Csiszar: Theologen wollen Geburtshelfer von synodaler Kirche sein
Die als Berater an der Weltsynode in Rom beteiligten Theologinnen und Theologen wollen bei der "Geburt einer synodalen Kirche" mithelfen. Das sagte die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Vatikan. In der Synode sei man auf einem "Weg des gemeinsamen Lernens", erklärte die Vizerektorin der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz beim täglichen Briefing im vatikanischen Medienzentrum. Dies gelte für die Synodalen genauso wie für die beratenden Theologinnen und Theologen. Letztere bildeten "eine tolle wissenschaftliche Community", so die Theologieprofessorin. Alle hätten auch die kirchlich notwendige Unbedenklichkeitsbescheinigung ("Nihil obstat") von Rom, fügte Csiszar mit einem Schmunzeln hinzu: "Angst braucht man vor uns also nicht zu haben!"
Die Weltsynode müsse "die Mission des Volkes Gottes immer vor Augen haben", so die auch im rumänischen Cluj-Napoca lehrende Pastoraltheologin. Dabei helfe eine Theologie, die "nicht nur doziert, sondern auch viel hört", sagte Csiszar mit Blick auf den Kreis der theologischen Beraterinnen und Berater. Die Experten verfolgten die Beratungen und versuchten zu sehen: "Wann ist der richtige Moment, etwas klarzustellen? Wann ist ein richtiger Moment mit den Teilnehmern zu ringen um die besten Antworten? Und wann sind gute Momente Fragen zu stellen."
Csiszar moderiert am Mittwochabend ein weiteres der insgesamt vier öffentlichen "Theologisch-pastoralen Foren", die für das aktuelle Synodentreffen neu eingeführt worden sind. Als Thema steht die "Die Ausübung des Primats und die Bischofssynode" auf dem Programm, in einer weiteren parallel stattfindenden Veranstaltung geht es um "Die Beziehung Ortskirche-Universalkirche". Schon vergangenen Woche waren "Das Volk Gottes als Subjekt der Mission" und "Die Rolle und Autorität des Bischofs in einer synodalen Kirche" Themen der beiden anderen Foren.
Theologisch-pastorale Foren als Chance
Bei der ersten Session der Weltbischofssynode im vergangenen habe es Kritik daran gegeben, dass die Theologie nicht genug Aufmerksamkeit bekommen habe, erinnerte Csiszar beim Pressebriefing. Eine Antwort darauf seien die theologisch-pastoralen Foren. Diese eröffneten einen Raum, "in dem auch die Theologie einerseits lernt, ihre Rolle in einer synodalen Kirche zu artikulieren und andererseits einen inhaltlich wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines neuen synodalen Stils, einer neuen synodalen Kultur zu leisten".
Ziel der Foren sei, "einerseits Orientierung zu bieten, wo es Stauungen gibt, andererseits Motivation zu fördern, wo keine Möglichkeiten mehr vielleicht gesehen werden und oft Erschöpfung eintritt, sowie auch Kritik zu üben, wo viele Rückmeldungen darauf hinweisen: 'Oh, das könnte jetzt ein falscher Weg sein'."
Die Veranstaltungen unterstützten dabei, die "theologische Grundmelodie" der ganzen Synodalität besser zu verstehen, insbesondere die Volk-Gottes-Theologie, das Volk Gottes als Subjekt der Mission, wie Csiszar weiter erklärte. Werde dies ernst genommen und in die alltägliche Praxis zu übersetzen versucht, kämen auch die Themen wie die Rolle des Bischofs in einer synodalen Kirche oder der päpstliche Primat auf den Tisch.
Unterschiede in West- und Osteuropa
Von Journalisten auf Unterschiede zwischen den Ortskirchen in West- und Osteuropa angesprochen, wies Csiszar auf Verschiedenheiten in der theologischen Kultur hin. Im deutschen Sprachraum gebe es so viele theologisch gebildete Laien wie sonst kaum in Europa. "Und das macht etwas mit der Dynamik und wie Kirche vor Ort gestaltet wird", sagte die Pastoraltheologin. Im Gegenteil hätten Laien in Osteuropa vielfach entweder noch nicht die Möglichkeit zu theologischen Ausbildungen oder sie würden danach in der Kirche nicht angestellt, schilderte Csiszar: "Und das macht schon etwas aus auch dafür, wie wir als Laien unsere Rolle in der Kirche verstehen."
Gleichzeitig gebe es in Osteuropa seit dem Fall des nach dem Kommunismus an vielen Orten extrem viele Möglichkeiten für theologische Forschungen im Sinne eines fruchtbaren "Gabenaustauschs" ("exchange of gifts"). Csiszar nannte als Beispiel die Babes-Bolyai-Universität im rumänischen Cluj-Napoca, an der es vier theologische Fakultäten aus dem Bereich des Christentums gibt. Dies biete große Möglichkeiten für Forschungen und sei so etwas wie eine "theologische Werkstatt", die von den Verantwortungsträgern in der Kirche künftig besser genutzt werden sollten, so die Theologieprofessorin.
Quelle: kathpress