Initiative SOLWODI: Enger Zusammenhang von Sexkauf und Frauenhandel
Auf den engen Zusammenhang von Sexkauf und Frauenhandel hat die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde" hingewiesen. Wer Prostitution in Anspruch nehme, nehme auch die zerstörerischen Auswirkungen auf die Würde von Frauen in Kauf, betonte die Salvatorianerin und Initiatorin der von SOLWODI (Solidarity with women in distress) getragenen Initiative, Sr. Maria Schlackl, bei einer Veranstaltung am vergangenen Freitag in Linz.
"Menschenhandel, insbesondere der Frauen- und Mädchenhandel zum Zweck des sexuellen Missbrauchs und der Ausbeutung, ist eine der tiefsten Wunden unserer Zeit", so Schlackl laut einer Aussendung der Salvatorianer vom Montag. "Der Kauf von Sex fördert den Frauenhandel, während die stummen Schreie der Betroffenen ungehört verhallen."
Die gemeinsam mit der Katholischen Privatuniversität Linz (KU) durchgeführte Veranstaltung fand anlässlich des "Europäischen Tags gegen Menschenhandel" und zugleich anlässlich des 10. Jahrestages der Gründung der Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in Oberösterreich" statt. Öffentlich ins Bewusstsein gehoben wurde das Thema zudem in den vergangenen Wochen in Linz durch eine Plakatkampagne unter dem Titel "Sexkauf tötet Frauenwürde" und eine Ausstellung des Instituts für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien an der Universität Linz.
Sr. Schlackl stellte bei der Veranstaltung die Frage, ob die Gesetzgebung in Österreich angesichts der Problematik letztlich "täterfreundlich" sei: "Warum gibt es trotz Prostitutionsgesetze Frauen, die vor Angst im Untergrund leben müssen? Ist Frauenhandel mit Menschenwürde vereinbar? Und braucht unsere Gesellschaft wirklich Bordelle?" In einer "übersexualisierten Gesellschaft" würden Intimität und Liebe nicht selten "auf der Strecke bleiben". All diese Fragen müssten laut Schlackl "von der rechtlichen auf die menschenrechtliche Ebene gehoben werden, um ein Umdenken und einen Aufbruch aus diesem kriminellen Geschäftsfeld zu ermöglichen".
Was das in Folge bedeuten könnte, zeigte die Aktivistin, Juristin und frühere Prostituierte Sandra Norak in ihrem Vortrag auf: Sie plädierte nachdrücklich für das sogenannte "nordische Modell" zur Regulierung der Prostitution. Dabei wird der Erwerb von sexuellen Dienstleistungen unter Strafe gestellt, die Prostitution an sich bleibt jedoch legal, um den Betroffenen so den Zugang zu Unterstützungsleistungen zu erleichtern. Darüber hinaus werden Unterstützungsangebote für den Ausstieg aus der Prostitution zur Verfügung gestellt und die Öffentlichkeit über das Thema und die Gefahren bzw. "Schattenseiten" der Prostitution informiert.
In ihrem Vortrag gab Norak Einblicke in ihre eigene Biografie und ihre Zeit als Prostituierte bzw. ihren Weg in die Prostitution und die Angst und Repression, mit der sie in dieser Zeit konfrontiert war. "Man hat sie (die Prostitutierten, Anm.) dort oder auch schon zuvor durch Gewalt gebrochen; man hat ihnen ihre Würde, ihre Seele, ihr Menschsein geraubt", so Norak. Zudem kritisierte Norak die gesellschaftliche Stigmatisierung der Opfer von Prostitution und deren ungleiche Behandlung im Vergleich zu den Freiern. Es brauche mehr Aufklärung und Sensibilisierung - insbesondere für Kinder und Jugendliche, forderte die Juristin, sowie staatliche Maßnahmen zur Reduzierung der Nachfrage nach Prostitution.
Quelle: kathpress