Göttweig: Österreichs Benediktiner beraten über heutige Aufgaben
Gespräche über die Zukunft der Klöster finden seit Sonntag in Stift Göttweig statt, wo Österreichs Benediktiner zum Generalkapitel versammelt sind. Die Beratungen drehen sich darum, "wie die Benediktiner in der heutigen kirchlichen wie gesellschaftlichen Situation ihre Berufung leben, Berufungen finden und seelsorglich wirken können", heißt es auf der Website der Kongregation. Auch die Wahl des Abtpräses - seit 2017 hat der Michaelbeuerner Abt Johannes Perkmann (56) diese Funktion inne - steht dabei an.
Den Auftaktimpuls des Kapitels unter dem Motto "Dynamische Treue - behalten, beenden, beginnen" lieferte der Theologe Martin Dürnberger mit Bemerkungen zu "Zeichen der Zeit". Entgegen der Wahrnehmung vergangener Jahrzehnte herrsche in der heutigen "Postwachstumsgesellschaft" der Eindruck, "dass es eher bergab geht", stellte der Salzburger Uniprofessor in seinem Vortrag am Montag fest. "Die Abstiegsgesellschaft sieht sich auf einer Rolltreppe abwärts, auf der es, um die Position auch nur zu halten, eines ungemeinen Energieaufwandes bedarf."
Anstrengungen um Resilienz boomten als Folge ebenso wie die Sehnsucht nach Resonanz und Einfachheit, insbesondere bei jungen Menschen, so Dürnbergers Analyse. Im Diskurs um das "Was nun?" würden Glaube durchaus als Ressource und konkret die Klöster als attraktiv gesehen. Letztere seien gut beraten, ihre eigene Resilienz zu fördern, die Steigerungslogik zu unterbrechen und sich "von Ballast zu befreien", sagte der Theologe. Dazu bedürfe es stets auch das Klarwerden der eigenen Sendung - und nicht, "mit diesen Überlegungen unsere To-do-Listen noch mehr anzufüllen".
Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Kirche und Wissenschaft - darunter die Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann, der frühere Grünen-Politiker Christoph Chorherr, die Schauspielerin Angelica Ladurner und "missio"-Nationaldirektor P. Karl Wallner - diskutierten in der anschließenden Podiumsdiskussion Erwartungen an die Klöster: Sie seien Orte der "unaufgeregten Spiritualität", des Lebens im "Common sense" sowie von alternativen Lebensentwürfen, war dabei zu hören. Dürnberger fasste zusammen, zu Gott würden "weder Konjunktiv noch Imperativ, sondern nur der Indikativ" führen.
Zahlreiche Programmpunkte
An dem Generalkapitel nehmen Äbte und Konventualprioren, die Delegierten und Projektpaten als Vertreter der Klöster teil. Zu den weiteren Programmpunkten zählt ein Bericht von Abtprimas Jeremias Schröder über die Erneuerung der Klöster in kleinen Gemeinschaften und über die Aufgaben einer Kongregation. Anstehend ist eine Auswertung der Nachhaltigkeitsprojekte, zu denen sich die Klöster beim letzten Generalkapitel verpflichtet haben, sowie schließlich am abschließenden Donnerstag auch die Wahl des Abtpräses sowie des Präsidiums und anderer wichtiger Ämter in der Kongregation durch die Äbte und Delegierten der einzelnen Klöster.
Die Österreichische Benediktinerkongregation ist kirchenrechtlich eine Verbindung von Klöstern in Österreich, in der die einzelnen Häuser miteinander vernetzt sind. Auch das Kolleg St. Benedikt, ein Studienhaus für Benediktiner und andere Ordensleute in Salzburg, wird von der Kongregation gemeinsam geführt. Dabei hat aber jedes Kloster eigene Schwerpunkte wie etwa Schule, Pfarrseelsorge, Tourismus, Gästebeherbergung oder andere Tätigkeiten. Gemeinsam haben die Klöster die geistliche Regel des Heiligen Benedikt und deren Auslegung in den Satzungen der Österreichischen Benediktinerkongregation. (Info: www.benediktiner.at)
Quelle: kathpress