Armutskonferenz: Künftige Regierung muss Zusammenhalt fördern
Zum Internationalen Tag zur Bekämpfung von Armut fordern Sozialorganisationen und Menschenrechtsgruppen die künftige Regierung auf, den sozialen Zusammenhalt und den Kampf gegen Armut zu stärken. Das Netzwerk Armutskonferenz forderte konkret ein umfassendes Zukunftsprogramm für ein Österreich ohne Armut. Ohne sozialen Zusammenhalt, Schutz vor Armut oder gute Aufstiegschancen "wird die Zukunft für den ärmeren Teil der Bevölkerung grimmig", warnte Sozialexperte Martin Schenk von der Diakonie. Gefordert seien kluge Investitionen und eine stärkere soziale Sicherheit.
Seit Jahren fehlten in Österreich tausende leistbare Therapieplätze, und auch das Schulsystem sei von sozialer Ungleichheit geprägt, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Prekäre Arbeitsverhältnisse und steigende Wohnkosten verschärfen laut Armutskonferenz die Lage zusätzlich. Bereits jetzt bestehende Maßnahmen, um in der Schule, beim Wohnen und mit sozialen Dienstleistungen der Armut entgegenzuwirken, müssten intensiviert werden. Das Bündnis nannte Investitionen in Dienstleistungen, die einkommensschwache Menschen im Alltag unterstützen, wie etwa Kinderbetreuung, Frühförderung, Beratungsangebote für Menschen in sozialen Notlagen, Wohnangebote für benachteiligte Jugendliche, Schuldenberatung und Pflegehilfen.
Ähnlich äußerte sich Amnesty International mit dem Hinweis, dass jeder siebte Mensch in Österreich armutsgefährdet ist, darunter besonders Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderung. Die Organisation forderte deshalb die Abschaffung von Hürden beim Zugang zur Sozialhilfe und eine Entstigmatisierung von Betroffenen. "Armut zu beenden, macht Österreich sicher nicht arm", betonte Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich.
Stärkeres Engagement gegen Klimakrise
Die AG Globale Verantwortung, Diakonie und World Vision kritisierten, dass globale Themen im Nationalratswahlkampf weitgehend vernachlässigt worden seien. "Die Parteien konzentrierten sich auf nationale Herausforderungen wie Migration und Teuerung, ohne die globalen Zusammenhänge zu berücksichtigen", sagte Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, dem Dachverband von 36 österreichischen NGOs, die in über 120 Ländern aktiv sind. Er betonte, dass nur durch internationale Zusammenarbeit und Dialog nachhaltige Lösungen gefunden werden könnten.
Konkret fordern die NGOs die künftige Bundesregierung auf, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe und internationalen Klimaschutz erheblich aufzustocken. Wank appellierte an die Parteien, im Bundesbudget 2025 klare Schwerpunkte zu setzen, um globale und nationale Herausforderungen entschlossen anzugehen. Eine stabile und gerechte Weltordnung sei im Interesse aller und könne nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden.
Die globale Klimakrise habe insbesondere in Ländern des Globalen Südens verheerende Auswirkungen, mahnten die NGOs. Die Folgen für die Landwirtschaft bezeichnete Sigrid Kickingereder von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar als "dramatisch". Besonders betroffen seien Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen. "Zum einen müssen wir endlich konsequenten Klimaschutz betreiben, zum anderen den jetzt schon betroffenen Menschen im Globalen Süden zur Seite stehen", mahnte Kickingereder.
Langfristig brauche es speziell lokal angepasste Lösungen für eine wirksame Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und humanitäre Hilfe, ergänzte Maria Katharina Moser von der Diakonie. Sie forderte, dass die neue Bundesregierung eine Koalition gegen Armut und Hunger bildet und gleichzeitig die Zivilgesellschaft stärkt. "Denn lokale Organisationen haben Hunger, Armut und Klimawandel gleichermaßen im Blick", so Moser. Auch der soziale Aufstieg müsse in Österreich stärker gefördert werden, etwa durch ein gerechteres Bildungssystem und leistbaren Wohnraum.
Quelle: kathpress