"Weltmissions-Monat" sammelt für Minenkinder-Schule in Madagaskar
Auf Notlagen und Menschenrechtsverletzungen in Madagaskar macht der diesjährige kirchliche "Sonntag der Weltmission" (20. Oktober) aufmerksam. In dem östlich vor Südafrika gelegenen Inselstaat schuften Menschen - darunter besonders viele Kinder - unter sklavenähnlichen Bedingungen in Minen, in denen das weltweit nachgefragte Mineral Mica zutage gebracht wird, heißt es in einer Aussendung der Päpstlichen Missionswerke ("missio") vom Dienstag. Schulprojekte für die Betroffenen ebenso wie Umweltschutzprojekte vor Ort werden aus Österreich von der großen weltweiten Spendenaktion im "Monat der Weltmission" Oktober unterstützt.
Madagaskar gilt als weltweit größter Exporteur des Rohstoffs Mica, der auch Glimmer genannt wird und vielen Kosmetik- und Lackprodukten den typischen Glanz verleiht. Über 1.500 Tonnen des Minerals exportiert das Land jährlich an die Elektro-, Bau-, Farb- und Kosmetikindustrie, hauptsächlich nach China. Gefördert wird es in insgesamt 176 Minen, die im Süden der Insel liegen und 20.000 Menschen beschäftigen, die Hälfte davon Kinder. Schürfer-Familien erhalten vom Verkauf eines Kilogramms Mica fünf Cent, während der Rohstoff als verarbeitetes Produkt in China dann um 12 Euro verkauft wird.
Auch sonst ist der Alltag im tropischen Madagaskar laut "missio"-Nationaldirektor P. Karl Wallner das genaue Gegenteil der "kitschigen Bilder mit Palmenstrand, Sonne und Vanille" aus Reiseprospekten: Neun Zehntel der rund 30 Millionen Bewohner leben in großer Armut, jeder Zweite hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, vier von zehn leiden an Hunger, jeder Vierte ist Analphabet. "Die meisten leben in echtem Elend", so der Zisterziensermönch über einen Projektbesuch vor Ort. Auch das Umweltproblem drängt: Durch massive Rodungen zur Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen sind von den einst 90 Prozent Waldfläche heute nur noch zehn Prozent übrig, was die Böden zur Steppe werden lässt.
Brunnen, Schulen, Medizin und Umwelt
Mit den Spenden für den Weltmissions-Sonntag will "missio" Projekte fördern, die den unter unwürdigen Bedingungen Arbeitenden der Mica-Minen andere Lebensperspektiven gibt. Über 11.000 Kinder in 600 Dörfern im Hochland der Insel sollen besseren Zugang zur Bildung erhalten, unter anderem durch die Unterstützung des von der madagassischen Diözese Ihosy durchgeführten Neubaus einer Schule für Minenkinder. Auch der Bau eines Brunnens mit sauberem Trinkwasser in den Arbeitersiedlungen ist in Planung, zudem soll medizinische Versorgung für schwangere Frauen und erkrankte Menschen ermöglicht werden.
Mit dem lokalen Hilfswerk "Vozama" unterstützt "missio" auf Madagaskar auch ein Öko-Projekt: Rund um die Stadt Fianarantsoa wurden in den vergangenen Jahren eine Million Bäume angepflanzt, was allerdings noch immer zu wenig ist, um ein gesundes Gleichgewicht zu schaffen, wie Vozama-Leiterin Taratra Rakotomamonjy in der Aussenung betont. Rakotomamonjy und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter vermitteln nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern sensibilisieren auch das Lehrpersonal für die Vermittlung eines bewussten und nachhaltigen Umgangs mit der Natur. "Jedes Kind in unseren Schulen pflanzt zum jährlichen Baumpflanztag ein eigenes Bäumchen im Hochland und übernimmt so Verantwortung im Kleinen", erklärt Missio-Projektpartnerin Taratra Rakotomamonjy.
Größte Solidaritätsaktion der Welt
Der Weltmissions-Sonntag ist laut "missio"-Chef P. Karl Wallner die "weltweit größte Solidaritätsaktion": 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken weltweit seien aufgerufen, einen "Beitrag für eine wachsende, karitativ und sozial engagierte Kirche" - vor allem in den ärmsten Ländern des Globalen Südens - zu leisten. "Gebet und Spenden" gleichermaßen seien für nachhaltige und langfristige Hilfe vonnöten, so der Nationaldirektor. Für spezielle Gottesdienste werden von "missio" ein Liturgieheft mit Gestaltungsvorschlägen, Aktionshefte und Plakate zur Verfügung gestellt, sowie erstmals auch eine Novene zu Carlo Acutis. Den Auftakt macht bereits am Dienstag (1. Oktober, 20 Uhr) eine eigene Live gesendete "Weltmissionsshow" auf dem "missio"-Kanal bei YouTube (Infos: www.missio.at/wms, Live-Show unter: http://alturl.com/ieyxp).
Quelle: kathpress