Ordensmann: Engelbert Kolland ist ein "Werktagsheiliger"
Der aus dem Zillertal stammende Ordensmann Engelbert Kolland (1827-1860), dessen Heiligsprechung durch Papst Franziskus am Sonntag anstand, war ein besonders "menschlicher Heiligen, der das Gewöhnliche gut getan hat und nicht irgendwo auf einem Podest steht": Das hat der Schweizer Franziskanerpater Gottfried Egger, der eine Biografie über den neuen Heiligen geschrieben hat, im Salzburger "Rupertusblatt" (aktuelle Ausgabe) hervorgehoben. "Ich würde sagen, seine Werktagsheiligkeit zeichnet ihn aus", so der Experte für franziskanische Spiritualität.
Eggers Werk unter dem Titel "Zwischen Glocke und Minarett. Das Leben des Engelbert Kolland" erschien 2010 im Salzburger Pustet-Verlag und wurde anlässlich der Heiligsprechung neu aufgelegt. Im Interview beschrieb der in Südtirol wirkende Franziskaner Kolland als "tiefreligiösen Menschen, der sich selbstlos für seine Mitmenschen hingegeben hat". Um angesichts fehlender Vorbereitung und des Kulturschocks an seinem Einsatzort Damaskus das ihm völlig fremde Umfeld besser kennen zu lernen, habe er sich unter die Menschen gemischt und alle Mühe gegeben, "mit ihnen zu essen oder Hochzeiten zu feiern".
Kennzeichen von Kollands Missionseinsatz seien "zwischenmenschliche Akte der Herzlichkeit und Liebe" gewesen - und zwar bis zuletzt: Als er im Juli 1860 inmitten der Pogrome gegen die Christen von Damaskus im Zuge des Drusenaufstandes 100 verängstigte und weinende Kinder seiner Klosterschule auf eine sichere Terrasse leitete, habe er sie beruhigt, indem er ihnen frisches Fladenbrot brachte, so der Ordensmann über den neuen Heiligen. Dass dieser "Abouna Malak" (Vater Engel) genannt worden sei, passe gut, denn "er war wirklich ein Engel für die Menschen".
In einer anderen Episode sei Engelberts Humor zum Vorschein gekommen, als er wegen seines feuerroten Vollbartes von einer Frau auf der Straße als "roter Teufel" beschimpft wurde - und nur gelacht habe und weitergegangen sei statt sie zu ermahnen. Manchmal habe er jedoch auch selbst Kraftausdrücke gebraucht, um seine Situation zu schildern. Innerhalb seines Klosters im Christenviertel von Damaskus habe Kolland einen unsicheren, "provisorischen" Status gehabt, habe diese Position aber aufgrund seiner ausgezeichneten Arabischkenntnisse halten können.
Auch auf die Kämpfe und Hürden, die Kolland als Kind mit seiner Familie und in der Studienzeit zu bestehen hatte, kam der Schweizer Franziskaner zu sprechen. Als evangelische "Inklinanten" aus dem Zillertal vertrieben, hätten die Eltern zunächst nach München auswandern wollen, aber keinen Pass dafür bekommen, weshalb sie in die Toleranzgemeinde Rachau in Salzburg zogen. Der Vater Kajetan habe "Weite" bewiesen, als er das Angebot des damaligen Salzburger Fürsterzbischofs, seine beiden Söhne am k.k. Gymnasium studieren zu lassen, angenommen habe.
Dennoch habe die Laufbahn am Gymnasium "holprig" begonnen, betonte Bruder Egger: Kolland habe das erste Jahr nicht geschafft, sei von der Schule geflogen und habe dann als Holzarbeiter sein Auskommen suchen müssen, was wohl eine "harte Schule" gewesen sei. "Wenngleich das wahrscheinlich eine wichtige Erfahrung für ihn war. Er hat dann auch erkannt, das ist nicht mein Weg", so der Biograf. Mit dem Ziel, Missionar zu werden, sei Engelbert dann später zurück nach Salzburg gekommen und vom Regens wieder aufgenommen worden - und habe letztlich doch noch einen Abschluss mit guten Noten geschafft. Später in der Mission habe er sich dann zu einem Sprachengenie entwickelt.
Die Heiligsprechung und die damit verbundene weltweite Verehrung Kollands ist für seine Ordensgemeinschaft eine große Freude. "Wir Franziskaner sind ein Weltorden und es ist schön, dass er nun in der ganzen Welt als Heiliger verehrt wird", so Bruder Egger. Er sehe Engelbert aufgrund seiner großen Authentizität als "überzeugenden Franziskussohn".
Der Missions-Franziskaner Kolland wird am Sonntag mit sieben Ordensbrüdern aus Spanien sowie drei maronitischen Laien-Christen heiliggesprochen. Alle waren bei dem Massaker an Christen im Juli 1860 getötet worden. Die Seligsprechung der Märtyrer fand bereits am 10. Oktober 1926 in Rom durch Papst Pius XI. statt. Engelbert Kolland ist bei einem Seitenaltar der Pauluskirche in Damaskus begraben.
Quelle: kathpress