Tiroler Franziskaner vor Heiligsprechung in Rom
Der Tiroler Franziskanerpater Engelbert Kolland wird am 20. Oktober - dem Sonntag der Weltmission - in Rom von Papst Franziskus heiliggesprochen. Kolland, 1827 im Tiroler Zillertal geboren, erlitt 1860 in Damaskus den Märtyrertod, als er sich weigerte, seinem christlichen Glauben abzuschwören. Er wird gemeinsam mit weiteren zehn Märtyrern, darunter sieben Franziskanerbrüder und drei Gläubige der Maronitenkirche, in den Stand der Heiligen erhoben. Zur Heiligsprechung werden mehr als 300 Personen aus der Diözese Innsbruck und Erzdiözese Salzburg - darunter auch Delegierte aus Kollands Heimatgemeinden - in Rom präsent sein; auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und Weihbischof Hansjörg Hofer sowie der Franziskanerorden nehmen teil.
Kolland sei nicht nur ein Heiliger für das Zillertal oder für Österreich, sondern "ein Heiliger für die Gemeinschaft des katholischen Glaubens auf der ganzen Welt", strich Lackner die Bedeutung der Heiligsprechung heraus. Sein Martyrium sei zudem ein wichtiges Mahnmal, so der Erzbischof: Es erinnere daran, dem Glauben auch in extremen Situationen treu zu bleiben und lehre, dass "brutale Gewalt keiner Religion als Mittel dienen darf".
Neben Kolland werden am 20. Oktober auch die Ordensgründerinnen Marie-Leonie Paradis und Elena Guerra sowie der Priester und Ordensgründer Giuseppe Allamano heiliggesprochen. Auch der als "Cyber-Apostel" bekannt gewordene Carlo Acutis wird zur Ehre der Altäre erhoben. Der Termin für die Heiligsprechung Acutis ist noch offen.
Die Heiligsprechung wird als bedeutendes Ereignis in der Erzdiözese Salzburg und im Zillertal gefeiert. Die Pfarre Zell am Ziller, in der Kolland getauft wurde, und die Pfarre Ramsau begehen die Heiligsprechung mit einem dreitägigen Triduum vom 25. bis 27. Oktober. Höhepunkte der Feierlichkeiten sind unter anderem Festmessen und eine Segensandacht mit der Reliquie des Heiligen. Erzbischof Lackner, Weihbischof Hofer und der Provinzial der Franziskanerprovinz Austria, P. Fritz Wenigwieser, werden die Gottesdienste leiten. Lackner, Glettler und Hofer werden zudem am 21. Oktober eine gemeinsame Dankmesse in der päpstlichen Basilika von Santa Maria Maggiore in Rom feiern.
Verehrung des Heiligen
Der Missions-Franziskaner Kolland war mit sieben Ordensbrüdern aus Spanien unter der Leitung von Pater Emanuel Ruiz Lopez sowie den drei maronitischen Laien-Christen Francis, Abdel Moati und Raphael Massabki in der syrischen Stadt von muslimischen Drusen getötet worden. Die Seligsprechung der Märtyrer fand bereits am 10. Oktober 1926 in Rom durch Papst Pius XI. statt. Engelbert Kolland ist bei einem Seitenaltar der Pauluskirche in Damaskus begraben.
Die Verehrung Engelbert Kollands hat in seiner Heimat bereits lange Tradition. Seit seinem 150. Todestag im Jahr 2010 wurde die Verehrung des Märtyrers intensiviert, etwa durch die Gründung einer Engelbert-Kolland-Gemeinschaft, den Bau der "Granatkapelle zum seligen Engelbert Kolland" auf 2.087 Metern Höhe sowie die Einführung eines Engelbert-Lehrpfads im Zillertal. Weiters hat der bekannte Briefmarkenkünstler Johannes Margreiter zur Heiligsprechung des Zillertalers eine eigene Briefmarke gestaltet. Es zeigt den Seligen Franziskaner in seinem Habit, der zur Hälfte in Rot - der Farbe der Märtyrer - gehalten ist.
Geburtshaus steht noch
Kolland ist zweiter Patron der Franziskaner-Provinz Austria und Südtirol. Sein Gedenken und seine Verehrung umfassen vorrangig Anliegen wie Nerven-, Hals-, Ohren- und Augenleiden, aber auch Prüfungen und Gerichtsverhandlungen. In einem neu erschienenen Buch über Kolland betonen die Tiroler Priester Volker Stadler und Johannes Laichner, dass Kolland nicht allein wegen seines gewaltsamen Todes, sondern vor allem aufgrund seiner Vision der christlichen Nächstenliebe heiliggesprochen werde.
Engelbert Kolland - sein Geburtsname war Michael - stammte aus Ramsau im Zillertal, sein Geburtshaus "Lochhäusl" steht laut Laichner noch heute. Getauft in Zell am Ziller, erhielt er in Salzburg die Ordensausbildung, lernte in Hall Fremdsprachen und wurde schließlich in Trient zum Priester geweiht. Mit spielt hier auch, dass seine Familie protestantisch war: Sein Vater Kajetan, ein Holzknecht, war Sprecher der im Untergrund lebenden Lutheraner und wurde Opfer der Vertreibungen im Zillertal im Jahr 1837, woraufhin die Familie in die "Toleranzgemeinde" Rachau in der Steiermark übersiedelte.
Kolland studierte nach seiner Priesterweihe mehrere Jahre in Bozen, wurde dann 1855 als Missionar ins Heilige Land gesandt und kam nach kurzer Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche in seine letzte Wirkstätte, das Paulus-Kloster in Damaskus. Im Zuge der Drusenaufstände kam es dort 1860 zu Ausschreitungen, bei denen in wenigen Tagen etwa 8.000 Christen im Viertel ermordet wurden. Als in der Nacht vom 9. auf 10. Juli das Kloster angegriffen wurde, gelang es Kolland zunächst als einzigem, über das Dach zu fliehen. Er wurde jedoch in den Morgenstunden gestellt und dreimal gefragt, ob er bereit sei, Christus abzuschwören. Für jede Absage erhielt er einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Der Angreifer soll Engelbert bereits zuvor gekannt haben.
Quelle: kathpress