Katholische Weltsynode geht in die zweite Woche
Mit Einkehrtagen, einem beeindruckenden Bußakt und einer großen Eröffnungsmesse hat die katholische Weltsynode begonnen. Bestens eingestimmt durch spirituelle Impulse, eine Vergebungsbitte für kirchliche Verfehlungen und eine in die Zukunft weisende Festmesse sollte die Versammlung, die bis 27. Oktober über Reformen in der Kirche beraten will, ans Werk gehen.
Bis zur erwünschten "Harmonie in der Vielfalt" scheint es jedoch ein langer Weg, wie sich am Reizthema Rolle der Frau in der Kirche schon in der Auftaktsitzung zeigte. Dem trug die Synodenleitung Rechnung und setzte überraschend einen zusätzlichen Gesprächstag für dieses und andere "heiße Eisen" an. Das erhöht die Spannung auf die kommenden Tage.
Die zweite Woche beginnt nicht nur für die rund 370 Frauen und Männer, darunter etwa 270 Bischöfe, mit einem besonderen Akzent: Für Montag hat der Papst einen Tag des Fastens und Gebets für den Weltfrieden ausgerufen. Am 7. Oktober jährt sich der Überfall der Hamas auf Israel und damit der Beginn des aktuellen Nahostkriegs. Dieser zieht bedrohlich weite Kreise, wie Franziskus immer wieder warnt. Schon für Sonntag hatte er ein Rosenkranzgebet in der Basilika Santa Maria Maggiore anberaumt, an dem die Synodenväter und -mütter teilnehmen sollen.
Frauen entscheiden mit
Dass etwa ein Achtel der Versammelten Frauen sind und voll mitentscheiden können, ist ein Novum in der Kirchengeschichte, das immer wieder hervorgehoben wird. Denn eines der Kernthemen ist die Teilhabe von Frauen in der Kirche - wozu aus Sicht mancher Teilnehmer auch der Zugang zu Weiheämtern gehört. Doch für Unmut sorgte bei manchen, dass Franziskus im Frühjahr entschied, genau dieses Thema aus der zentralen Versammlung in eine Studiengruppe auszulagern. Zusätzliche Irritationen verursachte am Mittwoch die Ankündigung des obersten vatikanischen Glaubenshüters, Kardinal Victor Fernandez, es werde ein lehramtliches Schreiben zur Rolle der Frau geben - wobei er sich schon bei der Ankündigung skeptisch über die Chancen für ein Frauen-Diakonat äußerte.
Darauf waren ab Donnerstag andere geistliche Konferenzteilnehmer um Klärung bemüht: Das Thema sei beileibe nicht vom Tisch, sondern solle in der Studiengruppe vertieft werden, mit offenem Ausgang, so der Sondersekretär der Synodenversammlung, Pater Giacomo Costa, und der australische Bischof Antony Randazzo.
Am Samstag dann eine überraschende Volte durch das Synodensekretariat; offenbar hatte man das Grummeln vieler Synodaler wahrgenommen, die es nicht gut fanden, dass die Zwischenergebnisse der zehn Arbeitsgruppen zum Frauenthema und anderen Streitfragen laut Tagesordnung nicht debattiert werden sollten. Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech schlug einen außerplanmäßigen Austausch zwischen den Arbeitsgruppen und den Synodenmitgliedern vor. 265 Anwesende stimmten dafür, 74 dagegen.
Zu dem Austausch mit den Sprechern und Sprecherinnen aller zehn Studiengruppen soll es am Nachmittag des 18. Oktober kommen, an dem die Generalsynode eigentlich frei gehabt hätte. Eine Aussprache in der Generalversammlung ist zwar nicht vorgesehen, aber es sei "ein erster Schritt", meint der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, der als theologischer Experte an der Synode teilnimmt.
Wie kann Kirche "synodaler" werden?
Zuvor steht bereits am Dienstag (8. Oktober) die Wahl der Mitglieder der Redaktionskommission für das Abschlussdokument auf dem Programm; jenes Papier, das am Ende der knapp vierwöchigen Beratungen dem Papst vorgelegt werden soll. Er wünscht sich dafür konkrete Vorschläge, wie die Kirche "synodaler" werden kann, also wie es möglich wird, alle Gläubigen in Beratungen und Entscheidungen für die Kirche von morgen einzubeziehen. Was er davon umsetzen will, liegt am Ende in seiner Hand.
Zwei weitere besondere Ereignisse stechen kommende Woche hervor: Der Mittwoch ist gekennzeichnet durch das Theologisch-Pastorale Forum zu den Themen "Das Volk Gottes, Subjekt der Sendung" und "Die Rolle der bischöflichen Autorität in einer synodalen Kirche". Am Freitag um 19 Uhr findet eine ökumenische Vigil mit Papst Franziskus statt, zu der Vertreter und Vertreterinnen mehrerer christlicher Kirchen erwartet werden. Die Andacht lenkt auch den Blick auf das für die Synode wichtige Thema "Einheit der Christen".
Abseits des Konferenzalltags besteht sicher ein großes Plus der Weltsynode darin, dass Männer und Frauen aus allen Ecken der Erde von ihren Erfahrungen zu Hause berichten können. Das mag Verständnis für sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensumstände wecken und für Westeuropäer eher abstrakte Begriffe konkret machen.
So berichteten am Samstag beim täglichen Medien-Briefing Bischöfe aus Haiti, dem Libanon und den Philippinen von den Herausforderungen durch Naturkatastrophen und Bandengewalt, durch anhaltende Kriege, Armut, Flucht und Vertreibung auch als Folgen des Klimawandels.
Abschied von eurozentristischer Kirche
Der australische Bischof Randazzo warb dafür, Abschied von einer eurozentristischen Kirche zu nehmen - eine der wiederkehrenden Forderungen der Konferenz. Ozeanien umfasse ein Drittel der Erde, doch viele dächten nur an westlich geprägte Länder wie Australien und Neuseeland, so der Bischof von Broken Bay. Papst Franziskus habe sich Zeit genommen für die vom Kolonialismus ausgebeuteten Menschen in Papua-Neuguinea, lobte er. Doch viele Nationen bereicherten sich an den Naturressourcen Ozeaniens, förderten damit den Klimawandel und trieben die Bevölkerung in die Flucht.
Von der Weltsynode forderte Randazzo Solidarität mit den Schwächsten, mit Migranten und Armen: "Wir sollten uns nicht nur auf Themen konzentrieren, die von den Reichen gesetzt werden."
Quelle: kathpress