Seelische Gesundheit: Kirche begleitet über Krisenzeit hinaus
Gezielte Hilfsangebote, aufmerksames Zuhören und ein vorurteilsfreier Austausch können Betroffenen in Krisensituationen helfen und stärken: Darauf machen kirchliche Angebote anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit (Donnerstag) aufmerksam. Das Klinikum Schwarzach im Salzburger Pongau rückt etwa die Tabuisierung des Themas Suizid in den Fokus, da in Österreich dreimal so viele Menschen durch Suizid wie im Straßenverkehr sterben. "Übliche Bewältigungsmöglichkeiten greifen oft nicht mehr, dies führt zu einem seelischen Ungleichgewicht und Ausweglosigkeit", erklärte Maria Trigler, Leiterin des Psychologischen Dienstes am Klinikum. Psychische Vorsorge sollte daher bereits in der Schule beginnen, um Mythen über psychische Erkrankungen zu durchbrechen.
Hilfe für Kinder in Krisen bietet seit 25 Jahren die kostenlose Krisenhotline "Kids-line" der Telefonseelsorge Salzburg. Kinder und Jugendliche bräuchten stabile Beziehungen und Bezugspersonen, die sie auch über den Zeitraum einer Krise hinweg begleiten, betonte "kids-line"-Leiterin Theresa Schimke. Das unter der Hotline 0800/234 123 täglich von 13 bis 21 Uhr erreichbare Angebot wurde 1999 gegründet und bietet laut Schimke einen "Vertrauensraum" für Kinder und Jugendliche.
Gerade in Fällen von Vernachlässigung oder Gewalt sei das telefonische Angebot eine erste und zuverlässige Anlaufstelle, sagte Psychotherapeutin Rita de Dominicis von "kids-line". Ein großer Vorteil liege darin, "dass sich Kinder anonym melden können, die im niedergelassenen Beratungs- und Psychotherapiebereich aufgrund der bekannten Versorgungsschwierigkeiten nicht ankommen, keinen Platz erhalten oder von sehr schwierigen, bis toxischen Familiensystemen die Erlaubnis dazu nicht erhalten".
Häufig genannte Themen der Kinder und Jugendlichen seien Ängste, Suizidgedanken, familiäre Konflikte und Einsamkeit, aber auch das Fehlen von Sicherheit. Die "kids-line"-Mitarbeitenden geben Orientierung und unterstützen die Kinder in schwer aushaltbaren Situationen, sei es im Gespräch oder via Chat. Dabei wird auch Kontakt zu zuständigen Institutionen wie der Kinder- und Jugendhilfe, dem Kinderschutzzentrum, der Kinder- und Jugend-Anwaltschaft, der Polizei oder Kliniken hergestellt.
Die vier hauptamtlichen und 110 freiwilligen Mitarbeitenden verzeichnen monatlich 5.000 Kontaktaufnahmen per Telefon oder Chat, zudem werden neben den Einzelgesprächen auch rund 100 Kinder über längere Zeiträume beraten und begleitet, teilte die Erzdiözese Salzburg in einer Aussendung mit.
Menschen in Krisen auf Hilfe von außen angewiesen
Rund 1.200 Menschen nehmen sich jährlich in Österreich das Leben. Hilfsangebote wie die Ambulanz des Kardinal Schwarzenberg Klinikums stehen Betroffenen offen. "Der Wunsch nach Beendigung des eigenen Lebens ist ein tiefgreifendes soziales und psychologisches Phänomen, das durch vielfältige Faktoren bedingt wird. Nicht immer geht es darum, einfach nicht mehr leben zu wollen", erklärte Maria Trigler, Leiterin des Psychologischen Dienstes am Kardinal Schwarzenberg Klinikum, dem zweitgrößten Krankenhaus im Bundesland Salzburg, die Situation der Betroffenen.
Wichtig sei über psychische Gesundheit aufzuklären und frühzeitig Hilfe anzubieten, betonte Trigler. Besonders in ländlichen Gebieten, wie den Bezirken Pinzgau, Pongau und Lungau, herrschten weiterhin hohe Suizidraten, vor allem bei Männern. Soziale Isolation und gesellschaftliche Vorurteile verstärken das Gefühl der Ausweglosigkeit.
"Die Möglichkeit, über Belastendes vorurteilsfrei sprechen zu können, kann eine erste große Entlastung für Menschen in Krisen sein", so Trigler. Neben professionellen Hilfsangeboten spielten daher auch persönliche Beziehungen eine zentrale Rolle. Unterstützung biete etwa die ambulante Krisenintervention "Pro Mente Salzburg" oder die Ambulanz der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach.
(S E R V I C E - Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr und gebührenfrei unter der Notrufnummer 142 erreichbar sowie unter www.telefonseelsorge.at. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums unter www.suizid-praevention.gv.at)
Quelle: kathpress