Weltsynode über Synodalität
In einem von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten Prozess beschäftigt sich die katholische Kirche seit 2021 eingehend mit der Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen von Mitbestimmung es dabei geben soll. Die Weltsynode steht unter dem Leitmotiv "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung" und findet als Konsultations- und Beratungsprozess in mehreren Phasen auf Ebene der Diözesen und Ortskirchen, der Kontinente und der Weltkirche statt.
Vom 2. bis 27. Oktober tagt im Vatikan die zweite und abschließende Vollversammlung der laufenden Weltsynode. Im Juli hatte Papst Franziskus das dazugehörige Arbeitspapier, das sogenannte Instrumentum laboris, veröffentlicht. Es trägt den Titel "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können".
An der Synodenversammlung nehmen 368 Männer und Frauen aus allen Kontinenten als stimmberechtigte Mitglieder teil. 96 von ihnen, also rund ein Viertel, sind keine Bischöfe, sondern Priester, Diakone, Ordensleute oder Laienchristinnen und Laienchristen. Aus Österreich sind Kardinal Christoph Schönborn und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Franz Lackner Mitglieder. Klara-Antonia Csiszar, Pastoraltheologin und Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, gehört bei der Versammlung dem Kreis der rund 70 nicht-stimmberechtigten Expertinnen und Experten an.
Der bisherige weltweite synodalen Prozess gliederte sich in mehrere Phasen: Im Herbst 2021 und im Frühjahr 2022 standen zunächst lokale Beratungen über Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung in Diözesen und kirchlichen Organisationen in aller Welt im Fokus. Um möglichst viele Menschen zu beteiligen, setzte man neben verschiedenen Gesprächsformaten, diözesanen Versammlungen und anderen Impulsen vielerorts auch auf Fragebögen zur Erhebung von Anliegen und Ideen der Gläubigen. Auch aus Österreich gingen die Ergebnisse - gebündelt in eine nationale Zusammenfassung - im Sommer 2022 an das Synodensekretariat in Rom.
Auf Basis der Einreichungen aus aller Welt wurde ein erstes Arbeitsdokument für die nächste Phase des Synodalen Prozesses erarbeitet. Diese bestand aus Beratungen auf Ebene der Kontinente, die im Februar und März 2023 stattgefunden haben. Bischöfe und Delegierte aus europäischen Ländern etwa kamen dazu in Prag zusammen. Alle sieben Kontinentalversammlungen - Afrika, Ozeanien, Asien, Europa, Süd- und Nordamerika sowie die Ostkirchen - erstellten je ein eigenes Abschlusspapier über ihren Austausch. Diese Texte flossen in das Arbeitspapier ("Instrumentum laboris I") für die erste Sitzungsperiode der Welt-Bischofssynode ein, die von 4. bis 29. Oktober 2023 im Vatikan beriet - und zwar erstmals in der Geschichte unter Einbindung von Laienkatholiken und insbesondere Frauen mit Stimmrecht.
Am Ende der ersten Versammlung in Rom beschlossen die Delegierten einen "Synthese-Bericht". Dessen Inhalte wurden in den Monaten danach erneut in Diözesen, Ordensgemeinschaften und an der Kirchenbasis, aber auch von den beim Synoden-Generalsekretariat in Rom eingerichteten Arbeitsgruppen und einem internationalen Pfarrer-Treffen in Rom vertieft. Auf Basis des Syntheseberichts der ersten Synodenversammlung sprach man erneut über Wege und Instrumente einer synodaleren Kirche und konkrete Formen missionarischen Engagements. Die Ergebnisse wurden, unter anderem in Form neuerlicher Länderberichte, an das Synodensekretariat übermittelt. Auf dieser Grundlage entstand das "Instrumentum laboris II" - das Arbeitspapier für die nunmehrige zweite Session der Welt-Bischofssynode.
Die Voten der Synode werden dem Papst vorgelegt, der über das weitere Vorgehen entscheidet - üblicherweise zusammengefasst in einem sogenannten Nachsynodalen Schreiben. Inhaltliche Fragen wie die Ehelosigkeit der Priester oder die Stellung der Frauen in der Kirchenhierarchie hat Papst Franziskus bereits im Vorfeld an Expertengruppen verwiesen, die bis 2025 Vorschläge vorlegen sollen.
Quelle: kathpress