Neu ernannter Kardinal Nemet war Kaplan in Niederösterreich
Unter den 21 neuen Kardinälen, die der Papst am Sonntag angekündigt hat, ist auch einer mit engen Beziehungen nach Österreich: Der Belgrader Erzbischof Ladislav Nemet (68) gehörte um die Jahrtausendwende der Österreichischen Provinz der Steyler Missionare an, lehrte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule von St. Gabriel bei Wien und war als Pfarrseelsorger engagiert. Später wirkte der international gut vernetzte Ordensmann u.a. als Generalsekretär der Bischofskonferenz in Ungarn und war danach Bischof im serbischen Zrenjanin. 2022 berief ihn der Papst 2022 nach Belgrad. Seit 2021 ist er auch Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und bemüht sich, Brücken zwischen Ost und West zu bauen. Auch unterstützt er maßgeblich den synodalen Prozess der Kirche.
Erst vor wenigen Wochen gehörte Nemet etwa zu den federführenden Organisatoren eines in Linz abgehaltenen Workshops der europäischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weltsynode. "Synodalität ist kein Moment, sondern ein Prozess", betonte er dabei in einem Kathpress-Interview. Die Entfaltung von Neuem brauche stets Zeit und Geduld - dies gelte auch in der Kirche. Der bisherige synodale Prozess habe neues Vertrauen unter den Kirchenvertretern in Europa geschaffen und gezeigt, "dass eine neue Kultur des miteinander Redens möglich ist", zeigte sich Nemet überzeugt.
Der künftige Kardinal besucht regelmäßig Österreich. Im vergangenen Jahr feierte er in Eisenstadt das Martinsfest zum Jubiläum des burgenländischen Landespatrons. In seiner Predigt übte Nemet damals auch Kritik an der zunehmenden gegenseitigen Abschottung der EU-Staaten voneinander und der EU insgesamt.
Ein Jahrzehnt in Österreich
Ladislav (Laszlo) Nemet wurde am 7. September 1956 in Odzaci (Serbien) geboren und wuchs in Subotica auf. 1976 trat er in die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare, die "Gesellschaft des Göttlichen Wortes" (SVD), ein. Er studierte Philosophie und Theologie in Polen. 1983 wurde der Ordensmann zum Priester geweiht. Nach Abschluss eines Doktoratsstudiums an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom arbeitete Nemet ab 1987 als Missionar auf den Philippinen.
Von 1994 an lebte Nemet in Österreich, wo er bis 2004 Mitglied der Österreichischen Steyler-Provinz war. Er lehrte als Professor für Dogmatik an der damaligen Philosophisch-Theologischen Hochschule von St. Gabriel und war Präfekt der Theologiestudenten. Auch an der Theologischen Fakultät der Jesuiten in Zagreb unterrichtete er.
In der Südstadt (Pfarre Maria Enzersdorf) in Mödling bei Wien unterstützte Nemet die Pfarrseelsorge und war von 1997 bis 2003 Aushilfskaplan. Zwischen 2000 und 2004 arbeitete er zudem bei der Vatikan-Vertretung für die in Wien ansässigen internationalen Organisationen mit.
Über Ungarn zurück nach Serbien
Ab 2004 leitete Nemet die ungarische Steyler-Provinz, lehrte an der "Sapientia"-Hochschule für Ordensleute in Budapest und wurde 2006 zum Generalsekretär der ungarischen Bischofskonferenz gewählt.
2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. (2005-2013) zum Bischof von Zrenjanin in Serbien. Die Bischofsweihe empfing Nemet vom ungarischen Primas Kardinal Peter Erdö. Der Steyler-Bischof diente auch als Generalsekretär und Vorsitzender (ab 2016) der internationalen "Bischofskonferenz der Heiligen Cyrill und Method", die die katholischen Diözesen in Serbien, Kosovo, Montenegro und Nordmazedonien umfasst.
Die im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) versammelten Bischöfe wählten Nemet 2021 als Vizepräsident in ihren dreiköpfigen Vorstand. Ende 2022 löste Nemet Stanislav Hocevar nach dessen altersbedingten Rücktritt im Amt des Erzbischofs von Belgrad ab.
Serbischer Patriarch gratuliert
In Serbien sorgt die für 8. Dezember angekündigte Kardinalserhebung unterdessen für großes Aufsehen. Unter anderem gratulierten Staatspräsident Aleksandar Vucic und der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije dem Belgrader Erzbischof, der aktuell an der Synodenversammlung in Rom teilnimmt.
Patriarch Porfirije verband seine Glückwünsche an den neu ernannten Kardinal mit dem Dank an Papst Franziskus für diese Wahl, mit der nicht nur Nemets bisherige Verdienste in der Katholischen Kirche gewürdigt werden. Vielmehr zeige der Papst damit auch die Bedeutung, die er Serbien beimisst, so Porfirije in seinem Glückwunschschreiben. Der serbisch-orthodoxe Patriarch hält sich derzeit gerade zu einem Pastoralbesuch in Kanada auf.
Steyler-Provinzial: "Ausgezeichneter Netzwerker"
Große Freude über die vom Papst angekündigte Aufnahme von Ladislav Nemet ins Kardinalskollegium herrscht auch bei den Steyler Missionaren der Mitteleuropäischen Provinz mit Sitz in Maria Enzersdorf. Provinzial Christian Stranz würdigte in einer Pressemitteilung am Montag die "gewinnende Art" des Belgrader Erzbischofs, der auch ein "ausgezeichneter Netzwerker" sei. Stranz wies auch auf die außerordentliche Sprachbegabung Nemets hin, der neben seiner Muttersprache Ungarisch auch Polnisch, Deutsch, Englisch und Italienisch beherrscht.
Mit Tokios Erzbischof Tarcisio Kikutchi (65) - er ist auch Präsident des Caritas-Weltverbands "Caritas Internationalis" - ist ein zweiter Steyler Missionar unter den 21 Männer, die der Papst am 8. Dezember zu Kardinälen kreieren wird. Kikutchi und Nemet hätten beide pastorale Erfahrungen in verschiedenen Erdteilen gesammelt und seien somit "bestens darauf vorbereitet, Papst Franziskus in der Leitung der Weltkirche zu unterstützen", erklärte Provinzial Stranz.
Quelle: kathpress