Wien: Figlhaus startet neue Dialog-Initiative
Menschen zusammenzubringen, die im täglichen Leben selten miteinander in Austausch treten: Dieses Ziel verfolgt die Akademie für Dialog und Evangelisation im Figlhaus Wien mit einer neuen Dialog-Initiative. In einer Zeit der zunehmenden politischen Spannungen und gesellschaftlicher Polarisierung wolle man mit dem Dialogformat "Österreich der runden und eckigen Tische" den Austausch fördern, heißt es in einer Aussendung. Der Start der Initiative war am Dienstag mit 19 Tischen und über 200 Tischgästen, darunter Staplerfahrer, Friseurinnen, Geflüchtete sowie Prominente, wie Moderatorin Claudia Stöckl, Standard-Vizechefredakteur Rainer Schüller, Life-Ball-Initiator Gery Keszler sowie der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler und der muslimische Theologe Abualwafa Mohammed.
Es werde zwar viel geredet, das Zuhören und Fragen haben viele allerdings verlernt, fasste es der Innsbrucker Diözesanbischof Glettler zusammen. "Wir können und wollen uns das Nichtkommunizieren angesichts der vielen gesellschaftlichen Herausforderungen nicht mehr leisten", so Glettler. Das Dialogformat "Österreich der runden und eckigen Tische" bezeichnete der Bischof wörtlich als "heiliges Experiment". Es habe aufgezeigt, "dass wir uns als Menschen gegenseitig zumuten dürfen - trotz und mit den unterschiedlichen politischen, weltanschaulichen und religiösen Überzeugungen".
Auch Österreich sei mittlerweile zu einem Ort geworden, "wo viele Menschen aus verschiedensten Gründen nicht mehr miteinander sprechen oder keinen sichtbaren Platz in unserer Gesellschaft haben, und nicht an einen gemeinsamen Tisch mit anderen eingeladen werden", erklärte Mitinitiator Otto Neubauer die Hintergründe des Projekts.
Drei Gänge, hunderte Gespräche
Ein von Freiwilligen des Figlhauses zubereitetes Essen bildete das Fundament des Abends, begleitet von Impulsreden über Innovation und die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenhalt über die Grenzen verschiedener Weltanschauungen hinweg. Diese Reden dienten sowohl als Diskussionsgrundlage an den Tischen als auch als Reflexionsanstoß für alle Anwesenden, erklärte die Initiative ihr Konzept.
Eine besondere Herausforderung des Abends bestand darin, dass die Gäste gebeten wurden, jemanden mitzubringen, der ganz anders ist als sie selbst, um möglichst viele unterschiedliche Stimmen und Meinungen an einem Tisch zu versammeln.
"Ob am Brennpunkt Wiener Reumannplatz oder beim Tiroler Bergdorfwirt - wir möchten Menschen in Österreich eine Plattform bieten, auf der wir miteinander in den Austausch kommen und voneinander lernen können", beschreibt Michael Frey, Leiter der Akademie, das Projekt. Ziel seien Tischgemeinschaften, "in denen diskutiert, vor allem aber unvoreingenommen zugehört werden darf". Unterstützt wird die Initiative sowohl von Medienschaffenden und Freiwilligen als auch von Vertretern unterschiedlicher Religionen.
Nach dem Pilotversuch am Dienstag wolle man das Projekt österreichweit ausweiten, so Initiator Frey. (Info: https://akademie-wien.at)
Quelle: kathpress