30 Jahre Frauen- und Geschlechterforschung: Symposion an Uni Graz
Mit einem Symposion am 10./11. Oktober und der Verleihung des renommierten Elisabeth-Gössmann-Preises für hervorragende Arbeiten zur Frauen- und Geschlechterforschung feiert die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz ein doppeltes Jubiläum: Seit 30 Jahren gibt es dort den Forschungsschwerpunkt "Theologische Frauen- und Geschlechterforschung" sowie eine eigene universitäre Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung. Das international besetzte Symposion steht unter dem Titel "Macht - Gender - Religion". Höhepunkt ist am Abend des 10. Oktober die Verleihung des Elisabeth-Gössmann-Preises an die Bochumer Theologin und Gender-Expertin Katharina Mairinger-Immisch. Ein Förderpreis geht an die evangelische Kieler Theologin Louisa Sophie Schmacke.
Wie die Sprecherin des Gender-Schwerpunktes, die Theologin Martina Bär, in einem Interview auf der Website der Katholisch-Theologischen Fakultät betont, habe die theologische Frauen- und Geschlechterforschung in den vergangenen 30 Jahren sehr viel erreicht, indem sie religiöse Quellen von Geschlechterdiskriminierung offen gelegt und historisch neu eingeordnet habe. Ein rein männlicher Blick auf die Theologie sei aufgebrochen worden und zahlreiche Frauen seien durch die Bewusstseinsarbeit motiviert worden, "den Zusammenhang von Geschlechterordnung und Spiritualität kritisch zu hinterfragen" und eine geschlechtergerechte Kirche einzufordern. Gott sei schließlich nicht nur männlich, "sondern auch weiblich und im Grunde transgender", so Bär.
Zugleich zeigte sich Bär in dem Interview überzeugt, dass die Arbeit mit dem Erreichten noch nicht abgeschlossen sei. "Die Zukunftsvision lautet, dass Theologische Frauen- und Geschlechterforschung nicht mehr als ein spezieller methodologischer Zugriff auf Theologie betrachtet wird, sondern als integraler Bestandteil - voll der Anerkennung, weil die Frauen- und Geschlechterforschung wichtige Einsichten für die Frage nach Gott, dem Menschsein und dem Glauben ermöglichen." Diese Vision wäre daher auch erst realisiert, wenn Katholiken gleich welchen Geschlechts und welcher sexuellen Orientierung "bedingungslos anerkannt und strukturell gleichbehandelt werden, indem sie etwa Zugang zu allen Weiheämtern erhielten", so Bär.
Referentinnen und Referenten des Symposions "Macht - Gender - Religion" sind u.a. die Grazer Theologinnen Michaela Sohn-Kronthaler und Irmtraud Fischer sowie die spanische Theologin Teresa Forcades. Weitere Referentinnen werden etwa über den "politisch aufgeladenen und oftmals katholisch legitimierten Anti-Genderismus in (süd-)osteuropäischen Ländern" referieren, heißt es in der Ankündigung. Über den "linguistischen Streitfall Gendern" spricht die den "Duden" beratende Journalistin Christine Olderdissen und die Grazer Linguistin Anouschka Foltz. Über die "heißen Eisen der männlich-menschlichen Natur Jesu im Verhältnis zur göttlichen Natur" referieren schließlich u.a. der Neutestamentler Hans-Ulrich Wiedemann und der Fundamentaltheologe Magnus Striet.
Bereits am 18.-20. September hat die Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung an der Universität Graz ihr 30-Jahr-Jubiläum gefeiert - mit der Tagung "Menschen - Maschinen - Umwelten". (Infos: https://genderforschung-theologie.uni-graz.at/de)
Quelle: kathpress