Kirchen wollen Nicäa-Konzilsjubiläum für Ökumene nützen
Das anstehende 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa soll auch in Österreich genützt werden, um auf dem Weg zur Kircheneinheit einen weiteren Schritt zu gehen. Das war der Tenor der Herbstvollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Die Delegierten der 17 Mitgliedskirchen und der rund zehn Beobachterorganisationen tagten am Donnerstag unter dem Vorsitz des armenischen Bischofs Tiran Petrosyan in den Räumlichkeiten der rumänisch-orthodoxen Gemeinde "Heiliger Stefan der Große" in Wien.
Die Bedeutung des Bekenntnisses von Nicäa könne in seiner Relevanz nicht hoch genug bewertet werden, betonte die Wiener evangelische Theologin Prof. Uta Heil in ihrem Vortrag bei der Vollversammlung. Handle es sich durch um jenes Bekenntnis, hinter dem alle christlichen Kirchen, Konfessionen und Gemeinschaften stehen.
Ein Konzil wie jenes von Nicäa - das heutige Iznik in der Türkei - gab es bisher nicht. Regionale Synoden sind seit der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts belegt, doch eine umfassende Bischofsversammlung wie jene im Jahr 325 war revolutionär, so die Dekanin der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien. Zwar nahmen mit ca. 250 Bischöfen bei weitem nicht alle damaligen teil, doch das Konzil wurde in der gesamten Kirche rezipiert und gewann von daher auch seine allumfassende Bedeutung.
Streit um Verhältnis von Vater und Sohn
Als Kaiser Konstantin das Konzil einberief, wollte er damit den Streit zwischen Bischof Alexander von Alexandrien und dem Presbyter Arius schlichten. Der theologische Streit um das Verhältnis von Vater und Sohn wurde mit Vehemenz geführt. Das Konzil sprach schließlich vom Sohn, der "aus dem Wesen des Vaters" ist, "wahrer Gott vom wahren Gott", "gezeugt, nicht geschaffen", "eines Wesens mit dem Vater". Prof. Heil hielt fest, dass man Arius auch viele Aussagen zuschob, die dieser selbst so nie getätigt hatte, dass etwa Jesus nur Geschöpf sei.
Ein weiterer wichtiger Beschluss des Konzils betraf die einheitliche Festsetzung des Ostertermins. Die Lösung, auf die sich das Konzil von Nicäa verständigte: Das Osterfest findet am ersten Sonntag nach dem Vollmond statt, der dem Frühlingsanfang (Tag- und Nachtgleiche) folgt. Das sorgte für einen einheitlichen Termin bis ins 16. Jahrhundert, als von Papst Gregor XIII. der Gregorianische Kalender eingeführt wurde, viele orthodoxe und altorientalische Kirchen aber den Julianischen Kalender (bis heute) beibehielten.
2025 fällt Ostern nach beiden Kalendern auf den gleichen Termin. Das wollen die Kirchen auch mit einigen gemeinsamen österlichen ökumenischen Gottesdiensten feiern, wie es in der ÖRKÖ-Vollversammlung hieß.
Nicäa-Symposion in Wien
Bei der Vollversammlung wurden auch gleich einige Veranstaltungen in Zusammenhang mit dem Konzilsjubiläum von Nicäa bekannt gegeben: Die Katholische und Evangelische Fakultät der Uni Wien veranstalten von 4. bis 6. November 2024 ein Symposion zum Konzil und seinen ökumenischen Perspektiven. In der Steiermark widmet sich am 31.Jänner/1. Februar 2025 ein "Ökumenisches Wochenende" des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark u.a. dem Konzil. Die Katholische Privat-Universität Linz veranstaltet am 12. Juni 2025 gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz und der Linzer Pro Oriente-Sektion eine Fachtagung zum Konzil. Auch die Neuapostolische Kirche plant im Juni 2025 Aktivitäten mit konkretem Bezug zum Konzil.
Konflikt im Heiligen Land
Die Kirchendelegierten beschäftigten sich bei der Vollversammlung zudem mit dem Konflikt im Heiligen Land und den Aktivitäten von EAPPI. Seit 2010 unterstützt der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) aktiv Friedensbemühungen im Heiligen Land. Im Rahmen der Beteiligung am "Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) werden Freiwillige entsendet, die sich gemeinsam mit Friedensaktivisten aus aller Welt für ein Ende der Gewalt und ein friedliches und gerechtes Zusammenleben von Palästinensern und Israelis einsetzen.
Eröffnet wurde die Vollversammlung mit einem Gottesdienst in der neuen rumänisch-orthodoxen "Kirche zur Herabkunft des Heiligen Geistes". Dem Gottesdienst stand Pfarrer Emanuel Nutu vor. In der Liturgie wurde für die Einheit der Kirchen gebetet.
Dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gehören 17 Kirchen an: die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, der Bund der Baptistengemeinden und die Neuapostolische Kirche sind "Mitglieder mit beratender Stimme". Weitere Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.
Anstelle des serbisch-orthodoxen Bischofs Andrej (Cilerdzic), der nicht mehr in Österreich tätig ist, wurde der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura in den ÖRKÖ-Vorstand gewählt. (Infos: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress