Kardinal Schönborn an Politik: "Vertragts euch!"
Auf eine wieder stärker konsensorientierte Spitzenpolitik in Österreich hofft Kardinal Christoph Schönborn. "Das Wichtigste, was ich dazu wie alte Eltern zu ihren Kindern sage: 'Vetragts euch!', antwortete der bald 80-jährige Wiener Erzbischof im Interview der "Kronen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) auf die Frage nach einer aktuellen Botschaft an die politischen Vertreter im Land. Schönborn verwies auf die aktuell in Rom tagende Weltsynode der Kirche, wo die Teilnehmer an runden Tischen beraten und "miteinander reden und aufeinander hören", wie der Kardinal festhielt. "Damit erreicht man, dass man zu Konsens kommt - und zu einem guten Weg in die Zukunft. Ich wünsche mir, dass das in den Koalitionsverhandlungen so ist, dass das in den Familien so ist. Dass man so gemeinsam Lösungen findet."
"Man setzt sich zam und redet miteinander!" - das sei in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg so üblich gewesen und das schätze er an Österreich auch besonders, fügte der Kardinal hinzu. Und weiter: "Das nennt sich Sozialpartnerschaft, und das nennt sich Ökumene, und das nennt sich interreligiöser Dialog. Dieser Weg, der ist mein Herzensanliegen, und den wünsche ich mir für unser Land."
"Wenn man halbwegs gesund ist, bleibt man bis 80"
Am Freitag hatte die Erzdiözese Wien bekannt gegeben, dass am 18. Jänner 2025 im Stephansdom eine große offizielle Abschiedsfeier für Erzbischof Kardinal Schönborn stattfindet. Voraussichtlich rund um dessen 80. Geburtstag am 22. Jänner werde Papst Franziskus den Rücktritt Schönborns als Erzbischof von Wien annehmen, hieß es in einer Mitteilung.
Schon vor fünf Monaten habe ihm der Papst über den Nuntius "ganz offiziell mitgeteilt", dass seine Amtszeit bis zum 80. Geburtstag dauern werde, sagte der Kardinal dazu im "Krone"-Interview. "Das ist der einzige fixe Punkt, den ich weiß. Ob bis dahin ein Nachfolger ernannt ist, weiß ich nicht. Das weiß nur der liebe Gott", so Schönborn: "Aber den kann man leider telefonisch nicht fragen."
Der Rücktritt vom Amt des Erzbischofs habe nichts mit seiner Gesundheit zu tun, erklärte der Kardinal, der dem Papst schon zu seinem 75. Geburtstag wie im Kirchenrecht vorgesehen den altersbedingten Rücktritt angeboten hatte. Damals habe der Papst gesagt, dass er seinen Abschied nicht annehmen werde, erinnerte Schönborn, und weiter wörtlich: "Wenn man halbwegs gesund und bei Verstand ist, bleibt man bis 80."
Quelle: kathpress