Dekan Winkler: Theologie hat Verantwortung für Gesellschaft
Mit einem Gottesdienst und Gastvortrag des neuen Professors für Philosophische Grundfragen der Theologie, Andreas Scheib, hat an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Salzburg am Dienstag das neue Semester begonnen. Dekan Prof. Dietmar Winkler strich in seinen Begrüßungsworten die gesellschaftspolitische Relevanz der Theologie hervor. Theologinnen und Theologen würden dafür Verantwortung tragen, "wie sich die Gesellschaft weiterentwickelt", so Winkler, auch im Blick auf das Ergebnis der jüngsten Nationalratswahl, wie er ausdrücklich sagte.
Die Theologische Fakultät befinde sich "am Schnittpunkt zwischen Wissenschaft, Universität, Gesellschaft und Kirche", sagte der Dekan, der zugleich von einem "Mehrwert" der Fakultät sprach: "In Zeiten der individuellen Sinnsuche, der multiplen Krisen und Verschwörungstheorien, der Fake News und Echoräume, in denen es sich vortrefflich um sich selbst kreisen lässt und die nicht zuletzt auch Wahlen beeinflussen können, gilt es genau hinzusehen, den offenen Dialog zu wagen und verantwortungsvoll zu handeln."
Die Fakultät vermittle nicht nur Wissen und Fachkompetenzen, "sondern Bildung im eigentlichen Sinn", so Winkler: "Bildung ist viel mehr als bloßes abrufbares Wissen, sondern ein Hinwenden zum Denken des Maßgeblichen und Lebensnotwendigen." Es gehe um den ganzen Menschen. "Es gilt ein Gespür für die Nöte und die spirituellen Bedürfnisse der Mitmenschen zu haben, den Glauben fundiert zu reflektieren, das Weltbild der anderen wahrzunehmen, kulturelle Sensibilität und soziale Kompetenzen zu entwickeln." Und es gehe um die letzten Fragen des Menschseins, die existenziellen, religiösen und spirituellen Fragen.
Nach der Nationalratswahl gebe es nun eine auch am Wahlergebnis ablesbare veränderte politische Landschaft. Auch die Theologinnen und Theologen würden dafür Verantwortung tragen, "wie sich die Gesellschaft weiterentwickelt", so der Dekan: "Gehen wir den Weg der Ausgrenzungen, der Abfälligkeit, der Zerstörung unserer Mit- und Umwelt oder setzen wir uns im Sinne des Evangeliums für die anderen ein, für ein Miteinander, für Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und die Bewahrung der Schöpfung."
Im Blick auf die soeben beginnende Vollversammlung der Weltsynode in Rom meinte Prof. Winkler, die Kirche könnte der Politik eine neue Form von Diskursfähigkeit vorzeigen. "Wir könnten selbst lernen und dann darin Beispiel sein, nicht allzu schnell zu urteilen, vielmehr in die Welt des anderen einzutauchen und den anderen in seiner oder ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit, die mir vielleicht noch fremd ist, zu verstehen."
Das sei ziemlich mühsam, wie er selbst durch den ökumenischen Dialog mit anderen Kirchen aus völlig anderen Kontexten und Kulturen wisse, räumte Winkler ein. Aber es sei zugleich unglaublich bereichernd: "Nicht allzu schnell urteilen, zuhören, den oder die andere aushalten, auch an der Fakultät und auch wenn wir aus anderen Ecken und Winkeln der gleichen Kirche kommen." In den Lehrveranstaltungen, Seminaren und Konversatorien der Theologischen Fakultät könnten die Studierenden diese Diskursfähigkeit lernen.
Drei neue Professuren
Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurden die drei neuen Professuren an der Fakultät vorgestellt. Univ.-Prof. Martin Dürnberger, bisher Assoz.-Prof. für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie, übernimmt die neue Professur für Grund- und Gegenwartsfragen.
Professorin Ines Weber, bisher Professorin für Kirchengeschichte und Patrologie an der Katholische Privat-Universität Linz, übernimmt die neue Stiftungsprofessur für Christliche Persönlichkeitsbildung am fakultätseigenen Fachbereich Philosophie. Professor Andreas Scheib, bisher Privatdozent am Philosophischen Seminar der Karl-Ruprechts Universität Heidelberg, übernimmt die Professur für Philosophische Grundfragen der Theologie. Zudem präsentierte Dekan Winkler das neue Motto der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg "Defining Being. Theology, Wisdom and Religion" (dt. "Das Sein deuten. Theologie, Weisheit und Religion")
Prof. Andreas Scheib zeigte in seinem Vortrag Aspekte der fruchtbaren Verwandtschaft von theologischem und philosophischem Diskurs auf. "Um das zur Sprache zu bringen, was Theologie glaubt, greift diese in weiten Teilen auf die Sprache der Philosophie zurück, die ihr dazu auch ein rationales, intellektuelles Grundgerüst gibt", erklärte er.
Der Eröffnungsgottesdienst im Sacellum stand im Zeichen der Zuversicht und der Begegnung mit Gott und den Menschen. Der Regens des Salzburger Priesterseminars, Tobias Giglmayr, rief in seiner Predigt zu Mut und Gottvertrauen auf: "Auch wir brauchen Zuversicht, Vertrauen und Hoffnung" in herausfordernden Zeiten. Er verwies auf die Heilige Therese von Lisieux, Kirchenlehrerin und Patronin der Mission, der in der Katholischen Kirche am 1. Oktober gedacht wird. "Ihr Weg war einer des Vertrauens zu Gott." Sie könne Vorbild sein. "Der Glaube und die Vernunft gehören zusammen, aber der Glaube übersteigt die Vernunft", schloss Giglmayr seine Predigt. (Infos: www.plus.ac.at/theologie)
Quelle: kathpress