Trauer um im Kongo verstorbenen Salesianer-Missionar Johann Kiesling
Einer der bekanntesten und längstdienenden Afrika-Missionare aus Österreich, Pater Johann Kiesling, ist tot. Der in Südmähren geborene Ordensmann, der in Österreich als Spätberufener Salesianer Don Boscos wurde und mit 48 Jahren in die Demokratische Republik Kongo aufbrach, ist am Dienstag, 22. Oktober, an seinem Einsatzort Lubumbashi im 91. Lebensjahr verstorben. Seit 1982 und bis zuletzt war Kiesling ununterbrochen in der Seelsorge und in Entwicklungsprojekten in seinem Einsatzland für die Ärmsten tätig und mobilisierte dafür in seiner Heimat Unterstützung.
Als "beeindruckende Persönlichkeit" und "wahren Sohn Don Boscos" würdigte Salesianer-Provinzial P. Siegfried Kettner gegenüber Kathpress seinen verstorbenen Ordensbruder. "Er war durch und durch 'Missionar' mit dem Bewusstsein, dass die Menschen, zu denen er sich gesandt wusste, beides brauchen: materielle Hilfe und geistliche Stärkung." Kiesling habe sich in seinem Einsatz für die Ärmsten, für Kranke und besonders für Kinder und Jugendliche nie geschont, sei ein "Mensch voller Empathie, immer echt und überzeugend" gewesen, habe viel Humor und Erzähltalent besessen und sich dennoch selbst nie hervorgehoben.
Dass "Pere Johann", wie er im Kongo genannt wurde, "viel für die Menschen im Kongo bewegt" hat, betonte auch Bruder Günter Mayer von der Don Bosco Mission Austria. Kiesling sei ein "treuer Projektpartner" gewesen, der den Menschen vor Ort "Vater, Bruder und Freund" gewesen sei und mit seinem selbstlosen Wirken "das Leben vieler Menschen im Kongo nachhaltig positiv beeinflusst" habe.
Stiller Held
Als "stillen Helden mit einem goldenen Herz für die Armen" bezeichnete Reinhard Heiserer von Jugend Eine Welt den langjährigen Projektpartner. Kieslings handwerkliches Talent habe vielen Familien im Kongo geholfen, "aber noch viel mehr seine Berufung, die schrecklichen Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen im Kongo zu verbessern". Über Jahrzehnte habe er als Missionar Pionierarbeit geleistet in einem Gebiet, in dem es weiterhin kaum funktionierende Infrastruktur wie Straßen, Strom, Fließwasser, Telefon oder Sanitäranlagen gebe.
Kiesling habe manchmal zwei Tage im Urwald auf Hilfe warten müssen, wenn er mit dem Auto im Schlamm steckengeblieben war, habe sich dabei einmal eine schwere Lungenentzündung eingeholt und dies dennoch mit Gottvertrauen lächelnd weggesteckt, so Heiserer weiter. Auf beeindruckende Weise habe er seine zuletzt zunehmenden Gesundheitsprobleme ertragen und nie über Schmerzen geklagt.
Späte Erfüllung des Lebenstraums
Johann Kiesling wurde am 16. Juli 1934 in südmährischen Grafendorf geboren, verlor im Weltkrieg seinen Vater und kam mit den Vertreibungen infolge der Benes-Dekrete im Jahr 1945 nach Wien. Aufgrund einer Krankheit seiner Mutter wuchs er bei deren Schwestern auf und durchlief zunächst eine Ausbildung als Stahlbauschlosser. In Wien-Stadlau lernte er die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos kennen, trat dort 1959 als Spätberufener ein und legte 1960 die Erste Profess ab. 1966 zum Priester geweiht, arbeitete er als Religionslehrer und Erzieher in Landeck und Fulpmes in Tirol.
Kieslings innigster Wunsch, als Missionar in Afrika zu wirken, ging erst 1982 in Erfüllung, als er in die Demokratische Republik Kongo entsandt wurde. Seitdem lebte und arbeitete er in der Region rund um Lubumbashi im äußersten Osten des Landes, war dort weithin bekannt als Priester, Brunnenbauer und Organisator bei der Errichtung von Schulen, Waisenhäusern und Krankenstationen. Vor Ort erlernte er nicht nur Französisch, sondern auch mehrere der regionalen Landessprachen, wobei er bis zuletzt sich um den Erwerb noch weiterer Sprachen bemühte.
Den eigenen Berichten zufolge brachte Kiesling oft in stundenlangen Fahrten Schwerkranke und Schwangere aus den entlegensten Buschdörfern in die Krankenstationen und geriet mehrmals selbst in Gefahr, um den Menschen in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen beizustehen. Die Missionsstationen wurden während seiner Zeit im Kongo einige Male von Rebellen überfallen und geplündert, doch Kiesling kam stets mit dem Leben davon und begann wieder von Neuem.
In Österreich war Kiesling ein geschätzter Prediger und engagierter Fundraiser für die Mission. Während seiner Heimaturlaube pflegte er stets den Kontakt zu seiner Familie, seinen Mitbrüdern, den Salesianern, seinen ehemaligen Schülern sowie Landsleuten aus Südmähren. Am 3. Mai 2022 wurde Pater Kiesling mit dem "Austria.on.Mission-Award" der Päpstlichen Missionswerke ("Missio") von Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner ausgezeichnet. Bei einem Festgottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn und Kardinal Antoine Kambanda, Erzbischof von Kigali in Ruanda, erhielt er die Auszeichnung von Bischof Werner Freistetter überreicht. Im Juli feierte er, von Krankheit bereits gezeichnet, noch seinen 90er.
Quelle: kathpress