Katholische Privatschulen setzen auf neue Schutzkonzepte gegen Gewalt
Die katholischen Privatschulen in Österreich überarbeiten ihre Schutzkonzepte zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und Missbrauch: Eine "Kultur des Hinschauens" solle die Schülerinnen und Schüler schützen, hieß es in einer Aussendung am Donnerstag. Ein neuer Leitfaden des Bildungsministeriums, der am Mittwoch präsentiert wurde, bildet dafür die Grundlage. Bis Ende des Schuljahres müssen alle Schulen individuelle Schutzkonzepte entwickeln. Andrea Pinz, Vorsitzende der Konferenz der Schulamtsleiterinnen und Schulamtsleiter (SALK) der heimischen Diözesen, begrüßt den Leitfaden als wichtige Ergänzung zur kirchlichen Rahmenordnung "Die Wahrheit wird euch frei machen", die seit 2010 auch in den katholischen Schulen gilt.
Eine eigens gegründete österreichweite Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Schulämter, der Ordenskonferenz, Schulleitungen sowie diözesanen Stabsstellen für Missbrauchs- und Gewaltprävention, erarbeite derzeit die Details, hieß es. "Unsere Arbeitsgruppe ist vor allem damit befasst, möglichst rasch zu klären, was aus kirchlicher Perspektive für die Bildungseinrichtungen unverzichtbar zu ergänzen wäre", erklärte Clemens Paulovics von der Österreichischen Ordenskonferenz. Formalrechtlich und inhaltlich decken sich laut Paulovics staatliches und kirchliches Regelwerk bereits in hohem Ausmaß.
Neben der Bearbeitung von Verdachtsfällen gehe es vor allem um Prävention, betonte dazu Andrea Pinz: "Unsere Schulen sollen und wollen österreichweit für eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens und der wertschätzenden Begleitung und Erziehung stehen. Das ist unsere gemeinsame Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen, die unsere Bildungseinrichtungen besuchen." Ziel seien Konzepte für jede Schule, "die jedem einzelnen Menschen und seiner Würde dienen", so die SALK-Vorsitzende und Wiener Schulamtsleiterin.
Die Entwicklung der Schutzkonzepte stelle bereits einen "wesentlichen Schritt für die Bewusstseinsbildung" dar, merkte auch Michael Haderer, Leiter des Kollegiums Aloisianum in Linz, an. Ähnlich die Leiterin der Präventionsstelle der Diözese Eisenstadt, Rebecca Gerdenitsch-Schwarz, die die Bedeutung von Fortbildungen, um den Umgang mit herausfordernden Situationen zu verbessern, unterstreicht.
Der ministerielle Leitfaden sieht etwa eine umfassende Präventionsarbeit vor. An jeder Schule sollen Maßnahmen gegen physische, psychische und sexualisierte Gewalt festgelegt und Risikoanalysen erstellt werden. Ein Verhaltenskodex verpflichtet zudem alle Beteiligten des Schullebens, gegen Mobbing, Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen. An katholischen Schulen wird nun dieser Leitfaden mit den kirchlichen bereits bestehenden Vorgaben abgestimmt.
Im vergangenen Schuljahr 2023/24 besuchten rund 75.000 Schülerinnen und Schüler katholische Schulen in Österreich. Es gibt etwa 300 Standorte mit fast 3.500 Klassen. Die katholischen Privatschulen stehen in der Trägerschaft von Ordensgemeinschaften, Trägervereinen, Stiftungen und Diözesen. Die meisten Schülerinnen und Schüler an katholischen Schulen wies im vergangenen Schuljahr die Erzdiözese Wien mit 29.417 auf, gefolgt von Linz mit 12.750 und Graz-Seckau mit 7.602.
Quelle: kathpress