konkret sind das etwa 900 Euro. Frauen in der Pension sind in Österreich zu 28 Prozent armutsgefährdet.
Nächster Unterschied: Etwa eine Million Menschen in Österreich pflegen oder betreuen Angehörige - 68 Prozent davon sind Frauen. Entlohnt oder angerechnet werden diese Care-Tätigkeiten nicht, kritisierte die Caritas.
Bedarf an Sozialberatung steigt
Der Bedarf an Sozialberatung steigt, informierte die dafür zuständige Caritas-Bereichsleiterin Stefanie Brucker: "Gesamt haben wir im ersten Halbjahr 2024 um 19 Prozent mehr Personen beraten als im ersten Halbjahr 2023, die Zahlen steigen weiter." Sehr viele Alleinerziehende und Pensionsbeziehende würden um Unterstützung bitten. Die Caritas-Sozialberaterinnen und -Sozialberater helfen bei Rechtsfragen, Behördenverfahren sowie bei Anträgen für Sozialleistungen - immer mit dem Ziel, nachhaltige Lösungen für Betroffene zu finden oder im Idealfall einer kritischen Situation präventiv vorzubeugen. Auch Soforthilfe in besonders akuten Situationen leistet die Caritas - von finanzieller Unterstützung über Kleider- bis hin zu Lebensmittelgutscheinen.
Für all diese Leistungen bittet die Caritas Salzburg um Spenden (Konto Caritasverband der ED Salzburg: IBAN AT11 3500 0000 0004 1533, Verwendungszweck "Not im Inland").
Quelle: kathpress