Ordensleute zu Mission heute: Dialog statt Bekehrung
Die jahrhundertelange Praxis, dass christliche Missionare weltweit zur "Bekehrung der Heiden" unterwegs waren, wird heute von Missionsordensleuten kritisch betrachtet. Anlässlich des Weltmissionssonntags am 20. Oktober erläuterten Sr. Anneliese Herzig, Leiterin des Bereichs Mission und Soziales der Österreichischen Ordenskonferenz, und P. Stephan Dähler, Leiter der Missionsprokuratur der Steyler Missionare in Maria Enzersdorf (NÖ), in der "Furche" (17. Oktober) ihr Verständnis einer zeitgemäßen Mission: Es gehe um Dialog statt Rekrutierung und um Angebote statt Zwang.
Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) habe sich das Missionsverständnis grundlegend geändert, erklärte Sr. Herzig. "Mission heute heißt für mich sehr stark in den Dialog gehen, mich auch mit fremden Welten ein Stück auseinandersetzen und dort für das einstehen, was mir als Christ oder Christin selbst wertvoll und lebenswichtig ist." Dabei gehe es darum, den eigenen Glauben mit Freude zu teilen und andere einzuladen - "in aller Freiheit."
Sie sei sich bewusst, dass der Begriff "Mission" in Europa oft negativ besetzt und ein "Reizwort" sei, betonte die Ordensfrau. Moderne Mission bedeute nicht zwangsläufig, in andere Länder zu gehen oder Menschen bekehren zu wollen. Vielmehr müssten frühere Methoden innerhalb von Ordensgemeinschaften und der Kirche kritisch reflektiert werden.
Keine "Besserwisser" von außen mehr
Ähnlich P. Dähler: "Zum Glück werden Missionare und Missionsmethoden, die glauben, von außen alles besser zu wissen und den Menschen zu ihrem vermeintlichen Glück etwas aufzwingen wollen, kritisch hinterfragt und abgelehnt", sagte er der "Furche". Heute legten die Steyler Missionare bei ihrer Tätigkeit einen klaren Fokus auf der Linderung sozialer Not und Armut. Ihr Auftrag sei es, "in einer verwundeten Welt gestalterisch und innovativ mitzuarbeiten an Heilungsprozessen". Dabei gehe es um die Bekämpfung materieller Armut, pastorale Begleitung und den Einsatz für die Veränderung ungerechter Systeme. "Unsere inhaltlichen Schwerpunkte beruhen auf den Säulen Bibelarbeit, Missionarische Bewusstseinsbildung, Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und Kommunikation."
Er selbst sei während seiner Ausbildung zwei Jahre im westafrikanischen Togo eingesetzt gewesen, berichtete Dähler: "Das Wichtigste war und ist der Kontakt mit den Menschen, das Teilen ihrer Lebensfreude und das gemeinsame Suchen, wie Lebensbedingungen verbessert werden können."
"Gott immer schon vor dem Missionar da"
Dass die Kirche aus Ländern des Globalen Südens bei der laufenden Weltsynode in Rom selbstbewusster auftrete, begrüßte Sr. Herzig. Diesbezügliche Zahlenverhältnisse wolle sie aber nicht überbewerten. "Ich sehe es nicht so, dass bei uns der Glaube nur schwindet und in anderen Ländern alles schön und wachsend ist, auch wenn die Zahlen das vielleicht nahelegen." Überall stünden alle vor der Aufgabe, den Glauben immer neu zu vertiefen, so die Überzeugung der Missionsschwester. Für sie gilt: "Gott ist immer schon vor dem Missionar da." In diesem Sinn gebe es keine "gottferne" Umgebung, der Gott endlich gebracht werden müsste.
Quelle: kathpress