Welttierschutztag: Haustier-Segnungen als "Zeichen der Wertschätzung"
Segnungen von Haustieren zu Oktoberbeginn sind in zahlreichen Kirchen Österreichs bereits zu einem liturgischen Fixpunkt geworden. Sie sind "Zeichen der Wertschätzung" und drücken aus, dass Tiere "geliebte Geschöpfe Gottes sind, die er in unsere Obhut gegeben hat", wie "Tierpfarrer" Franz Zeiger in der "Linzer Kirchenzeitung" (aktuelle Ausgabe) dargelegt. Zeiger wird diesen Segen in der Pfarre Linz-St. Peter am Sonntag um 9.30 am Kirchenplatz erteilen. Anderswo gibt es Segnungen von Tieren bereits am Freitag, dem eigentlichen Welttierschutztag und Gedenktag des Heiligen Franz von Assisi (4. Oktober) - wie etwa am Wiener Stephansplatz, wo Dompfarrer Toni Faber um 17 Uhr zum Mitbringen von Hunden, Katzen, Federvieh und Schuppentieren oder zumindest einem Foto davon einlädt.
Zeiger zählt zu den Pionieren in Sachen Tiersegnungen, begann damit schon 1997 und hatte dank der Berichterstattung darüber bald viele Anfragen aus dem In- und Ausland, erklärte er. Tiere seien für ihn immer schon wichtig gewesen - "wie ich Pfarrer geworden bin, war so ziemlich das Erste, dass ich mir Tiere angeschafft habe" - sie leisteten ihm im Pfarrhaus Gesellschaft und holten ihn zum Gassigehen aus dem Pfarrers-Alltag. Sei er verhindert, sprängen Nannys ein - für seine Hündin Lara etwa eine ältere Dame, die dadurch ihre Trauer über den Tod ihres Hundes vor einem Jahr überwunden habe.
Auch abseits der Segnungen hälfen ihm die Vierbeiner bei der Seelsorge, seien sie doch eine "Brücke zum Menschen", mit der Vertrauen leichter aufbaut werde. "Durch das Spazierengehen mit den Hunden treffe ich auf Leute, die ich als Pfarrer sonst niemals kennengelernt hätte", so der Priester. Dank seines Rufes als Tierpfarrer habe er auch relativ viele Hochzeiten, bei denen die Ehepaare ihr Haustier mit dabeihaben - "manchmal hat dann der Hund die Ringe gebracht, das ist ganz lieb". Bei Trauergesprächen bemerke er, dass manche einen Trost darin fänden, "wenn einer meiner Hunde einfach danebenliegt und sie ihn streicheln können".
Gebete in der Hundezone
In der Kirche haben Tiersegnungen eine lange Tradition. Oftmals waren sie mit bestimmten Heiligen wie Leonhard oder Georg verbunden, wobei der Franziskus-Tag im Oktober ein besonders gerne gewählter Termin ist. Der Tag ist bei den christlichen Kirchen auch der Schlusspunkt der sogenannten "Schöpfungszeit", die jährlich vom 1. September bis 4. Oktober dauert und in den Diözesen mit Schwerpunkten zum Thema Umwelt und Schöpfung begangen wird.
Mehrere Diözesen sind dazu übergegangen, Tiersegnungs-Kalender für interessierte Tierbesitzer zu veröffentlichen. In der Erzdiözese Wien etwa sind unter www.erzdioezese-wien.at/tiersegnungen vier Termine dafür am Donnerstag, 19 am Freitag, fünf am Samstag und einer am Sonntag vorgesehen, verteilt auf das Gebiet der Bundeshauptstadt sowie auch auf das östliche Niederösterreich. In Kärnten kündigte die Diözese Gurk-Klagenfurt 15 Termine (https://shorturl.at/puaLN) zwischen Freitag und Sonntag an, wobei als Veranstaltungsorte außer Kirchen-Vorplätze auch Hundefreilaufzonen, Bauernmärkte sowie der Tierpark Rossegg dienen.
Die bisher zweite Auflage einer "interreligiösen Tiersegnung" gibt es am Freitag um 17 Uhr beim Steinkreis der Hundewiese im Grazer Volksgarten: Ein katholischer und ein evangelischer Pfarrer, Reinhard Kofler und Paul Gerhart Nitsche, sowie Imam Adem von der Union Islamischer Kulturzentren, werden gemeinsam einen Segen spenden und dabei "Menschen und Tiere, also alle Lebewesen, umschließen und ihre Verbindung stärken", teilte das Grazer Friedensbüro mit. Auch im Grazer Tierschutzhaus "Arche Noah" sowie etlichen Orten in Tirol, Salzburg, Vorarlberg, Ober- und Niederösterreich sowie dem Burgenland gibt es Tiersegnungen.
Liebe zu allen Geschöpfen
Zum Schutzpatron der Tiere und Umwelt wurde Franz von Assisi (1181-1228), da er eine außergewöhnlich enge Beziehung zur Natur hatte. Seine tiefe Spiritualität und Liebe zu allen Geschöpfen führten dazu, dass er Tiere als Teil der Schöpfung Gottes sah und sie entsprechend mit Respekt und Mitgefühl behandelte. Legenden berichten, er habe einmal zu einem Schwarm Vögel gepredigt, die ihm aufmerksam zugehört hätten. Ein andermal habe er die von einem Wolf geplagte umbrische Stadt Gubbio dadurch von ihrem Schrecken befreit, dass er mit dem Tier sprach und Frieden zwischen ihm und den Bürgern vermittelte. Bekannt ist der mittelalterliche Heilige und Gründer des Franziskanerordens auch für seinen "Sonnengesang", ein Loblied Gottes, das auf die Natur Bezug nimmt und etwa die Sonne als "Bruder", den Mond als "Schwester" bezeichnet.
Quelle: kathpress