Caritas: Fast die gesamte Bevölkerung in Gaza hungert
Die Caritas Österreich fordert einen dauerhaften Waffenstillstand in Gaza, um der unter verheerenden Bedingungen lebenden Zivilbevölkerung vor Ort endlich entsprechend Hilfe leisten zu können. In einer Aussendung am Freitag kritisierte die Hilfsorganisation den eingeschränkten Zugang zu Humanitärer Hilfe, die Gefahr für die Helfer sowie die Nicht-Einhaltung des humanitären Völkerrechts. Während die Welt derzeit auf die gegenseitigen Angriffe zwischen Israels Armee, der Hisbollah-Miliz im Libanon und dem iranischen Regime blicke, gingen die kriegerischen Handlungen im Gazastreifen ungehindert weiter.
"Die Lage in Gaza ist nach wie vor katastrophal. Fast die gesamte Bevölkerung hungert. Wir sehen hier eine der schwersten Nahrungsmittel- und Ernährungskrisen der Geschichte", erklärte Alex Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich. Fast die Hälfte der leidenden Bevölkerung des Gazastreifens seien Kinder. "Schätzungen zufolge benötigen mehr als 50.000 Kinder eine sofortige Behandlung wegen akuter Unterernährung, und dafür wird vor Ort dringend Humanitäre Hilfe benötigt", so Bodmann.
Als weitere Forderungen der Caritas nannte Bodmann die Freilassung aller Geiseln und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts. "Wir schließen uns als Caritas auch dem Aufruf von Papst Franziskus zu sofortigem Frieden in Gaza und der gesamten Region an."
Die Opferzahlen seit dem 7. Oktober 2023: Damals forderte das Massaker der Hamas in Israel über 1.200 Tote. Mehr als 250 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seitdem herrscht dort Krieg: Nicht unabhängig überprüfbaren Berichten zufolge wurden mehr als 41.000 Palästinenser getötet und über 96.000 verletzt. Unter den identifizierten Toten sollen mehr als 11.000 Kinder sein.
Die Vereinten Nationen berichteten von bis zu 18.000 unbegleiteten Kindern in den Straßen von Gaza, ohne Schutz und ohne Angehörige. Ein Schulbesuch sei für hunderttausende Kinder nicht möglich, so die Caritas. Die vom israelischen Militär angeordneten Massenevakuierungen beeinträchtigten weiterhin massiv die Sicherheit und Gesundheit der Menschen im Gazastreifen, den Zugang zu lebensrettenden Hilfsgütern und die Suche nach sicheren Zufluchtsorten.
Katastrophale Lage
Die vielen Menschen auf engstem Raum, gepaart mit Mangel an sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, sanitären Einrichtungen und Hygieneartikeln sowie einer zerstörten Infrastruktur, führten zu Krankheiten, wobei insbesondere Infektionskrankheiten bei Kindern stark zunehmen. Ausreichende medizinische Versorgung für die Bevölkerung könne kaum noch aufrechterhalten werden, so die Hilfsorganisation.
Durch die humanitäre Unterbrechung der Kämpfe konnten beispielsweise Polioimpfungen durchgeführt werden, die 446.163 Kinder erreichten, erläuterte Caritas-Österreich-Vizepräsident Bodmann. "Da wird deutlich, was möglich ist, wenn keine Kampfhandlungen stattfinden!"
Nicht nur der Zugang für Humanitäre Hilfe sei problematisch, sondern auch die Gefahr für humanitäre Helfer selbst, so Bodmann. "2024 ist auf dem besten Weg, das bisher tödlichste Jahr für humanitäre Helfer zu werden. Durch den Gaza-Krieg hat sich die Zahl der Todesopfer unter humanitären Helfern dramatisch erhöht, nämlich auf insgesamt mindestens 274 Personen in den letzten zehn Monaten." Weiters sei die unabhängige Berichterstattung im Gazastreifen nicht gegeben, denn es gebe keinen freien Zugang für die Presse. "Auch das sehen wir als Caritas kritisch, auch das entspricht nicht dem humanitären Völkerrecht."
Die Caritas Österreich unterstützt CRS (Catholic Relief Services, die amerikanische Caritas) mit einem Beitrag von 250.000 Euro bei den laufenden Aktivitäten in Gaza. "Bisher konnten von unseren Partnerorganisationen 177.812 Haushalte beziehungsweise 907.351 Menschen unterstützt werden. In Form von Bargeldhilfe, Hilfsgütern, Materialien für Unterkünfte und Winterausrüstung wie Decken, Matratzen, Zelte, Planen", so Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme bei der Caritas Österreich. Auch Hilfe durch Notunterkünfte für intern vertriebene Personen, Nahrungsmittel und Hygieneartikel werde geleistet.
Ein wichtiger Bestandteil sei auch die psychosoziale Unterstützung, so Knapp: "Wir dürfen die Menschen in diesem seit einem Jahr andauernden Albtraum nicht ihrem Schicksal überlassen." Die Caritas bittet dringend um Spenden.
(Caritas-Spendenkonto: Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Nahost-Konflikt, Online-Spenden: www.caritas.at/nahost-konflikt)
Quelle: kathpress