150 Jahre Steyler Missionare: Jubiläumsjahr und Vortragsreihe
Die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare feiert ihr 150-jähriges Bestehen und lädt im Rahmen dieses Jubiläums zu einer Vortragsreihe im Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf ein. Unter dem Motto "Euer Licht soll vor den Menschen leuchten" starten am 15. Oktober fünf Begegnungsabende, bei denen historische und aktuelle Themen des Ordens mit Expertinnen und Experten sowie Missionaren diskutiert werden. Der Ethnologe Andre Gingrich von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften eröffnet die Reihe mit einem Vortrag über den Steyler Missionar und Ethnologen P. Martin Gusinde. Der 1975 im niederländischen Ort Steyl gegründete Orden zählt heute zum siebtgrößten Männerorden der katholischen Kirche und umfasst aktuell 5.800 Mitglieder, davon 1.000 in Ausbildung.
Für Provinzial P. Christian Stranz soll die Vortragsreihe das Engagement der Steyler Missionare sichtbar machen und Mut für die Zukunft wecken soll. Weitere Themen der Vorträge umfassen den Einsatz für soziale Gerechtigkeit, interreligiösen Dialog und die Pfarrarbeit der Steyler Missionare. Die Frage "Interreligiöser Dialog und Mission: ein Widerspruch?" steht im Fokus des Vortrags der Theologin und emeritierten Vorständin des Instituts für Christliche Gesellschaftslehre, Ingeborg Gabriel, am 21. Jänner 2025.
Der Abschlussabend am 8. April 2025 widmet sich der Verkündigung des Wortes Gottes. Die Vortragsreihe ist Teil des zwölfmonatigen Jubiläumsjahres, das am 8. September begann und mit einer Festmesse sowohl im Gründungshaus in Steyl (Niederlande) als auch in St. Gabriel eröffnet wurde.
Orden feiert mit Jubiläumsjahr
Ein ganzes Jahr lang feiern die Steyler Missionare den 150. Geburtstag ihrer Ordensgemeinschaft; am 8. September begann das weltweite Jubiläumsjahr, seinen Abschluss findet es mit dem 150. Gründungstag im September 2025.
Am 8. September 1875 gründete Arnold Janssen im niederländischen Ort Steyl die "Gesellschaft des Göttlichen Wortes" (Societas Verbi Divini, abgekürzt SVD), wie der Orden offiziell heißt. Aus bescheidenen Anfängen entstand eine weltweit tätige Ordensgemeinschaft mit heute fast 6000 Mitgliedern. Das Jubiläumsjahr steht unter dem Motto "Zeugnis ablegen für das Licht, überall und für alle".
Auch Europa Missionsgebiet
Hintergrund ist die Besonderheit der Steyler Missionare, schon seit den 1990er Jahren auch Europa als Missionsgebiet zu sehen, wobei Missionare aus Übersee eingesetzt werden. In Europa nahmen ab den 1970er Jahren die Eintritte zwar stark ab, in anderen Kontinenten stiegen die Zahlen jedoch, sodass mittlerweile mehr als die Hälfte der Mitglieder aus Asien stammen: Indonesien, Indien und die Philippinen sind heute die wichtigsten Herkunftsländer, gefolgt von Polen. Steyler Missionare arbeiten in 79 Ländern auf fünf Kontinenten: Bei den Massai in Tansania ebenso wie in philippinischen Slums, in entlegenen Außenstationen in Madagaskar wie in Seelsorgeräumen und Pfarrverbänden in Österreich und der Schweiz oder am Pariser Stadtrand.
Ein wichtiger Schwerpunkt ist das Bibelapostolat, doch auch im Bildungs-, Gesundheits- und Medienbereich sind die Ordensleute aktiv. Steyler Missionare führen Schulen, Universitäten und Krankenhäuser, geben Zeitschriften heraus und produzieren Radiosendungen und Filme. Zu den Anliegen gehören neben der Solidarität mit Armen und Marginalisierten, der Einsatz für den Schutz der Menschenwürde, für Mädchen und Frauen, für die Rechte indigener Völker und gegen Fremdenfeindlichkeit, die Begleitung geflüchteter Menschen sowie die Bewahrung der Schöpfung.
Wohl auch, da der Begriff im eigenen Namen steht, beschäftigt sich der Orden gründlich mit "Mission". Der Ansatz dafür sei heute ein sehr ganzheitlicher, heißt es in der Aussendung zum Jubiläum: "Der ganze Mensch steht im Mittelpunkt." Mission sei "Teilhabe an der Mission Gottes", die es weiterzuführen gelte, und "prophetischer Dialog".
In Österreich seit 1889
Arnold Janssen (1837-1909), selbst Gymnasiallehrer, Priester und seit 2003 ein Heiliger der katholischen Kirche, legte in Zeiten der Kolonialisierung mit der Eröffnung des Missionshauses St. Michael in einem verfallenen Gasthaus den Grundstein für den ersten deutschen Missionsorden. Er tat dies im niederländischen Steyl, da kein deutscher Bischof ihm Unterstützung bot und der damalige Kulturkampf eine Ordensgründung in Deutschland unmöglich machte. Zahlreiche Schüler und Priester schlossen sich ihm an, darunter der aus Südtirol stammende Josef Freinademetz und der Deutsche Johann Baptist Anzer, die beide 1879 als erste Missionare der neugegründeten Gesellschaft nach China ausreisten.
Janssen übernahm Missionsgebiete in Amerika, Afrika und Asien, etwa in China, Argentinien, Ecuador, Togo und Neuguinea. 1889 gründete er seine erste Niederlassung in Österreich, das Missionshaus St. Gabriel, in dem seither viele hunderte Missionare ausgebildet wurden und bis heute die Provinzleitung und die Missionsprokur verortet ist. Bereits 1878 hatte Janssen in Steyl eine Druckerei eröffnet, um seine Missionsidee zu verbreiten und mit dem Gewinn der Zeitschrift "Stadt Gottes" (heute: "Leben jetzt") sein Werk zu finanzieren. 1905 folgte die offizielle Anerkennung des Ordens durch den Vatikan. Bei Janssens Tod 1909 zählten die Steyler Missionare bereits 400 Patres und 600 Brüdermissionare in Ewigen Gelübden, sowie 1.000 Mitbrüder in Ausbildung.
Arbeitsschwerpunkte auch Migranten und Umwelt
In der Mitteleuropäischen Provinz des Ordens mit Niederlassungen in Österreich, Kroatien, der Schweiz und Paris leben derzeit 100 Mitbrüder aus 17 Ländern. Sie arbeiten u.a. in der Pfarrpastoral, in der Jugend- und Krankenhausseelsorge, in der Migrantenpastoral, im Bibelapostolat, in den Missionsprokuren und im öko-sozialen Engagement. Tätig sind die heimischen Steyler Missionare derzeit in Pfarren in Wien-Favoriten, im Bezirk Mödling, in Wels, Bischofshofen und Dornbirn.
Zur "Steyler Familie" gehören weiters auch zwei Schwesterngemeinschaften: 1889 gründete Arnold Janssen die Steyler Missionsschwestern ("Dienerinnen des Heiligen Geistes", SSpS) und 1896 den kontemplativen Orden der Steyler Anbetungsschwestern ("Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung", SSpSAP). In den letzten Jahren verstärkten die Steyler Missionare weltweit die Zusammenarbeit mit Laien-Partnern, die sich mit der Spiritualität der Steyler verbunden fühlen. (Infos zum Jubiläumsjahr: www.steyler.at/150jahre)
Quelle: kathpress