Papst: Weltsynode ist Ort des Zuhörens und kein Parlament
Mit einer Mahnung an die Teilnehmer, geduldig zuzuhören und eigene Meinungen zu relativieren, hat Papst Franziskus die zweite und finale Session der Weltbischofssynode über Synodalität eröffnet. In einem feierlichen Gottesdienst sagte er vor den versammelten rund 370 Synodenteilnehmern und etwa 20.000 weiteren Menschen auf dem Petersplatz: "Unsere Versammlung ist keine parlamentarische Versammlung, sondern ein Ort des Zuhörens in Gemeinschaft."
Der Papst betonte, es gehe bei der Synode darum, "Harmonie in der Vielfalt zu schaffen" und führte aus: "Die Synode ist ein Weg, bei dem der Herr uns die Geschichte, die Träume und die Hoffnungen eines großen Volkes in die Hände legt: von Schwestern und Brüdern, die in der ganzen Welt verstreut sind, die vom gleichen Glauben beseelt sind, die vom gleichen Wunsch nach Heiligkeit angetrieben werden, damit wir mit ihnen und für sie versuchen zu verstehen, welchen Weg wir gehen müssen, um dorthin zu gelangen, wohin der Herr uns führen will."
Scharf verwarnte der Papst "diejenigen, die arrogant meinen und behaupten, das alleinige Recht zu haben, die Stimme des Herrn zu hören". An die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Beratungen appellierte er: "Hüten wir uns davor, aus unseren Beiträgen zu verteidigende Positionen oder durchzusetzende Agenden zu machen, sondern bieten wir sie an als Gaben, die wir teilen wollen, auch mit der Bereitschaft, das Eigene zu opfern, wenn dies dazu dienen kann, gemeinsam etwas Neues nach Gottes Plan ins Leben zu rufen."
Mahnung zur Bescheidenheit
Die möglichen Vordenker und Protagonisten bei der knapp vierwöchigen Versammlung mahnte der Papst zu Bescheidenheit. "Unter uns gibt es viele starke, gut vorbereitete Menschen, die fähig sind, sich mit kraftvollen Gedankengängen und brillanten Einsichten emporzuschwingen. All dies ist ein Reichtum, der uns anspornt, uns antreibt, uns manchmal zwingt, offener zu denken und entschlossen voranzugehen, und der uns hilft, auch angesichts von Herausforderungen und Schwierigkeiten fest im Glauben zu bleiben. Es handelt sich jedoch um eine Gabe, die zu gegebener Zeit mit der Fähigkeit kombiniert werden muss, die Muskeln zu entspannen und sich niederzubeugen."
Abschließend sagte der Papst: "Die Synode verlangt von uns angesichts ihrer Bedeutung in gewisser Weise, 'groß' zu sein - im Geist, im Herzen, in den Ansichten -, denn die zu behandelnden Themen sind 'groß' und nicht ganz leicht, und die Zusammenhänge, in denen sie stehen, sind weit und universell." Aber gerade deshalb sollten sich die Teilnehmer daran erinnern, dass "wir der uns anvertrauten Aufgabe nur dann gewachsen sein werden, wenn wir uns klein machen und einander demütig als solche annehmen".
Erste Beratungen am Nachmittag
Am Nachmittag sollten die 368 Synodalen - 368 Männer und Frauen aus allen Erdteilen - zu ihrer ersten Sitzung in der vatikanischen Audienz-Halle zusammenkommen. Unter ihnen sind aus Österreich Kardinal Christoph Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Unter den nichtstimmberechtigten theologischen Beratern der Versammlung ist auch die Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, Klara Csiszar. Die Pastoraltheologin wird unter anderem zwei der vier theologisch-pastoralen Foren moderieren, die das Synodenprogramm heuer neu umfasst.
Bei der Synode sind neue Wege der Beratung und Entscheidungsfindung in der katholischen Kirche das Hauptthema. Offiziell steht sie unter dem Leitwort "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung". Im Juli hatte Papst Franziskus das dazugehörige Arbeitspapier, das sogenannte "Instrumentum laboris", veröffentlicht. Es trägt den Titel "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können".
Unter den 368 stimmberechtigten Teilnehmern der Synodenversammlung sind 272 Bischöfe und 96 Nicht-Bischöfe. 40 Personen sind weder Kleriker noch Ordensangehörige. Einschließlich der Ordensfrauen sind etwa ein Siebtel der Teilnehmer (53) weiblich - ein Novum in der Kirchengeschichte.
Quelle: kathpress