Kärnten: Neue Gedenkstätte für den "Engel von Auschwitz"
Am kommenden Freitag, 18. Oktober, wird der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz um 14 Uhr am Rastplatz an der Flattnitzer Landesstraße in der Nähe der Ortschaft Flattnitz eine neue Gedenkstätte für Maria Stromberger (1898-1957) segnen. Die gebürtige Metnitzerin, die sich 1942 freiwillig für den Einsatz als Krankenschwester im Konzentrationslager Auschwitz meldete, wurde für die Insassen durch ihre von christlicher Nächstenliebe getragenen Hilfsaktionen zum "Engel von Auschwitz". Daran erinnert seit 2016 auch eine Gedenktafel für Maria Stromberger im Innenhof des Klosters Wernberg.
Bischof Marketz hat das Lebenszeugnis Strombergers im Vorfeld der Segnung als "beeindruckendes Beispiel gelebter Barmherzigkeit und Nächstenliebe" bezeichnet, wie die Diözese Gurk-Klagenfurt in einer Aussendung mitteilte. Ihr Einsatz sei zudem ein Beispiel dafür, "wie Menschen für andere im wahrsten Sinne des Wortes zu Engeln werden können". Die Kärntner Widerstandskämpferin habe, so Bischof Marketz, "ihr Leben riskiert, indem sie sich freiwillig als Krankenschwester in das Konzentrationslager Auschwitz versetzen ließ, wo sie sich der Leiden der Inhaftierten annahm, ihnen Nahrungsmittel beschaffte sowie Briefe und Unterlagen für den Widerstand aus dem Lager schmuggelte".
Marketz: "Gerade in der heutigen Zeit, in der auch Europa und das Heilige Land von menschenunwürdigen Kriegen erschüttert werden, die Zahl antisemitischer und ausländerfeindlicher Übergriffe in Österreich und Europa zunimmt und eine scheinbare Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber ihren Mitmenschen zu beobachten ist, ist es wichtig, Erinnerungskultur lebendig zu halten." Gedenkstätten wie jene in Flattnitz oder Gedenktafel für Maria Stromberger im Kloster Wernberg seien, so der Kärntner Bischof, "wichtige Mahnmale und sichtbare Zeichen für Zivilcourage, Solidarität und Mitmenschlichkeit".
Errichtet wurde die Gedenkstätte vom Kärntner Landesverband "ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich" mit Unterstützung der Diözese Gurk, des Landes Kärnten und weiterer Organisationen. Der Maler und Bildhauer Wolfgang Stracke gestaltete die Gedenkstätte. Er zeigt auf einer Stele ein Relief des stilisierten Kopfes von Stromberger, ein klar erkennbares Herz und Flügel. Als Inschrift ist der Text "Der Engel von Auschwitz" Maria Stromberger inklusive deren Lebensdaten zu lesen. An der Festveranstaltung werden auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und öffentlichem Leben teilnehmen.
Maria Stromberger (1898-1957)
Maria Stromberger nannte als Begründung für die von ihr angestrebte Versetzung an den Todesort: "Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun." Im Krankenrevier besorgte sie für Häftlinge Medikamente und Nahrungsmittel, versteckte und pflegte Kranke und schmuggelte Informationen und Fotos aus dem Lager sowie Waffen und Munition ins Lager hinein. Nicht verhindern konnte sie die zahlreichen Morde in den Gaskammern, die sie hautnah miterlebte.
Mehrmals wurde die Oberschwester denunziert, das wahre Ausmaß ihrer Widerstandstätigkeit blieb aber unentdeckt. So habe es "immer wieder Beschwerden gegeben, dass sie den Häftlingen gegenüber zu mütterlich und menschlich sei". Es blieb jedoch bei einer Verwarnung.
Nach dem Krieg wurde Stromberger in einem Anhaltelager bei Feldkirch interniert, gemeinsam mit Nazi-Verbrechern, SS-Angehörigen und ehemaligen Gestapo-Mitgliedern. Edward Pys, einem polnischen Überlebenden, gelang es, dass die zu Unrecht beschuldigte Stromberger nach Interventionen freigelassen wurde.
Am 25. März 1947 machte sie ihre Zeugenaussage gegen den Lagerkommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß. Im Mai 1957 starb Stromberger in Bregenz an einem Herzinfarkt. "Sie war ein Engel in der Hölle von Auschwitz. Sie hat uns bewiesen, dass nicht alle Leute, die Deutsch reden, Mörder sind", schrieb danach der ehemalige KZ-Insasse Pys an ihre Schwester. Nach ihrem Tod wurde sie vom polnischen KZ-Verband sowie vonseiten der KPÖ geehrt. Vom Bundeskongress des KZ-Verbandes 1955 zum ersten Ehrenmitglied ernannt. Sie wurde auch mit dem israelischen Ehrentitel "Gerechte/r unter den Völkern" ausgezeichnet.
Nicht nur in Kärnten wird ihr Gedenken hochgehalten: In Bregenz erinnern ein nach ihr benannter Weg und eine Gedenktafel an ihren Mut und ihre Menschlichkeit. In Graz, wo Stromberger 20 Jahre lebte, wurde eine Gasse nach ihr benannt. Das Buch "Ein Engel in der Hölle von Auschwitz" des Vorarlberger Historikers Harald Walser erinnert an das Leben der Krankenschwester.
Quelle: kathpress