EU-Entwaldungsverordnung verschoben: Kritk bis Verständnis von NGOs
Die Einführung der umstrittenen EU-Entwaldungsverordnung wird um ein Jahr verschoben: Sie sollte mit 1. Jänner 2025 gelten, eine Übergangsfrist von zwölf Monaten soll die Umsetzung nun erleichtern, so der Vorschlag der EU-Kommission. Fairtrade-Österreich Geschäftsführer, Hartwig Kirner, begrüßte die Verschiebung, "da sie den Bauernfamilien in den Ursprungsländern und den Unternehmen in Europa die nötige Zeit gibt, sich auf diese einschneidenden Veränderungen vorzubereiten". Anders der entwicklungspolitische Verein "Südwind", der den Aufschub als inakzeptabel kritisierte: "Die Auswirkungen der Klimakrise waren selten so deutlich wie heuer und immer noch werden Menschen durch Abholzungsprojekte gewaltsam vertrieben", so Maria Hammer, Südwind-Sprecherin für Waldschutz.
Die Produzenten hätten nun "die dringend benötigte Zeit, um sich auf die neuen Regelungen einzustellen und faire Produktionsbedingungen zu sichern", argumentierte Kirner in einer Aussendung. Es sei zudem wichtig, die Herausforderungen fair zu verteilen, sodass "nicht die schwächsten Glieder der Lieferkette die Kosten tragen", betonte der Fairtrade-Geschäftsführer.
Fairtrade bieten den Partnern - wie in Westafrika - Unterstützung an, um die Anforderungen der EU-Verordnung zu erfüllen und die Rückverfolgbarkeit sowie nachhaltige Lieferketten aufzuzeigen. Konkret erfolge dies durch eine Fairtrade-Risk-Map, informierte Kirner.
Einknick vor Forst-Lobby
Den am Mittwoch angekündigten Aufschub der Entwaldungsordnung wertete "Südwind" als Einknick der EU-Kommission vor der Forst-Lobby. Befürchtet werden weitere Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen, so die Südwind-Sprecherin für Waldschutz. Der entwicklungspolitische Verein appellierte in einer Aussendung an Österreichs EU-Abgeordnete, eine wirksame Umsetzung des wichtigen Gesetzes zu fordern, "anstatt einen nicht gerechtfertigten Aufschub durchzuwinken".
Südwind beobachte seit dem Frühjahr, wie die bereits beschlossene EU-Entwaldungsverordnung von Interessenverbänden der Forstwirtschaft mit Falschmeldungen und Halbwahrheiten diskreditiert werde, hieß es. Man habe daraufhin gemeinsam mit dem Österreichischen Biodiversitätsrat, der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) im Mai einen Faktencheck zur Entwaldungsverordnung präsentiert und darin die gängigsten zehn Mythen widerlegt.
Ziel der Entwaldungsverordnung ist es, zu verhindern, dass Produkte auf den europäischen Markt gelangen, die mit Entwaldung, Waldschädigung sowie illegaler Vertreibung von lokaler Bevölkerung in Verbindung stehen. Das betrifft unter anderem Holz, Kakao und Soja.
Quelle: kathpress