Bischöfe: Neo-Heiliger Engelbert "Vorbild authentischen Glaubens"
Bischöfe aus Österreich haben am Sonntag in Begleitung einer 300-köpfigen heimischen Abordnung am Petersplatz in Rom der von Papst Franziskus geleiteten Heiligsprechungs-Zeremonie für Engelbert Kolland (1827-1860) und seine Gefährten beigewohnt und auf dessen Vorbild und Aktualität hingewiesen. Der aus dem Zillertal stammende Franziskanermissionar habe ein "beeindruckendes Zeugnis von Frömmigkeit" vorgelegt, mahne durch sein Martyrium zur Glaubenstreue auch in Extremsituationen und lehre, "dass brutale Gewalt keiner Religion als Mittel dienen darf", erklärte der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, anlässlich der Feier für seien Ordensbruder.
Gemeinsam mit Lackner feierten weitere Bischöfe vor Ort mit, deren Diözesen engen Bezug zur Biografie des neuen Heiligen haben: Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und der Wiltener Altabt Raimund Schreier - Kolland wurde im Zillertaler Ort Ramsau geboren -, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl - im Kindesalter flüchteten die protestantischen Eltern des neuen Heiligen im Zuge der Vertreibungen der evangelischen Bevölkerung ins steirische Rachau -, sowie neben Erzbischof Lackner auch Weihbischof Hansjörg Hofer aus Salzburg, wo Kolland die Schule besuchte und in den Orden eintrat.
Hofer, der selbst aus dem Zillertal stammt, zeigte sich in einem am Sonntagnachmittag ausgestrahlten Beitrag für die ORF-Religionssendung "Orientierung" beeindruckt davon, dass der heilige Engelbert in Damaskus als Angehöriger einer völligen Minderheit "so ansprechend und authentisch gelebt hat, dass ihm die Menschen das abgenommen haben". Er sei auf andere zugegangen, was für die Kirche auch heute wichtig sei.
Bischof Glettler hatte bereits am Vortrag vor einer Pilgergruppe im Petersdom auf die große Bedeutung von Märtyrern hingewiesen: "Auf dem Grab der Märtyrer baut unser Glaube auf." Die Heiligsprechung vor dem Petersdom, dem Grab der Apostel, zeige, dass die Kirche das Fundament sei und das Herzstück der Glaube sowie der Heilige Geist. Ebenfalls auf die Todesart Kollands wies in der "Orientierung" der Franziskanerpater Ulrich Rauch hin: Es sei "nicht ein gesuchtes Martyrium gewesen, sondern die Folge des Bekenntnisses der Treue zu Christus", so der Priester, der selbst demnächst sein Kloster in Brixen wie einst Kolland in Richtung Heiliges Land verlässt. Der Tod des Heiligen sei vergleichbar mit einem "Familienvater, der sein Leben für die Familie gibt und Zeuge für die Liebe ist".
Neben Pilgergruppen aus den genannten Diözesen waren auch ein Großteil der Franziskaner Österreichs und Südtirols, deren zweiter Provinzpatron der Heilige Engelbert schon seit geraumer Zeit ist, bei der Feier im Vatikan. Provinzial Fritz Wenigwieser sprach gegenüber dem ORF über die Turbulenzen, die Kolland als Jugendlicher durchlebte: Wegen Probleme mit Latein von der Schule gewiesen und in der Spannung der Abwesenheit des Vaters, habe er sich zunächst mit Autorität auseinandersetzen müssen und einen inneren Kampf geführt. Weitergekommen im Leben sei er dann, "als er seine eigene Identität gefunden hat. Man kann nicht in Frieden leben und Zeugnis geben, wenn man nicht gelernt hat, den Kampf in sich selbst auszuleben", so der Provinzobere.
Unter der von den Bischöfen begleiteten 300-köpfigen Pilgerschar aus Österreich war auch Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Die Republik Österreich war durch den Botschafter am Heiligen Stuhl, Marcus Bergmann, vertreten, der für Sonntagabend zu einem Empfang geladen hatte. Für Montagmorgen stand ein gemeinsamer Dankgottesdienst der Tiroler Abordnungen in der Basilika Santa Maria Maggiore an, mit Erzbischof Lackner als Hauptzelebrant, den Bischöfen Glettler und Hofer sowie auch Erzbischof Alick Banda aus Sambia. Die musikalische Gestaltung der Feier hatten die Singgemeinschaft Ramsau und die Bundesmusikkapelle Ramsau übernommen.
Quelle: kathpress